Leid und Tod brachte der Einfall russischer Truppen in die Ukraine. Viele Betroffene aus den Kriegsgebieten brachten sich in Sicherheit, die meisten in Richtung Westen. Etliche suchten in Deutschland eine Bleibe. Viele Flüchtlinge kamen erst einmal bei Helfern unter, der Landkreis richtete Notunterkünfte ein. Dann begann das übliche bürokratische Verfahren, eine Herausforderung für Behördenmitarbeiter, Helfer und vor allem für die Betroffenen. Seit die ersten Flüchtlinge im Landkreis ankamen, ist mehr als ein halbes Jahr vergangen. Die Menschen aus der Ukraine leben mitten unter uns.
1540 Menschen aus der Ukraine sind bisher im Landkreis ins Ausländer-Zentralregister aufgenommen worden (Stand 7. Oktober), teilte Nathalie Bachmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Landkreis Bad Kissingen mit.
Viele haben eine Wohnung gefunden
"Anfangs ist etwa die Hälfte der Geflüchteten bei Helfern untergekommen. Mittlerweile wohnen die meisten zur Miete", heißt es aus dem Landratsamt. Genau Zahlen kann die Behörde nicht nennen. So viel aber doch: Aktuell sind 32 Personen in dezentralen Unterkünften (Wohngebäude) des Landkreises untergebracht. 39 Plätze stehen dort noch zur Verfügung. Zur Beginn der Flüchtlingswelle hatte der Landkreis zwei Notunterkünfte eingerichtet, eine In Euerdorf und eine in Hammelburg. Die Euerdorfer steht inzwischen nicht mehr zur Verfügung, die Hammelburger ist derzeit nicht belegt.
Nicht zuletzt weil es am 1. Juni einen Rechtskreiswechsel gegeben hat (die Jobcenter sind seither für die Ukraine-Flüchtlinge zuständig), ist es schwierig zu ermitteln, wie viele bereits eine Arbeit gefunden haben. "Es sind noch keine Zahlen gemeldet", sagt Tanja Neppe von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Man müsse aber bedenken, dass etwa 95 Prozent der geflüchteten Ukrainer über keine Deutschkenntnisse verfügen. Da die meisten mittel- bis langfristig in Deutschland bleiben wollen, sei das Erlernen der Sprache sehr wichtig, so Tanja Neppe. Sie hat im September ein Verdoppelung der Zahl von Deutschkurs-Besuchern gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Das umfasst zwar alle Nationalitäten, der Schwerpunkt liege aber bei den Ukrainern. Im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit (Landkreise Schweinfurt, Rhön.Grabfeld, Haßberge und Bad Kissingen ) waren es im September 2021 336 Personen, im September dieses Jahres 639. Zudem werden ja auch Deutschkurse von anderen Anbietern gehalten.
In Kindergärten und Schulen
Kleine Kinder sind inzwischen meist in Kinderkrippen und Kindergärten untergekommen, für die die 26 Kommunen im Landkreis bzw. die Träger (Verbände und Vereine) zuständig sind. Was die Schulen angeht, liegen dem Landratsamt detaillierte Zahlen vor: Das Förderzentrum für Kinder mit geistigen Behinderung besuchen zwei Schülerinnen und Schüler , in den Grundschulen des Landkreises werden 109 Kinder unterrichtet. Sie sind in den Klassen integriert. 72 Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen werden in vier sogenannten Brückenklassen unterrichtet, 18 sind in Klassen integriert. Realschulen: In Bad Kissingen werden 17 Schülerinnen und Schüler in einer Brückenklasse unterrichtet, in Hammelburg ist ein Kind in der Klasse integriert. 19 Kinder und Jugendliche besuchen das Gymnasium in Bad Kissingen , 13 das Münnerstädter (Brückenklassen). In der Berufsschule sind 21 Schüler in einer Klasse, etwa 19 auf andere Klassen verteilt.
Auch aus dem Landkreis Bad Kissingen sind Geflüchtete wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, eine genaue Zahl lässt sich allerdings nicht benennen. Auf die Frage, ob es begründete Verdachtsfälle von Sozialtourismus gibt, wie es CDU-Chef Friedrich Merz propagiert hat, gibt es eine eindeutige Antwort aus dem Landratsamt: "Solche Verdachtsfälle sind uns im Landkreis nicht bekannt."