Mit der Ausgangsbeschränkung haben hier auch die Friseure geschlossen. Dennoch sollten Sie nicht selbst versuchen, Ihr Haar zu kürzen: Friseure erzählen, warum - und was Sie doch noch tun können.
Die Googleanfragen für "Haare selber schneiden" sind seit Mitte März rasant in die Höhe geschnellt. Doch Friseure raten davon ab, selbst Hand anzulegen. Dabei kann so einiges schiefgehen. So kann eine 5 Euro Haarfarbe aus der Drogerie schnell zu einem 200 Euro teuren Friseurbesuch führen, meint Friseurmeisterin Jacqueline Mattes, Geschäftsführerin bei JM Hairkonzept. Dennoch geben die Friseure ein paar Tipps: Mit denen halten Sie durch, bis sie wieder geöffnet haben.
Das richtige Kürzen
Die Friseure empfehlen natürlich, auf den nächsten Besuch zu warten. "Das Schneiden erfolgt sehr personalisiert. Da fließen Formen und Proportionen mit ein: Welche Gesichtsform es ist oder wie die Augen zueinanderstehen", meint Alexandra Kober, Saloninhaberin des Friseurs am Sinnberg. Beachten Sie außerdem: Ihren fehlgeschlagenen Haarschnitt wieder rauswachsen zu lassen, dauert möglicherweise länger als die Ausgangsbeschränkungen.
Dennoch gibt es Stellen, an denen zu lange Haare einfach stören. Dazu meint Friseurmeister Hans-Knut Thoma des Friseursalons Thoma: "Wenn der Pony zu lang wird, mit einer kleinen Schere - am besten mit einer Nagelschere - vorsichtig kürzen." Mit der sei die Gefahr relativ gering, dass es zu kurz wird. "Es ist wichtig, dass man den Pony locker hält", ergänzt Friseurmeisterin Jacqueline Mattes.
Passen Sie aber auf: "Auch wenn es der Partner macht: Wenn man ungeschickt oder ohne Gefühl reingeht, hat man schnell ne Ecke weg", meint der Friseurmeister. Mattes sagt: "Der Pony ist da ganz besonders, weil der ja sofort auffällt. Wenn der nicht passt, fühlt man sich schnell unwohl." Dann doch lieber die Frisur umgestalten, den Pony nach hinten oder zur Seite nehmen, meint sie.
Kurzhaarfrisuren lassen sich umstylen, das geht auch mit festeren Haarstylingprodukte, rät Mattes. Falls es trotzdem nicht auszuhalten ist, gibt Thoma folgenden Tipp: "Was viele bei einer Kurzhaarfrisur stört, sind die wachsenden Haare um die Ohren. Da einfach vorsichtig mit einer Nagelschere kürzen. Die Herren können außerdem mit dem Ansatz an ihrem Rasierapparat die Koteletten in Form bringen und den Nacken säubern."
Färben und Blondieren
Zum Blondieren erklärt Friseurmeisterin und Diplom-Coloristin Alexandra Kober: "Da muss ein Friseur erst einmal die Ausgangsfarbe gut analysieren und kann dann eine Farbe mischen. Hier spielt auch die Beschaffenheit der Kopfhaut rein." Im Großen und Ganzen sei die Mischung sehr individuell auf die Kunden zugeschnitten. Auch beim Färben sei es schwierig: "Jeder bekommt eine Rezeptur, mit einer Mischung aus mindestens drei Farbnuancen." Hier spielten auch Augen- oder Hautfarbe eine Rolle", sagt Kober.
Thoma sagt dazu: "Vom Selbstfärben rate ich ab. Die Gefahr, etwas falsch zu machen, ist sehr groß. Der dann entstandene Schaden ist nur schwer und mit großem Aufwand zu beheben". Er geht ins Detail: "Manche versuchen sich ja an einer Blondierung , aber das ist für Laien nicht berechenbar, was da bei rauskommt." Wenn daher mehrmals gefärbt wird, um an das gewünschte Ergebnis zu kommen, nehmen die Haare schnell Schaden und brechen möglicherweise. Mattes ergänzt: "Wenn man einen zu starken Oxidanten und zu viel Wärme hat, kann es auch zu einer Kopfhautverätzung oder einem toxischen Schock kommen."
"Beim Färben ist dann meistens das Problem, dass es zu dunkel wird. Oder es gibt einen unerwarteten Rotstich", erzählt Thoma. Das passiere, wenn das falsche Produkt verwendet wird. Zur Frage, was schiefgehen kann, meint Kober: "Das geht vom Grünstich, über abbrechende Haare bis zu gesundheitlichen Aspekten." Denn wenn es ganz schlecht läuft, reagieren Sie eine allergisch auf das Produkt, dass Sie in der Drogerie erworben haben.
Schnell auffallend ist ein unerwünschter Ansatz: "Beim dem würde ich nichts machen, da ist es am schlimmsten", meint Thoma. Falls Sie Ihr Ansatz stört, gibt es folgende Tipps: "Versuchen Sie, Ihre Frisur zu ändern, um ihn zu verdecken. Manchmal hilft es schon, wenn Sie das Haar am Ansatz etwas toupieren", so Thoma. Versuchen Sie es mit einem Ansatzpuder oder Ansatzstift, die halten bis zur nächsten Haarwäsche. Mattes Tipp ist unter anderem ein Farbfestiger. Für dunkles Haar funktioniere laut Thoma ein Augenbrauenstift oder Wimperntusche.
Unter dem Motto "Zeig deinen Ansatz" verzichten Teilnehmende einer Aktion darauf, ihren Ansatz nachzufärben. Damit demonstrieren sie, dass sie auf ihre Friseure warten. "Wenn wir wieder geöffnet haben, werden wir natürlich zusehen, dass alle Kunden so schnell wie möglich bedient werden", sagt Kober und stellt verlängerte Öffnungszeiten in Aussicht. Thoma beruhigt: "Und immer dran denken: Die anderen Menschen schauen ja auch nicht anders aus." Und hier hat die Ausgangsbeschränkung ihr Gutes: Zur Zeit solle man sowieso niemanden treffen.