Im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg gibt es ein neue Ausstellung : Susanne Casper-Zielonka zeigt Fotografien zum Thema "Wald" und "Rhönschönheiten am Wegesrand". Doch es sind besondere Fotografien . Sie entstanden in der Dunkelkammer mit Hilfe einer alten Reprokamera. Es sind Bilder aus Licht und Schatten, schwarz-weiß-Aufnahmen, die scheinbar aus sich heraus leuchten.
Ihr Material finde die Fotografin bei Spaziergängen. "Ich schlendere durch den Wald und die Natur und nehme die kleinen Dinge mit nach Hause", sagt sie. Gräser, Zapfen, Blätter, Blüten, Stängel, Schneckenhäuser, Pilze, Moose , Samen und Früchte. Die Natur liefere eine schier unendliche Auswahl. "Mir geht es darum, genau hinzuschauen, auf das was wirklich wichtig ist. Im Wald sehe ich nicht nur den Baum."
550 Kilogramm Gewicht
Mit den gesammelten Dingen begibt sich die Fotografin in ihre Dunkelkammer. Auf Fotopapier schafft sie Arrangements, die sie mit der Reprokamera direkt belichtet. "Was bleibt, ist das Leuchten der Schatten", beschreibt es die Künstlerin . Bevor elektronische Geräte und später die Digitalfotografie und der Digitaldruck mit all den Vervielfältigungsmöglichkeiten auf dem Markt Einzug hielt, war die Reprokamera das Mittel der Wahl um beispielsweise Druckvorlagen zu erstellen.
Susanne Casper-Zielonka entdeckte vor über 20 Jahren eine solch alte Reprokamera in einem Kramladen. Sie wiege 550 Kilogramm und könne nur per Hubwagen in ihrer Dunkelkammer bewegt werden. Bis zu 1,60 Meter könne die Kamera ausgezogen werden.
Ein ganz schönes Gefummel
Für ihre Arrangements braucht Susanne Casper-Zielonka viel Zeit. Es sei eine meditative Arbeit. Detailgenauigkeit, Geduld und Fingerspitzengefühl seien notwendig, bis die Blätter, Zweige oder Äste so platziert seien, dass ihre Besonderheiten passend in Szene gesetzt seien. Manchmal nutze sie kleine, später unsichtbare Hilfsmittel wie Knete, um Höhen zu schaffen. "Es ist ein ganz schönes Gefummel." Konzentration und Fokussierung auf das Wesentliche sei notwendig, um diese Aufnahmen anfertigen zu können. "Die Dunkelkammer ist mein Yoga-Raum".
Sie belichtet schließlich direkt auf Fotopapier, das heißt es entsteht kein Film oder Filmnegativ. Pro Motiv fertigt sie drei Originale. Nicht mehr. Danach wird das Arrangement wieder aufgelöst.
Immer wieder anders
Ihre Bilder sind Unikate. Kein Motiv ist wiederholbar. Es wird immer anders, selbst wenn die gleichen Pflanzen verwendet werden. Vervielfältigungen, Vergrößerungen, digitale Nachbearbeitung auf all das verzichte Casper-Zielonka bewusst.
Nicht nur die Pflanzen sondern auch die gewählten Hintergründe seien entscheiden für den späteren Gesamteindruck. Tapete, Papier, Metall nutzt die Fotografin. "Es darf nicht zu viel Struktur haben", erklärt sie. Ihre Bilder sind eigentlich Negative. Die hell beleuchteten Stellen erscheinen dunkel, die dunkeln Bereiche hell. Die Graustufen seien entscheidend für die Wirkung. Bewusst reduziere sie ihre Arbeit auf die kleinen Dinge. Die Pusteblume, die wilde Möhre, der Frauenmantel oder die Brennessel - Casper-Zielonka setzt ihre filigrane Schönheit in Szene.
100 Detailfotos hat sie im Rahmen des Projekts "100 x Wald" angefertigt. Die Motive lenken den Blick auf Details, die dem Betrachter im Alltag oft verborgen bleiben. Erklärungen gebe sie zu den Aufnahmen keine, vielmehr möchte sie die Besucher der Ausstellung einladen, sich auf die Licht- und Schattenbilder einzulassen. "Man muss auch nicht alles erklären können."
Bis 30. Oktober zu sehen
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 30. Oktober täglich von 10 bis 12 Uhr und 13 bis 18 im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg zu sehen. Der Eintritt ist frei. Für Kinder gibt es ein Begleitheft zur Ausstellung . Weitere Informationen online unter casper-zielonka.jimdofree.com
Susanne Casper-Zielonka ist in Frankfurt am Main geboren. Sie hat eine fotografische Ausbildung als Assistentin im Fotostudio Walter Vogel absolviert. Der Schwerpunkt der Arbeit wurde hierbei auf die "Kunst" der Schwarz-Weiß Fotografie gelegt, im Besonderen auf die Herstellung perfekter Ausstellungsprints. Von 1996 bis 2005 betrieb sie ein eigenes Studio in Frankfurt. 1997, auf der Suche nach Alternativen zur digitalen Fotografie , kaufte sie eine Reprokamera mit einem Aufnahmeformat von 50 x 70 Zentimeter. Seit 2012 ist Susanne Casper-Zielonka die Leiterin der Kunststation Oepfershausen.