Neujahr ist im Judentum kein lautes Freudenfest, sondern ein sehr ernstes Fest. Es dient der Selbstprüfung und der inneren Sammlung. Man blickt auf das Jahr zurück, bereut Schuld und Fehlverhalten, erfleht die Gnade Gottes und versucht, sein Leben neu auf Gottes Gebote hin auszurichten. Im Gottesdienst wird das Schofarhorn, ein Widderhorn, geblasen. Es ruft zum Gericht, das Gott als König der Könige über die Taten der Menschen halten wird, drückt aber zugleich die Freude auf die Erlösung in der messianischen Zeit aus. Die Farbe Weiß beherrscht als Farbe der Trauer und der ernsten Gesinnung die Kleidung der Menschen und das Innere der Synagoge.
Selbstbesinnung und Andacht der ersten Tage des neuen Jahres finden am Versöhnungstag (Jom Kippur) zehn Tage nach Rosch Haschana den Höhepunkt. Während am Neujahrsfest nach jüdischer Vorstellung das Urteil Gottes über den Menschen geschrieben wird, wird dieses an Jom Kippur besiegelt. Fromme Juden begehen den Versöhnungstag daher als strengen Fasttag im Gebet. 24 Stunden lang entsagen sie der Arbeit und allen leiblichen Genüssen (wie Essen, Trinken und der Sexualität). Man wendet sich vom Materiellen ab und wendet sich Gott zu.
Wenige Tage nach Jom Kippur beginnt Sukkot, das farbigste Fest des jüdischen Festkreises. Es war ursprünglich ein Erntefest, an dem man für die gute Ernte Dank sagte und um gute Anbaubedingungen für das kommende Jahr betete. Die Laubhütte (Sukka), die im Zentrum des sieben-, beziehungsweise achttägigen Festes steht, leitet sich von den Hütten her, die man während der Lese in den Obst- und Weingärten errichtete. In der Zeit nach Mose trat der Erntedankcharakter zunehmend in den Hintergrund. Zum eigentlichen Thema von Sukkot wurde die Erinnerung an die Zeit der Wüstenwanderung unter Mose nach dem Auszug aus Ägypten. Bei günstiger Witterung verbringt die Familie in der mit Laub bedeckten Sukka den größten Teil des Festes.
Der letzte Tag des Festes ist das "Fest der Thorafreude" (Simchat Thora). An diesem Tag wird der einjährige Lesezyklus der fünf Bücher Mose (der Thora) abgeschlossen und mit dem Schöpfungsbericht wieder von vorne begonnen. Im Gottesdienst werden die Thorarollen aus dem Thoraschrein herausgeholt und in einer feierlichen Prozession mit Tänzen siebenmal um das Vorlesepult getragen. An diesen festlich-fröhlichen Umzügen beteiligen sich auch die Kinder, die dabei Fähnchen mit einem Apfel und einer Kerze tragen und fröhliche Lieder singen.