Die Highland Games haben ihren Ursprung in Schottland – und so sind auch die Disziplinen schottisch geprägt. Frank Krakofsky, für die Abteilung Highland Games im Haarder Sportverein zuständig, erklärt die Disziplinen und deren Hintergrund.
1. Stone of Manhood
Ein Stein wird vom Boden aufgehoben und auf ein Podest gelegt. Männer wählen zwischen 60, 90 und 120 Kilogramm, Frauen zwischen 30, 45 und 60 Kilogramm. Je nach Gewicht gibt es eine Anzahl an Punkten.
Stone of Manhood heißt übersetzt: Stein der Männlichkeit. Warum, erklärt Krakofsky: "Früher galt in Schottland: Wer es schaffte, den schweren Stein auf eine Mauer zu heben, der war ein Mann. Aber es bedeutete auch, dass er bereit zu kämpfen war, also ein Soldat."
2. Baumstammslalom
Beim Baumstammslalom schultert das Team einen Stamm und durchläuft schnellstmöglich einen Slalom. "Wenn ein Clan den anderen überfallen hat, gab es da meist eine Mauer mit Tor, die er überwinden musste. Also haben sie sich einen Baumstamm geschnappt, um die Tür einzurammen."
Der Slalom hat folgenden Hintergrund: "Der überfallene Clan hatte da natürlich etwas dagegen und bewarf die Eindringlinge." Das Ausweichen zeigt sich in der Disziplin durch den Slalom.
3. Steinstoßen und Gewichtshoch- und -weitwurf
Beim Steinstoßen wird ein Stein so weit wie möglich gestoßen (Männer rund acht, Frauen rund 4,5 Kilo). Ähnlich ist es beim Gewichtsweitwurf: Ein Gewicht (Männer: 12,5, Frauen acht Kilo) wird aus dem Stand und in das Zielfeld geworfen. Beim Gewichtshochwurf wird das Gewicht (Männer: 12,5, Frauen 6,25 Kilo) über vorgegebene Höhen geworfen. "Das ist der Gegenpart zum vorherigen: Das ist die Seite, die die Feinde bewirft", sagt Krakofsky.
4. Stammziehen
Beim Stammziehen müssen die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer eine an einem Seil befestigte Baumstammhälfte eine vorgegebene Runde ziehen und dann fliegend an das nächste Teammitglied übergeben. Die schnellste Zeit erhält die meisten Punkte. "Eine Mischung aus Kraft und Ausdauer", sagt Krakofsky.
5. Strohsackhochwurf
Ein Strohsack wird mit Hilfe einer Mistgabel über gespannte Seile geworfen – das höchste sind sechs Meter. Der Hintergrund ist wieder aus dem Kampf: "Eindringlinge haben zum Angriff Strohsäcke über die Mauern geworfen – die sie vorher angezündet haben", so Krakofsky.
6. Timberwalk
Timberwalk heißt auf Deutsch Balkenlauf. Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer bekommen an einem Seil zwei Baumstämme á zwei Meter Länge und zehn Kilo Gewicht angebunden und müssen einen Rundlauf machen. Pro Runde gibt es Punkte.
"Die Disziplin ist am unbeliebtesten, weil sie auf die Ausdauer geht. Die meisten, die mitmachen, trainieren auf Kraft. Dann fehlt es an der Kondition", verrät Krakofsky. Doch im Kampf sei früher eben auch Ausdauer wichtig gewesen.
7. Axtwurf
Bei der Disziplin Axtwurf werfen die Teilnehmenden eine Doppelaxt auf eine Zielscheibe. Der Teil der Axtschneide, welcher in der Scheibe steckt und dem Mittelkreis am nächsten ist, wird gewertet.
"Die Disziplin haben die Bayerischen Vereine mit eingetragen. Sie kommt aus der Schweiz." Gewöhnlich gibt es immer eine Disziplin, die nicht mit Kraft oder Ausdauer zu tun hat – alternativ etwa Hufeisenwurf oder das Schießen mit Pfeil und Bogen.
8. Cabertoss
Beim Cabertoss (Baumstammwerfen) ist das Ziel, einen fünf bis sechs Meter langen Baumstamm zum Überschlag zu bringen. Der Baumstamm wird an der unteren Seite senkrecht gehalten. Dann heißt es Anlauf nehmen und den Stamm so zu schleudern, dass er in der Luft eine 180-Grad-Drehung macht.
Eine Theorie besagt, dass schottische Holzfäller, die kleine Schluchten oder Flüsse überqueren mussten, abgesägte Baumstämme als provisorische Brücke warfen. Dies entwickelte sich zu der schottischen Wettkampfdisziplin.
9. Farmerswalk
Beim Farmerswalk tragen die Athletinnen und Athleten zwei Milchkannen so weit, bis sie nicht mehr können oder zehn Runden geschafft haben. Männer tragen zweimal 40, Frauen zweimal 20 Kilogramm. "Das Problem sind meist die Finger, die es nicht mehr halten können", weiß Krakofsky
Die Disziplin soll die schweren Lasten nachahmen, die ein Bauer auf seinem Hof herumtragen musste.
10. Tauziehen
Neben den 12 Disziplinen mit Punktevergabe gibt es noch das Tauziehen. Hier treten die Teams gegeneinander an, das Gewinnerteam bekommen einen Sonderpokal. "Hier ist es schwierig, eine Wertung nach Punkten zu machen", erklärt Krakofsky. Die Ursprünge dieser Disziplin reichen weit in die Vergangenheit hinein.
Neuerungen bei den Höörder Highland Games 2024
Zum fünften Mal finden bereits die Höörder Highland Games statt. Elf Teams aus der Region, aber auch weiterem Umkreis nehmen Teil. Zwei Neuerungen gebe es diesmal, sagt Krakofsky.
B-Heavy-Wettkampf
Nach dem Turnier starten die B-Heavy-Wettkämpfe der Männer. Diese Spieler brauchen eine bestimmte Qualifikation über ihre Leistungen. 14 Männer aus ganz Deutschland haben sich angemeldet - in ganz Deutschland gibt es sechs B-Heavy-Wettkampforte. Der beste von allen gewinnt vier Tage Schottland.
Mini-Highland-Games für die Kids
Damit die Kinder sich nicht langweilen, hat eine Gruppe Frauen einen kleinen Wettkampf für die Kinder organisiert. "Hier geht es nicht um Kraft, sondern man nähert sich spielerisch den Highland-Games."
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