Es ist keine Überraschung, dass die Bundeswehr , wenn sie denn in der deutschen zivilen Gesellschaft unterwegs ist, Werbung für sich macht. Und sei es nur ein Konzert von einem ihrer hervorragenden Orchester von Heer, Marine oder Luftwaffe.
Letztere Waffengattung sandte zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres das Luftwaffenmusikkorps aus Erfurt an die Lauer und die musikalische Botschaft kam an. „Wir sind für euch da! Wir dienen gemeinnützigen Zwecken der Zivilgesellschaft, in Münnerstadt diesmal für die Nachwuchsarbeit der städtischen Musikschule.“
Aber dass die Bundeswehr für die Sicherheit Deutschlands da ist, machte auch Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) mit seinen Begrüßungsworten deutlich. „Es gibt Menschen, die den auch gefährlichen Dienst für uns versehen, dafür haben wir zu danken“. In den Worten des Bürgermeisters spürte man die ernste Aktualität der Lage in Europa.
Buntes Programm
Der Leiter des sinfonischen Blasorchesters mit über 50 Musikerinnen und Musikern, Dr. Tobias Wunderle, hatte für den Mürschter Abend wieder ein buntes Programm zusammengestellt, das jede Lust an dieser Konzertform zufrieden stellte, meist sogar steigerte. Natürlich begann das Orchester mit einem Marsch „Wien bleibt Wien“ und endete gleichermaßen in der Zugabe mit einem, aber dem sehr lokalbezogenen Frankenlied, was viele der über 350 Gäste aus nah und fern zum Mitsingen animierte.
Es gehört zum Repertoire des Musikkorps mehrteilige Stücke einzustudieren, diesmal vier Sätze einer Suite von „The Wind in the Willows“ von Johan de Meij (*1953), einem niederländischen Komponisten, der ein englisches Kinderbuch über Tiere von 1908, vertont hat. Inhaltlich nicht unbedingt neu, findet sich jedoch in der Komposition von 2002 eine Neubenotung und Instrumentierung von tierischen Figuren, die den Spaß sichtlich hervorlocken konnten. Ob Maulwurf, Wasserratte oder Kröte, erstere durch „kleines Holz“, wie Flöte und Klarinette oder letztere mit den dumpfen Klängen aus den Posaunen dargestellt.
Eigenwillige Töne und „crashen“ erlaubt
Selbst „crashen“ dürfen die Musikanten bei diesem Stück, sie dürfen ausnahmsweise mal eigenwillige Töne von sich geben, ordnet Tobias Wunderle das leicht schräge bei der Darbietung im Nachhinein ein.
Die melodische Beschreibung der Bergwelt in den Alpen bleibt dem Österreicher Thomas Doss (*1966) vorbehalten. Bei der „Alpina Saga“ zaubert das Orchester in den hinteren Reihen sogar Wassergläser als „Kristalle“ zur klanglichen Fülle bei. Johann Strauß, eigentlich der Walzerkönig, hat es gewagt mit „Donner und Blitz“ eine Polka zu schreiben.
Das „goldene Zeitalter des Xylofons“, ein solistischer Höhepunkt des Konzertabends lieferte Oberfeldwebel Leonard Schumacher mit eben diesem Instrument. Der Titel, vom amerikanischen Komponisten Floyd E. Werle (1929 – 2010) geschrieben, erntete beim Publikum frenetischen Beifall, so dass das Solo in die Verlängerung gehen musste.
Nachwuchs spielt mit den Profis
Die kleine Wartezeit nahmen die Mitglieder des städtischen Jugendblasorchester gerne auf sich. Auch in diesem Jahr durften sie wieder an der Seite der Profis Platz nehmen und einige vorher lang geprobte Stücke mitspielen.
Tobias Wunderle führte mit seinem Dirigat den riesigen Klangkörper behutsam durch die Kultsongs aus den Achtzigern, ging mit der musikalischen Zeitreise weiter zurück in die Siebziger mit „Musik ist Trumpf“ und es kam schließlich das „Halleluja“ des kanadischen Songwriters Leonard Cohen , der das Stück 1984 erstmals veröffentlichte. Ein wenig als Hommage an Franz Beckenbauer verstand der auch als launiger Moderator agierende Dirigent das Schlussmedley „Elf Freunde“.
Von der Bühne gingen die Musikerinnen und Musiker in den blauen Uniformen der Luftwaffe und in den Landknechtsuniformen des städtischen Jugendblasorchesters erst nach der obligatorischen Nationalhymne.