
Das Licht ist diffus und die Protagonistin übt sich anfangs im Genuss starken Alkohols. Nein, sie wird in dem Stück, frei nach Anton Tschechow ( 1860 bis 1904) nicht zur Trinkerin, jedoch das Zweifeln an ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Frausein steht im Mittelpunkt des Einpersonenstücks: „Das wahre Leben ist doch anders!“
Cornelia Gutermann-Bauer ist die Schauspielerin , die zusammen mit ihrem Mann Günter als Regisseur das Turmalin-Theater betreut und mit Einpersonenstücken die Theaterlandschaft deutschlandweit stark beeindruckt. Sehr oft im Zusammenhang mit großen Festivals oder überregionalen Gedenk- und Festtagen finden ihre Inszenierungen großen Anklang. Dass Münnerstadt Spielort dieses intensiven Stückes war, verdankt man der Zusammenarbeit von Antje Rink als Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bad Kissingen und der Stadt Münnerstadt . Das würdigten Zweiter Bürgermeister Andreas Trägner (FW) und stellvertretende Landrätin Brigitte Meyerdierks ( CSU ). Mit der Begrüßung von Staatssekretärin MdB Sabine Dittmar (SPD) verband sie einen kurzen Abriss über die politische Arbeit von Frauen mit Frauen im Landkreis. Was auch kein Wunder war, denn am Vorabend des 8. März, also dem „Internationalen Tag der Frau“, gehörte denselben das Grußwort.
Ausdrucksvolle Sprache und Gesten
Und natürlich auch die Zuschauerinnenplätze. Die Zahl der männlichen Gäste war sehr überschaubar, doch keiner machte den Eindruck, hier fehl am Platze zu sein. Im Gegenteil, fanden sich in dem Stück Attribute einer ganz normalen Beziehung zwischen zwei Geschlechtern. Das ewige Auf und Ab von Stimmungen, das Zumuten von Gemeinheiten und Zuneigungen, Verfehlungen zusammen mit Trauer, Cornelia Gutermann-Bauer sparte nicht mit ausdrucksvoller Sprache und Gesten, schlüpfte gekonnt in die Rolle des männlichen Geldeintreibers und spielte das Dreiecksverhältnis mit ihrem „seit sieben Monaten verstorbenen Nicolas“ überzeugend. Das Zwischenmenschliche, das, was man auch als „zündeln“ oder „anschmeicheln“ interpretieren könnte, fand durch die „wahrhafte“ Persönlichkeit der Witwe Julia eine bildhafte Zurschaustellung
mit überzeugender Kraft.
Entscheidung bleibt offen
Die Zeit der Trauer endet jäh auf dem Gutshof, als der Futtermittelverkäufer sein Geld will. Dass Nicolas vor Monaten tödlich bei einem Ausritt verunglückt ist, mag die Witwe als Befindlichkeit vorschieben, was jedoch den Geschäftsmann nicht beeindruckt, denn der steht selbst unter Druck. Erst spät erkennen beide, dass sie ja eigentlich Nachbarn sind. Und schon nimmt die Stimmung, das Gespräch, die Gestik eine andere Wendung, die ausgehend vom Pragmatismus der Geschäftsinteressen immer mehr in Emotionalität und Menschenverbundenheit hinübergleitet. Die Unsicherheit von Julia wird dadurch nicht geringer, es bleibt die Frage nach einer Entscheidung offen.
Das Stück berührt, in jedem Abschnitt wirft es Fragen auf, die nur zum Teil auf der Bühne beantwortet werden. Es gibt lachende Momente – und kurze Zeit später wird es still. Die Pause in den 80 Spielminuten wird gebraucht, um zu reflektieren, und man weiß noch nicht, wie diese verfahrene Situation enden soll.
Bei diesem Veranstaltungsangebot der Gleichstellungsstelle ist auch der Landkreis Rhön-Grabfeld mit im Boot und dort wird man das Theaterprojekt im Herbst weiterführen.