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Sylvie Thormann, Bad Kissingens neue Kurdirektorin, ist seit gut 100 Tagen im Amt.
Foto: Siegfried Farkas | Sylvie Thormann, Bad Kissingens neue Kurdirektorin, ist seit gut 100 Tagen im Amt.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:07 Uhr

Bad Kissingens neue Kurdirektorin Sylvie Thormann ist seit rund 100 Tagen im Amt. Da wird es Zeit für ein Gespräch über den Stand der Dinge in der Staatsbad GmbH und darüber, wo sie mit Deutschlands bekanntestem Kurort hin will.

Frage: Auf der Suche nach der Nachfolge für Ihren Vorgänger Frank Oette ist ein Headhunter tätig geworden. Wissen Sie, warum Sie für Bad Kissingen ausgewählt wurden?

Sylvie Thormann: Die Gesellschafter haben dem Headhunter ein Anforderungsprofil mitgegeben, zu dem ich am besten gepasst habe. Ausgewählt worden bin ich jedenfalls in einem mehrstufigen Verfahren mit Telefoninterviews, Erstellung eines Persönlichkeitsprofils und persönlichen Gesprächen.

Die Zahlen für Übernachtungen und Gästeankünfte sind laut staatlicher Statistik in diesem Jahr leicht rückläufig. Beunruhigt Sie so etwas?

Thormann: So schnell kann man mich nicht beunruhigen.

Wie wichtig sind solche Zahlen überhaupt?

Thormann: Grundsätzlich ist es schon hilfreich, sich mit anderen zu vergleichen. Dafür muss man aber natürlich auch die Verhältnisse vor Ort berücksichtigen. Es spielt einfach eine Rolle, ob zum Beispiel eine Klinik gerade umgebaut wird oder ein Haus schließt.

Woran messen Sie Erfolg bei der Arbeit für den Kur- und Tourismusstandort Bad Kissingen?

Thormann: Letztlich arbeitet man im Tourismus ja für die Gäste. Wenn man Erfolg messen will, geht es also in erster Linie darum, dass die Gäste sich wohlfühlen. Das steigert die Wiederholungswahrscheinlichkeit des Besuchs. Und dass die Gäste gerne wiederkommen, ist der Anspruch an die Arbeit. Dazu tragen aber alle Leistungserbringer vor Ort gemeinsam bei.

Bis jetzt hat praktisch jeder neue Kurdirektor in Bad Kissingen den Werbeauftritt und die Werbemittel verändert. Planen Sie das auch?

Thormann: Ich finde die gemeinsame Strategie von Stadt und Staatsbad GmbH insgesamt und den Claim Entdecke die Zeit jeweils sehr gelungen. Das Thema, sich Zeit zu nehmen für sich, ist heute sehr wichtig. Auch die strategische Ausrichtung auf Gesundheitstourismus ist zukunftsweisend. Gesundheit ist einfach für sehr viele Menschen ein sehr wichtiges Thema und es wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

Was ist Ihr vordringlichstes Anliegen als Kurdirektorin, wo wollen Sie Kissingen als Staatsbad zuallererst weiterentwickeln?

Thormann: Wir sollten im Bereich Wellness und Gesundheit unsere Angebote weiter schärfen und profilieren und auch weitere Aspekte entwickeln. Sehr wichtig ist mir auch, die Bedeutung der Heilmittel und des Heilwassers wieder besser zu akzentuieren und erlebbar zu machen. Dazu müssen wir die vorhandenen Angebote noch besser vernetzen.

Was kann man sich da für die Heilwasserabfüllung erhoffen?

Thormann: Dazu gibt es für das Haus der Gesundheit Pläne einer manuell steuerbaren Schauabfüllung. Es wird sich hierbei um die Abfüllung in kleineren Flaschen für den Verkauf in der Tourist-Information handeln. Ich sehe nicht, dass Rakoczy und Bitterwasser künftig in Riesenchargen in Flaschen abgefüllt werden. Mir geht es eher darum, bewusst zu machen, wozu das Heilwasser da ist und wofür es gut ist. Die ortsgebundenen Heilmittel darzustellen, ist wichtig für Heilbäder. Genau das hebt sie ja ab von anderen Destinationen.

Zurück zu Ihren Anliegen als Kurdirektorin.

Thormann: Sehr wichtig ist mir die Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen. Mit dem Saaletal und der Rhön haben wir tolle Landschaften, die vielfältig genutzt werden können. Alles, was mit sanfter Aktivität in der wunderbaren Natur zu tun hat, sehe ich als Potenzial.

Weil sie das Stichwort Zusammenarbeit ansprechen, fällt mir ein, dass das Staatsbad Kissingen bei der Arbeit auf Bäderverbandsebene besser vertreten sein könnte.

