Alton Glenn Miller , weltberühmter Jazz-Posaunist , Bandleader und Pionier der Swing-Ära, war zu Gast in Bad Kissingen . Nun, er selbst war an diesem Abend leider verhindert, so ist er doch bereits 1944 viel zu jung und unter mysteriösen Umständen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verstorben.
Aber das an seiner Stelle anwesende weltberühmte Glenn Miller Orchestra unter der Leitung von Wil Salden ist ein direkter Nachfolger der ursprünglichen Glenn-Miller-Bigband aus den 1940er Jahren und bis heute eines von lediglich drei Orchestern weltweit, welches die originalen Arrangements von Glenn Miller aufführen darf. Insofern wurde das Konzert des offiziellen „europäischen“ Glenn Miller Orchestras doch zu einer kleinen Sensation im Max-Littmann-Saal des Regentenbaus.
Bei einem solch geschichtsträchtigen Orchester durfte man nicht auf allzu viel Modernität hoffen. Und für musikalische Experimente waren die vielen Zuhörer auch gar nicht gekommen, sie suchten den originalen, authentischen Big-Band-Sound aus der großen Ära des amerikanischen Swing.
Sie wurden nicht enttäuscht. Zum Einstieg in den Abend lieferte die Band die bekannte „Moonlight Serenade“, Glenn Millers Erkennungsmelodie, nur um augenblicklich mit Songs wie „Strike up the band“ oder „Pennsylvania 6-5000“ das Tempo und die Intensität der Musik deutlich ansteigen zu lassen Und somit war die Richtung für den restlichen Musikabend vorgegeben.
Mit 13 Jahren erste Posaune gekauft
Alton Glenn Miller wurde am 1. März 1904 in einer Kleinstadt in Iowa geboren und kaufte sich mit 13 Jahren seine erste Posaune mit dem Geld, das er beim Kühemelken verdient hatte. Obwohl er bereits in jungen Jahren wichtige Engagements in verschiedenen Bigbands erhielt und unter anderem mit dem erst 17-jährigen Benny Goodman spielte, ließ der Ruhm noch auf sich warten. Er gründete 1937 seine eigene Bigband, erdachte sich einen einzigartigen Sound und schaffte schließlich ab 1939 den musikalischen Durchbruch.
Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde die Bigband von Glenn Miller für den Einsatz verpflichtet und spielte fortan als Militärkapelle für GIs in Europa. Auf einem Flug von London nach Paris im Dezember 1944 verschwand die Maschine mit Miller an Bord spurlos über dem Ärmelkanal.
Das Orchester unter dem sympathischen Niederländer Wil Salden demonstrierte derweil dem Kissinger Publikum spektakulär, zu was es im Stande war. Die zahlreichen Soli der Musiker zählten nicht als einzelne musikalische Höhepunkte der Werke, sie waren elementare Bestandteile der Musikstücke und zogen sich oftmals mehrfach pro Song durch sämtliche Register und Instrumentengruppen. Mal gespielt von einzelnen Künstlern und mal dargebracht vom ganzen Instrumentensatz, konnte man sich jeden Moment neu von der technischen Qualität der Musik, aber auch von der Souveränität der Musiker überzeugen.
Hier erwachte nicht nur der klassische Bigband-Klang mit seinen quietschigen Spitzen in den Trompeten, den wabernden Posaunenbässen oder den flimmernden Melodien der Saxofone zum Leben. Man erlebte auch den originalen Glenn-Miller-Sound, bei dem erstmals eine Klarinette in den Saxofonsatz mit aufgenommen und so ein bis dato völlig neues Klangbild kreiert wurde.
Mit den bekannten Nummern „The Saint Louis Blues March“, „Tuxedo junction“ und „Adios“ wurde das Ende des Konzerts eingeläutet. Doch Wil Salden wusste genau, was die Musikfreunde von ihm forderten und zählte sein Orchester erneut zur Zugabe an. Als fulminantes Finale folgte das Stück, das durch Glenn Miller zu einer der berühmtesten Nummern der legendären Bigband- und Swing-Ära der 1930er und 1940er Jahre wurde und auf das alle mit Spannung gewartet hatten: „In the Mood“.