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Bad Kissingen
Das Seligsprechungsverfahren für Pater Reinisch aus Bad Kissingen geht in Rom weiter
Pater Franz Reinisch verweigerte 1942 in Bad Kissingen den Fahneneid auf Hitler.
Die Schlusssitzung für das diözesane Seligsprechungsverfahren für Pater Franz Reinisch fand im gotischen Saal des Trierer Domkreuzgangs statt. Pressestelle Bistum Trier       -  Die Schlusssitzung für das diözesane Seligsprechungsverfahren für Pater Franz Reinisch fand im gotischen Saal des Trierer Domkreuzgangs statt. Pressestelle Bistum Trier
| Die Schlusssitzung für das diözesane Seligsprechungsverfahren für Pater Franz Reinisch fand im gotischen Saal des Trierer Domkreuzgangs statt. Pressestelle Bistum Trier
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.08.2022 04:05 Uhr

In der Bad Kissinger Wehrmachtskaserne hat der Pallottinerpater Franz Reinisch 1942 aus Gewissensgründen den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert. Er war der einzige Priester, der im sogenannten Dritten Reich so handelte. Dafür wurde er von den Nationalsozialisten im gleichen Jahr hingerichtet. Jetzt geht das Seligsprechungsverfahren für den Geistlichen in die nächste Phase: Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat die diözesane Phase im Seligsprechungsprozess für Reinisch abgeschlossen. Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen werden jetzt nach Rom weitergeleitet und dort geprüft.

Das Seligsprechungsverfahren war im Mai 2013 mit Erlaubnis der zuständigen römischen Kongregation eröffnet worden. Es handelt sich dabei um ein kirchenrechtliches Verfahren nach ganz genauen Vorgaben: Voraussetzung sind entweder das Martyrium oder der Nachweis eines Wunders. Geprüft werden beispielsweise die Lebensführung des Kandidaten, und ob es Gründe gegen eine Seligsprechung gibt. Reinischs Urne ist in Schönstatt bei Vallendar ( Bistum Trier ) beigesetzt, auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne von Bad Kissingen erinnert ein Denkmal an ihn.

Zum Gottesdienst in der Trierer Liebfrauenbasilika waren auch viele Angehörige der Gemeinschaft der Pallottiner und der Schönstatt-Patres gekommen. Prälat Dr. Georg Holkenbrink, der als vom Bischof beauftragter Delegat das Verfahren in den letzten Jahren durchgeführt hatte, stand auch dem Gottesdienst vor. In seiner Predigt ging er auf Leben und Spiritualität des jungen Pallottinerpaters ein. Reinisch, der auch der Schönstattbewegung angehörte, sei von der bedingungslosen Liebe Jesu gegenüber den Menschen in Bann gezogen worden. Diese göttliche Liebe habe ihn letztlich in die "entscheidende Situation seines Lebens" hineingeführt, ob er im Namen Gottes einen Eid leisten dürfe "auf einen Menschen, der zwar Führer einer Nation ist, und damit weltliche Obrigkeit, aber dennoch ein Menschen verachtender Verbrecher". Vor seinem Gewissen habe Reinisch diese Frage mit "Nein" beantwortet.

Kurz vor seinem Tod habe Reinisch aus dem Berliner Gefängnis geschrieben, gerade in dieser Stadt dürfe er "zur Fackel der Liebe und des Friedens werden", die nun in die weite Welt hinausgeschleudert werde, in der Stadt, "von wo die Fackel des Hasses und des Völkerkrieges in die Welt hinausgeschleudert wurde". Auch wenn er mit Abschluss der diözesanen Phase noch nicht selig gesprochen sei, dürfe man den Pallottinerpater ein "überzeugendes Beispiel gelebten christlichen Glaubens" nennen, sagte Holkenbrink.

In der anschließenden feierlichen Schlusssitzung des diözesanen Verfahrens im Gotischen Saal des Domkreuzgangs dankte Bischof Ackermann allen am Verfahren Beteiligten für ihre Arbeit. Der Bischof verlas das Original der Akte und vergewisserte sich über die Kopien. Anschließend ordnete er an, dass die Dokumente durch Pallottinerpater Professor Heribert Niederschlag nach Rom überbracht werden sollen. Niederschlag ist Postulator des Verfahrens und setzt sich seit vielen Jahren durch die Forschung und Dokumentation für den Seligsprechungsprozess Reinischs ein. Er leistete den Eid, die Dokumente nach Rom zu bringen. Anschließend legten auch der Bischof, Delegat Holkenbrink, Kirchenanwalt Prälat Dr. Klaus Peters und die Notarinnen Karin Pohl, Maria Theresia Junkes und Marianne Stauß sowie Postulator Niederschlag und sein Stellvertreter Pater Dr. Adalbert Kordas den Eid ab, dass sie das Verfahren ordnungsgemäß durchgeführt hatten.

Holkenbrink stellte als verantwortlicher Delegat wichtige Merkmale des Prozessverlaufs dar: Es seien viele Zeugen befragt worden, einige seien dafür extra von weit her ins Bistum Trier gereist. Eine historische Kommission habe über 730 Schriften zusammengetragen, gesichtet und auf ihre Qualität geprüft, unabhängige theologische "Zensoren" hätten Reinischs Schriften überprüft, und insgesamt seien 6300 Seiten Dokumentation im Verfahren zusammengekommen. Nach der Verlesung des Protokolls, der Schlusserklärung des Bischofs und der Versiegelung der Dokumente mit dem Siegel von Bischof Ackermann endete die Sitzung.

Zur Person

Franz Reinisch wird am 1. Februar 1903 in Feldkirch-Altenstadt (Österreich) geboren. Er wächst in Innsbruck auf. 1922 beginnt er dort ein Jurastudium. 1923 wechselt Reinisch nach Kiel, um dort Gerichtsmedizin zu studieren. Im Juli kehrt er nach Hause zurück mit dem Entschluss, Priester zu werden. In Innsbruck nimmt er das Studium der Theologie und Philosophie auf. 1925 tritt er in Brixen in das Priesterseminar ein. Am 29. Juni 1928 empfängt Reinisch in Innsbruck die Priesterweihe und tritt im November des gleichen Jahres in Untermerzbach in den Haßbergen bei den Pallottinern ein. 1930 legt er die erste Profess ab und wird Lektor für Philosophie. 1933 wechselt Reinisch nach Friedberg bei Augsburg, wo er im Mutterhaus der Süddeutschen Pallottinerprovinz für die Jugendarbeit zuständig ist. Durch die Priesterzeitschrift "Sal terrae" kommt er erstmals mit Schönstatt in Kontakt. 1934 wird Reinisch Spiritual in Salzburg. 1935 versetzen die Pallottiner ihn nach Konstanz. Reinisch erkrankt an den Nieren und wird 1936 nach Hohenrechberg versetzt. 1937 erfolgt die Versetzung nach Salzburg, 1938 schickt ihn seine Gemeinschaft nach Schönstatt. Im Auftrag der Bewegung hält Reinisch in ganz Deutschland Exerzitien, Einkehrtage und Tagungen. 1940 erteilt die Gestapo ihm ein Redeverbot. Dem Wehrmacht-Stellungsbefehl nach Bad Kissingen zum 14. April 1942 kommt er absichtlich mit einem Tag Verspätung nach. Am 7. Juli 1942 wird er vom Berliner Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 in Brandenburg durch das Fallbeil hingerichtet. Seit 2013 läuft das diözesane Seligsprechungsverfahren für Reinisch. Jetzt werden die Akten in Rom geprüft. pow

 
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