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Haard: Mäusegift bedroht Haustiere
Für diese beiden Kater kam Rettung in letzter Minute. Was können Tierhalter tun, wenn Schädlingsbekämpfung zu lebensgefährlichen Problemen für unsere Vierbeiner führt.
Olaf und Leon hatten Glück im Unglück. Beide haben eine Vergiftung mit Mäusegift überstanden.       -  Olaf und Leon hatten Glück im Unglück. Beide haben eine Vergiftung mit Mäusegift überstanden.
Foto: Daniela Back | Olaf und Leon hatten Glück im Unglück. Beide haben eine Vergiftung mit Mäusegift überstanden.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 15.12.2023 14:19 Uhr

Im Oktober mussten Olaf und Leon, die beiden Katzen von Daniela Back, dringend in die Tierklinik gebracht werden. Der Grund: Sie hatten vergiftete Mäuse gefressen.

Daniela Back erinnert sich lebhaft an die große Sorge und Angst, die sie um ihre geliebten Haustiere durchlebte. „Krampfanfälle, Zittern, Unterkühlung“, zählt sie die Symptome auf. „Ein Kater war fast blind. Bei seinem Bruder waren die Hinterbeine gelähmt.“

Diagnose: Vergiftung

Da kein Tierarzt am Wochenende erreichbar war, musste Daniela Back in die Tierklinik Krafzel in Höchberg fahren.

Der erste Vorfall ereignete sich am 7. Oktober, am 20. Oktober war sie mit dem zweiten Kater in der Klinik. Sie ist dankbar, dass sie die Symptome rechtzeitig erkannt hat, denn es war nicht das erste Mal, dass sie um das Wohlergehen ihrer Lieblinge bangen musste.

Schon im Mai 2020 war sie gezwungen, einen der Kater tierärztlich behandeln zu lassen, und auch zu dieser Zeit ergab die Diagnose eine Vergiftung.

Rettung in der Tierklinik

„Im Notdienst konnten wir die zwei Katzen retten“, bestätigt die Geschäftsführerin der Tierklinik, Margret Krafzel, gegenüber dieser Redaktion. „Wir haben mehrere Maßnahmen ergriffen. Die Katzen kamen sofort in ein Wärmebett. Die regelmäßige Überwachung und Korrektur der Körpertemperatur gehören ebenso zur stationären, intensivmedizinschen Behandlung, wie die Krampfkontrolle. Sie bekamen angewärmte Infusionen sowie Mittel zum Entkrampfen und um Organschäden vorzubeugen.“

Aufklärung über das Gift

Daniela Back geht es nun darum aufzuklären: „Ich denke, es ist vielen Leuten nicht bewusst, dass dieses Gift nicht nur Mäuse qualvoll sterben lässt, sondern hierdurch auch andere Tiere gefährdet werden und diese daran sterben können. Die Mäuse werden durch das Gift geschwächt und sind dadurch leichte Beute für Katzen oder andere Wildtiere .“

Eine Gefahr für Hunde und Katzen

Olaf und Leon fraßen Mäuse, die mit Alpha-Chloralose vergiftet wurden. Das Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik Laboklin in Bad Kissingen warnt auf seiner Website ausdrücklich vor diesem Mittel: „Alpha-Chloralose ist ein frei verkäufliches Gift zur Schädlingsbekämpfung, das immer häufiger eingesetzt wird. Es wird von Hunden und Katzen direkt oder beim Fressen vergifteter Mäuse und Ratten aufgenommen.“

Vergiftungen treten gehäuft auf

Der Bundesverband praktizierender Tierärzte schließt sich dieser Warnung an: „Seit Ende 2018 haben Alpha-Chloralose-Vergiftungen bei Haustieren stark zugenommen.“

Diese Zunahme wird von Margret Krafzel bestätigt, da auch in ihrer Tierklinik vermehrt vergiftete Haustiere behandelt werden müssen, darunter nicht nur Katzen , sondern auch Hunde .

Kater müssen im Haus bleiben

Daniela Back lässt ihre Kater nachts nicht mehr ins Freie, da Mäuse hauptsächlich nachtaktiv sind. Dennoch bleibt die Besorgnis bestehen, dass eines ihrer Tiere erneut eine vergiftete Maus fressen könnte. „Eine Katze oder ein Kater wissen nicht, ob eine Maus vergiftet ist“.

Um zukünftige Vergiftungsfälle zu verhindern, erkundigte sich Daniela Back in der Nachbarschaft, um herauszufinden, wer solche Giftmittel verwendet. Sie informierte auch andere Katzenhalter in ihrer Nähe, damit diese im Falle einer Vergiftung ihrer Tiere schnell handeln können.

Gifteinsatz überdenken

Daniela Back wandte sich an diese Redaktion, um öffentlich auf das Problem aufmerksam zu machen und Menschen zu sensibilisieren: „Dass vielleicht doch ein paar Leute die Verteilung von Wühlmausgift und natürlich auch anderen Giften überdenken und zu Alternativen greifen. Solche Gifte, sind wie natürlich alle Gifte, ungeeignet um Nagetiere zu vertreiben. Nicht nur, dass diese Tiere einen qualvollen Tod sterben, sondern es werden hier zudem auch unsere Haustiere und Wildtiere gefährdet.“

Seit ihrer Kindheit lebt Daniela Back mit Katzen zusammen und betont: „Ein derartiges Problem hatten wir zuvor noch nie. Ich verstehe nicht, warum so ein Mittel überhaupt in den Handel kommt und auch noch frei verkäuflich ist.“

Es gibt kein Gegengift

Laut Pressemitteilung des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte und der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz gibt es kein Gegengift. Daher könne nur eine schnelle Behandlung das Leben des betroffenen Tieres retten. Es können nur die Symptome behandelt werden.

„Sollte der Verdacht bestehen beziehungsweise das Tier Symptome zeigen, die für eine Aufnahme von Alpha-Chloralose sprechen, sollte es umgehend in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Zu den wichtigsten Symptomen einer Vergiftung mit Alpha-Chloralose zählen unter anderem:

  • Krampfanfälle
  • Muskelzittern
  • Benommenheit
  • Bewusstlosigkeit
  • Atemnot
  • wackeliger Gang
  • Unterkühlung

Der Tierarzt sollte, gerade bei Freigängern, auf die Möglichkeit einer solchen Vergiftung aufmerksam gemacht werden.

Gift nicht im Freien verwenden

Die Herstellerangaben besagen, dass Köder mit Alpha-Chloralose nur während der kalten Jahreszeiten in geschlossenen Räumen verwendet werden sollten, zu denen andere Tiere und Kinder keinen Zugang haben. Wenn jedoch vergiftete Nagetiere entkommen oder die Köder im Freien platziert werden, stellen sie schnell eine lebensbedrohliche Gefahr für Katzen , Hunde und andere Tierarten dar.

Falle als Alternative

Alpha-Chloralose ist seit 2011 ein in der EU zugelassenes Schädlingsgift. In Deutschland wird es seit 2018 verstärkt gegen Mäuse und Ratten eingesetzt. Als für Haustiere ungefährliche Alternative eigenen sich Fallen.

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