Für Gerda Delp aus Darmstadt ist Bad Kissingen längst zur "zweiten Heimat" geworden. Vor 15 Jahren kam sie zum ersten Mal durch einen Zufall in die Stadt: Sie besuchte einen Bekannten, der hier zur Kur war. Bei Spaziergängen durch die Stadt fiel ihr das Hotel "Frankenland" auf. "Hier könnte ich mal Urlaub machen", dachte sie sich spontan. Ein Jahr später war es dann soweit: Der erste Besuch im größten Bad Kissinger Hotel dauerte nicht lange, aber sie kam immer wieder, immer öfter und immer länger - mittlerweile mehrfach im Jahr und jedes Mal für mindestens sechs Wochen. "Mir gefällt's hier einfach", sagt Gerda Delp zur Begründung.
Die Darmstädterin kennt einen großen Teil des Personals und hat feste Gewohnheiten: "Ich gehe drei Mal am Tag in den Rosengarten", erzählt sie. Unter anderem schaut sie sich die Springbrunnen-Shows an. Ihr Urteil: "Alle schön, aber zu kurz." Auch die Kurkonzerte schätzt sie, aber: "Ich gehe meistens erst später hin, weil ich nicht so lange sitzen kann." Als Stammgast sei sie in einigen Geschäften der Innenstadt längst bekannt: "Da legt mir auch mal jemand ein Kleid in meiner Größe zurück." Und im Hotel selbst freut sie sich vor allem auf das gute Essen, ab und zu eine Massage und die Stunden im Fitness-Studio.
Stammgäste wie Gerda Delp machen im "Frankenland" rund 60 Prozent der Gäste aus, schätzt Geschäftsführerin Dr. Alexandra Schnell. " Bad Kissingen ist eben Ü 60", fasst sie die Ausrichtung auf Senioren zusammen. Weitere 30 Prozent der Gäste kommen laut Schnell vor allem wegen der Wellness-Angebote: Dazu gehören 3000 Quadratmeter Aqua-Wellness, weitere 1000 Quadratmeter Spa-Bereich sowie mehrere Becken bis zu einer Länge von 15 Metern.
Die restlichen rund zehn Prozent der jährlich durchschnittlich 100 000 Übernachtungen entfallen auf die Tagungsgäste. "Wir lagen schon mal höher, aber das Tagungsgeschäft ist schwieriger geworden", berichtet Schnell. Eigentlich seien die 28 Tagungsräume und 848 Betten mitten in Deutschland ein Standort-Vorteil: "Unsere Größe ist unser Alleinstellungsmerkmal." Einige Firmen würden auch wirklich das gesamte Haus buchen. Allerdings muss das Hotel seine Kunden direkt suchen, denn: "Hotels in dieser Größenordnung gehören meistens zu Ketten, ein solches Haus in Privatbesitz ist die Ausnahme", kommentiert die Geschäftsführerin die Rahmenbedingungen. Das habe aber auch einen großen Vorteil: "Dafür sind wir flexibler."
Alexandra Schnell kam im Juli 2018 nach Bad Kissingen . Die Oberschwäbin kannte die Stadt vorher nur von einem Besuch der "Abenteuer Allrad"-Messe. Selbst die Branche war ihr neu: Nach dem Studium der Betriebswirtschaft arbeitete sie in der Luftfahrt- und der Reisemobil-Branche. Seit Mai 2019 ist Schnell alleinige Geschäftsführerin, hat sich aber zwei Direktoren an die Seite geholt.
Seit Anfang Oktober investiert die Betreiber-Gesellschaft in die Sanierung des Hotels: 150 der 500 Zimmer sind deshalb aktuell aus dem Markt genommen. "Wir müssen mit der Zeit gehen", gibt Schnell als Devise aus. Insgesamt sollen die Arbeiten zwei Jahre dauern, zur Höhe der Investition macht die Geschäftsführerin keine Angaben.
Neben den baulichen Veränderungen gibt es auch sonst viel Neues: In dieser Woche wird ein neuer Schriftzug an die Fassade angebracht. Das ist Teil der neuen Marke. "Die neuen Farben sind Bordeaux und Beige, es sieht alles gediegener und moderner aus", kündigt Alexandra Schnell an. Außerdem setzt das Frankenland wieder mehr auf Gäste aus der Region: Die Restaurants "Frühlingsgarten" mit rund 420 Plätzen und "Hofgarten" mit 180 Plätzen bleiben den Hotel-Gästen vorbehalten, aber die "Rôtisserie" mit 70 und die "Frankenstube" mit bis zu 120 Plätzen werden für alle geöffnet. Und auch die einige Jahre geschlossene Diskothek wird neu eröffnet: Über soziale Netzwerke durften Nutzer den neuen Namen "La Boum" aussuchen, am Freitag geht's offiziell los (siehe Info-Kasten).