Am 10. September 1898 wurde Kaiserin Elisabeth von Österreich auf der Seepromenade in Genf vom italienischen Anarchisten Luigi Lucheni ermordet. Anlässlich ihres 125. Todestages erinnert Bad Kissingen mit einer neuen Sisi-Audiotour hinauf zum Altenberg und ab Oktober mit der Sonderausstellung „Kaiserlich & inkognito. Sisi in Bad Kissingen “ im Museum Obere Saline an seinen prominenten Kurgast.
Aus demselben Anlass erschien das Buch „Sisi. Das geheime Leben der Kaiserin “ von Katrin Unterreiner. Die Wiener Kunsthistorikerin wird ihr Buch am 3. Dezember (1. Advent) in Bad Kissingen selbst vorstellen und sicher noch mehr über Sisi als Privatperson verraten.
Einblick in die Privatkorrespondenz
„Für mich als Historikerin ist es immer spannend, durch bislang unbekanntes Quellenmaterial auf neue Aspekte aufmerksam zu werden und immer wieder einen anderen Blick auf die Person der österreichischen Kaiserin richten zu können“, erzählt Unterreiner im Gespräch mit dieser Zeitung.
Zwar hat sie schon mehr als 20 Bücher über das österreichische Kaiserreich seit Maria Theresia veröffentlicht und gilt nicht nur deshalb als kompetenteste Expertin.
Doch dank ihrer aktuellen Recherchen in den Pandemie-Jahren und exklusiven Einblick in Sisis Privatkorrespondenz sowie anderes Material aus Privatbesitz bekam die Autorin überraschend neue Erkenntnisse über das „geheime Leben der Kaiserin “, die Unterreiner als eine egozentrische und egomanische, zugleich aber auch mitfühlende und herzige Person charakterisiert:
Sisi und ihre Enkel
„Mit ihren eigenen Kindern konnte Sisi kaum etwas anfangen, wohl aber mit ihren Enkeln. Diesen neuen Aspekt der herzigen Omama kennenzulernen, war für mich spannend.“
Eher durch Zufall kam die Wiener Kunsthistorikerin nach ihrem Studium zu ihrem Spezialgebiet der international anerkannten Sisi-Expertin. Als wissenschaftliche Leiterin der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft wurde sie mit dem inhaltlichen Aufbau des 2004 eröffneten Sisi-Museums in der Wiener Hofburg beauftragt:
Jahrelange Forschungsarbeit
„Zwei Jahre lang habe ich mich intensiv mit Kaiserin Elisabeth beschäftigt und unzählige Quellen erforscht.“
Nach Eröffnung des Museums war Unterreiner noch einige Jahre dessen Leiterin. Von Beginn an war es ihr Ziel, den Unterschied zwischen der glorifizierten Ikone und der historischen Person aufzuzeigen. Ihre damaligen Erkenntnisse fasste die Wissenschaftlerin bereits in ihrem 2005 veröffentlichten Buch „Sisi. Mythos und Wahrheit“ zusammen.
Das Hofprotokoll umgehen
Schon die Kaiserin wusste sehr wohl selbst auch bei ihren sechs Kuraufenthalten in Bad Kissingen zwischen der offiziellen und der privaten Person Elisabeth zu unterscheiden: Nicht ohne Grund ließ sie sich für ihre Kuraufenthalte nicht als „ Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn“ anmelden, sondern grundsätzlich als „Gräfin von Hohenems“, obwohl jeder wusste, wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg.
Sechsmal war Sisi in Bad Kissingen
Doch nur so war sie vor dem Einsatz des strengen Wiener Hofprotokolls geschützt, dem sie sich durch ihre häufigen Reisen durch Deutschland und Europa entziehen wollte.
Trotz der sechs jeweils mehrwöchigen Aufenthalte in Bad Kissingen – allein in ihrem Todesjahr 1898 waren es fünf Wochen vom 18. April bis 21. Mai – wird das bayerische Staatsbad in Unterreiners neuem, 200 Seiten starken Buch nur ein einziges Mal im Nebensatz erwähnt.
Bedeutung für Bad Kissingen ist unbestritten
„Selbstverständlich weiß ich um die Bedeutung Sisis für Bad Kissingen “, äußert sich die Autorin dazu auf Nachfrage, zumal sie erst kürzlich bei der Einrichtung der neuen Sisi-Audiotour als Beraterin hinzugezogen worden war.
„Um unseren Gästen fachlich richtige Informationen weitergeben zu können, wurden die zugehörigen Texte (Audiosprechtexte und textliche Aufbereitung der Informationsstelen) unter anderem von Frau Unterreiner korrekturgelesen und auf Richtigkeit geprüft“, bestätigt die Staatsbad GmbH.
Neue Erkenntnisse über die Kaiserin
„Bei meinem neuen Buch ging es mir allerdings nur um neu gewonnene Erkenntnisse und Aspekte über die Kaiserin “, bittet die Autorin alle Kissinger um Nachsicht.
So ist zum Beispiel davon zu lesen, dass Sisi in ihrem Privatleben keineswegs so zurückgezogen lebte, wie viele glauben. Stattdessen führte sie auf ihren Reisen in Begleitung eines großen Hofstaats, der bis zu 70 Personen umfassen konnte, ein sehr mondänes und aufwändiges Leben.
Nicht selten kostete eine solche mehrwöchige Reise – umgerechnet in Euro – bis zu vier Millionen. Interessant für Unterreiner war auch die Entdeckung, dass es der Kaiserin auf solchen Reisen trotz ständiger Begleitung von Bediensteten doch hin und wieder trickreich gelang, sich eine Auszeit für einen kurzen Flirt zu nehmen. „Einen Liebhaber hatte sie aber nie“, versichert die Sisi-Expertin.
Dies und noch viel mehr verrät Katrin Unterreiner in ihrem neuen Buch über „Das geheime Leben der Kaiserin “, das sie am 3. Dezember auf Einladung von Claudia Bollenbacher, Inhaberin der Buchhandlung „seitenweise“ (Ludwigstraße 21), im Hotel Kaiserhof Victoria beim gemütlichen „Afternoon Tea“ im Kaisersaal vorstellen wird.
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