
750 Liter Bier, 800 Bratwürste, die Quellenkönigin und ein besonderes Jubiläum: auch in diesem Jahr brach eine kleine Abordnung des Städtepartnerschaftskomitees Bad Kissingen in die österreichische Partnerstadt Eisenstadt auf, um auf den diesjährigen Wein- und Genusstagen unterfränkische Spezialitäten anzubieten und alte und neue Freundschaften zu pflegen.
Buch “Salla - Das Pestdirndl“ vorgestellt
Bereits Ende März stellte der Eisenstädter Josef Weidinger in der Bad Kissinger Stadtbücherei unter anderem seinen Historienroman “Salla - Das Pestdirndl“ vor. Das Buch basiert auf einer jahrhundertealten Legende, die der aus Kleinhöflein stammende Prälat Johannes Kodatsch in den 1950er Jahren erstmals niederschrieb.
Es erzählt die Geschichte des nach der heiligen Rosalia benannten Mädchens Salla, das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Komitat Raab-Wieselburg-Ödenburg aufwuchs und durch die hereinfallenden Osmanen den Vater sowie durch die Pest die Mutter verlor.
Josef Weidinger, dem diese Legende laut eigener Aussage eines Nachts „erschienen“ sein soll und er „den Auftrag von oben annahm“, sie neu aufzuschreiben, spendet seitdem pro verkauftes Buch acht Euro für die Restaurierung der eng mit der Legende verbundenen Dreifaltigkeitssäule von Kleinhöflein, auch bekannt als Pestsäule.
Kreuzbergbier, Bratwürste und Wein
Direkt nach Ankunft im Burgenland bestückten die angereisten Bad Kissinger die Verkaufsstände mit Kreuzbergbier, Silvanerbratwürsten sowie Ramsthaler Wein- und Schnapsspezialitäten, bevor der Abend in einem traditionellen Heurigen im Eisenstädter Stadtteil Kleinhöflein unweit der inzwischen aufwendig restaurierten Pestsäule ausklang.

Die in allen Teilen des ehemaligen Österreich-Ungarn anzutreffenden Pestsäulen symbolisieren nicht nur die gottesfürchtige Dankbarkeit für die überstandene Pest von 1679. Dieserart Säulen galten ehemals in vielen Städten des Kaiserreiches auch als stolze Symbole der Zugehörigkeit zur katholischen Habsburger Monarchie.
Organisator kümmerte sich um die Kissinger
Josef Weidinger ließ durch seine nächtliche Erscheinung nicht nur die Legende der Salla neu aufleben, er selbst ist mit seiner Eventagentur seit einigen Jahren der leitende Organisator der Eisenstädter Wein- und Genusstage und hielt deshalb während der gesamten Zeit einen besonders engen Draht zur Bad Kissinger Equipage, um sie bei allen aufkommenden Problemen zu unterstützen.
Auch Eisenstadt selbst besitzt eine imposante, weiß-golden schimmernde Pestsäule, in deren Schatten am frühen Abend des 23. August die Burgenländische Weinkönigin Hanna I. gekrönt wurde und im Beisein unserer Quellenkönigin Kathrin I. sowie der Präsidentin des Bad Kissinger Partnerschaftskomitees, Maren Schmitt, die feierliche Eröffnung der diesjährigen Wein- und Genusstage stattfand.

Bürgermeister besucht Kissinger Stand
Am 26. August ließ es sich der Bürgermeister von Eisenstadt Thomas Steiner nicht nehmen, höchst persönlich am Stand der Bad Kissinger zu einer kleinen Feierstunde vorbeizuschauen. So jährt sich doch die Unterschrift der Bürgermeister beider Städte und somit die offizielle Besiegelung der Städtepartnerschaft exakt an diesem Tage zum 45. Mal.
Ein besonderer Anlass für alle Mitglieder des Teams, kurz innezuhalten, ein Glas zu erheben und diese bis heute prächtig gewachsene Städtepartnerschaft zu feiern. Mit Otto Funck am Zapfhahn war ein Mitglied dabei, das seinerzeit in seiner Funktion als Stadtrat noch persönlich an der offiziellen Unterschriftenzeremonie zur Städtepartnerschaft am 26. August 1978 teilgenommen hatte.

Treffen in Sopron
Ebenfalls verbindet Eisenstadt und das nahe gelegene, ungarische Sopron eine langjährige Städtepartnerschaft, sodass es den Freunden aus Eisenstadt auch hier wieder durch ihre engen Kontakte gelungen ist, für uns ein höchst interessantes Treffen im Sitzungssaal des Rathauses von Sopron und einen herrlichen Altstadtrundgang rund um die auch dort das Stadtbild prägende Pestsäule zu organisieren.
Sopron ist übrigens der ungarische Name des bereits erwähnten Ödenburg.
Wechselvolle Geschichte von Sopron
Die Stadt hat eine lange deutsch-ungarische, wechselvolle Geschichte dies und jenseits der Grenze und ist insbesondere seit dem 19. August 1989 der Inbegriff eines grenzenlosen, freiheitlichen und demokratischen Europas. An diesem Tag fand nahe Sopron das Paneuropäische Picknick statt, bei dem symbolisch für drei Stunden der Grenzzaun geöffnet wurde und sich der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West für einen kurzen Moment öffnete.
Rund 700 DDR-Bürger nutzten diese kurze Chance zur Flucht in Richtung Eisenstadt und damit in die lang ersehnte Freiheit. Durch den Besuch dieses Gedenkortes wurde allen Mitreisenden die Bedeutung des europäischen Gedankens noch einmal besonders deutlich vor Augen geführt.
Abreise nach fünf Tagen
Nicht alles konnte in dieser kurzen Zeit besichtigt, ausprobiert oder genossen werden. Aber nach fünf arbeits- und erlebnisreichen Festtagen, nach hunderten gezapften Liter Bier, gegrillten Bratwürsten und verkauften Schoppen, nach vielen tollen Begegnungen und Gesprächen mit anderen Teilnehmern, Gästen und Interessierten hieß es am Abend des 27. August, um exakt 22 Uhr: Feierabend!
Noch in der Nacht wurde mit dem Abbau begonnen und am nächsten Morgen folgte der etwas sentimentale Abschied von allen alten und neuen Freunden und Vertretern Eisenstadts mit der Gewissheit, dass der nächste Gegenbesuch nicht lange auf sich warten lässt. Und auch alle Kissinger sagten sich unter den Eindrücken der vergangenen Woche: wir kommen wieder! Auf die nächsten 45 Jahre gelebte Städtepartnerschaft.
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