Thormann: Ich war im Vorstand des NRW-Heilbäderverbands und würde so etwas hier auch nicht ausschließen. Dazu gehört aber immer auch die Abstimmung innerhalb Frankens. Wichtig ist einfach, die Zusammenarbeit der Heilbäder in der Region und im Freistaat gut zu vernetzen.

Die Staatsbad GmbH hat als gemeinsames Unternehmen von Stadt und Freistaat besondere Bedeutung. Wie finden Sie da, dass es in diesem Unternehmen häufig Querelen mit dem Betriebsrat gab und es deshalb aktuell auch keine Vertretung der Arbeitnehmer gibt?

Thormann: Zur Vergangenheit will ich mich nicht äußern. Ich würde aber begrüßen, wenn es wieder eine Vertretung geben würde.

Wie steht es denn im Rechtsstreit um die von der Geschäftsführung vor Ihnen angefochtene Wahl der Schwerbehindertenvertretung?

Thormann: Sie haben darüber ja bereits berichtet. Dazu gibt es aus meiner Sicht keinen neuen Stand.

Belastet so eine Sache die Außenwirkung?

Thormann: Das kommt darauf an, wie in den Medien berichtet und danach diskutiert wird. Mich erstaunt schon, dass in der Öffentlichkeit über solche internen Dinge berichtet wurde. Das war für mich neu. Das kenne ich so nicht.

Bei der Staatsbad GmbH ist eine Zeit lang Personal abgebaut worden. Setzt sich das weiter fort?

Thormann: Es gibt einen festen Mitarbeiterstamm von 150 Personen. Das ist auch weiterhin der Stand der Dinge.

Sind aus Ihrer Sicht alle Betriebsteile der Staatsbad GmbH voll funktionsfähig?

Thormann: Ja, es sind alle Abteilungen voll funktionsfähig. In der Kurgärtnerei ist geregelt, dass der stellvertretende Leiter sich um alle notwendigen Belange kümmert.

Die neue Kur- und Tourist-Info stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung in Bad Kissingen. Finden Sie den Standort richtig für eine Einrichtung, die möglichst viele Menschen erreichen soll?

Thormann: Die Tourist-Information liegt in dem Bereich, den die Gäste aufsuchen, die Parkanlagen sind von ihr aus gut zu erreichen. Als wir als Familie hier ankamen, gingen wir zuerst hierher und erst am Abend zum Essen auf den Marktplatz. Sie waren vielleicht gewohnt, dass dort eine Anlaufstelle war, aber ein neu ankommender Gast hat diesen Blick nicht unbedingt.

Der Gesellschafter Freistaat gilt als chronisch unwillig, wenn es um Pläne der Staatsbad GmbH geht, die zusätzliches Geld kosten. Was sagen Sie zur Finanzausstattung Ihres Unternehmens?

Thormann: Für die Staatsbad GmbH besteht ein Konsortialvertrag, in dem ein gewisser Rahmen festgeschrieben ist. Sich in diesem Rahmen zu bewegen ist der Staatsbad GmbH in den vergangenen Jahren gut gelungen. Man darf auch nicht vergessen, dass der Freistaat außerhalb der Staatsbad GmbH noch viel in Bad Kissingen investiert. Wir sitzen im Luitpoldbad, einem der besten Beispiele dafür. Das Haus der Gesundheit ist auch gerade im Entstehen.

Dazu jetzt noch ein neues Kurhaushotel, das wäre das Optimum, oder?

Thormann: Jedem, der auf diese zentrale Stelle schaut, ist klar, dass da schon noch etwas geschehen muss.

Noch ein Blick in die Zukunft. Wo wollen Sie mit der Staatsbad GmbH in fünf Jahren stehen?

Thormann: Wichtig ist, dass sich Bad Kissingen als Standort für Wellness, Gesundheit und Kultur weiter etabliert, dass die Stadt ihre Position als bekanntester Kurort behauptet und im Hinblick auf die Unesco-Bewerbung ein beliebtes Reiseziel in Europa ist.

Sylvie Thormann

Die neue Kurdirektorin hat ihr Amt im Sommer angetreten. Sie stammt aus dem nordrhein-westfälischen Bad Driburg, wo sie vor dem Wechsel nach Bad Kissingen zwölf Jahre Geschäftsführerin der örtlichen Touristik GmbH war. Sylvie Thormann ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Unterschiede der Aufgaben kann man gut an Zahlen festmachen. Deutschlands bekanntester Kurort Bad Kissingen verzeichnet rund 1,6 Millionen Übernachtungen im Jahr. Bad Driburg verbuchte zuletzt an die 700 000 Übernachtungen.
 
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