Integration ist gut. Integration ist notwendig. Aber manchmal ist Integration für Flüchtlinge auch ziemlich schwierig. Dieses Erfahrung macht zurzeit Bernhard Schlereth. Der Stadtrat aus Poppenroth arbeitet bei der Bundespolizei in Oerlenbach, versucht einem Kollegen aus Afghanistan und seiner Familie zu helfen. Und stößt dabei immer wieder an bürokratische Grenzen.
Konkret geht es um die zwei jüngsten Kinder der sechsköpfigen Familie. Sie sind zwei und fünf Jahre alt. Schlereth hat ihretwegen schon bei Kissinger Kindergärten angeklopft und kam immer zum selben Ergebnis: Die Personen, mit denen er Kontakt hatte, zeigten große Bereitschaft zu helfen. Die Umstände aber verhinderten stets eine Lösung.
Das Problem ist das enge Korsett der Bürokratie, in das solche Einrichtungen gezwängt sind. Wenn die genehmigte Zahl an Plätzen belegt ist, müssen die Kindergärten ablehnen. Viele Helferkreise können ein Lied davon singen.
„Wir stoßen dauernd auf unfassbare bürokratische Hürden“, berichtet zum Beispiel Gesine von Postel aus ihrer mehrjährigen Erfahrung als ehrenamtliche Helferin in Hammelburg. „Unsere Bürokratie erstickt sich selbst“. Nicht nur in Bezug auf Kindergartenplätze, wie im Fall von Bernhard Schlereths afghanischer Familie, sondern auch für andere Probleme beklagt die Ärztin: „Wir haben in Deutschland nicht bloß einen Amtsschimmel, sondern ein ganzes Hippodrom.“
Bernhard Schlereth macht diese Erfahrung auch und sie macht ihn ganz emotional. „Wir schaffen das“ – beim Gespräch über die Schwierigkeiten, seinem afghanischen Kollegen zu helfen, fallen ihm die Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Er stehe hinter diesen Worten, sagt der Poppenrother. „Aber wir können sie nur dann umsetzen, wenn schnelle und unbürokratische Hilfe möglich ist.“
Kleine Erfolge hat er durch private Initiative schon erzielt. Die Sinnberg-Grundschule könne das fünfjährige Mädchen der Familie zwar aus haftungsrechtlichen Gründen nicht so, wie von ihm erhofft, bereits vor der offiziellen Einschulung im Herbst aufnehmen. Aber die Teilnahme an einem besonderen Angebot von Sprachunterricht, eine Schulstunde pro Woche, das sei ab Ende März möglich. „Immerhin schon mal 'was“, sagt er. Für den Fall, dass die Mutter der insgesamt vier Kinder irgendwann ebenfalls den erhofften Platz in einem Deutschkurs bekomme, hat Schlereth ebenfalls eine Lösung parat. Für diesen Fall hat er eine Tagesmutter organisiert.
Das ist zwar ebenfalls „immerhin schon mal 'was“, aber nach wie vor nicht der erhoffte Kindergartenplatz auch für den jüngsten Sohn der Familie. Vielleicht hilft am Ende ja, eine Möglichkeit, von der Stefan Seufert, der für den Landkreis die Arbeit in Flüchtlingsfragen koordiniert, auf Anfrage spricht: interkommunale Zusammenarbeit. Man müsse eben über kommunale Grenzen hinweg schauen, wo ein geeigneter Platz frei ist und ihn dann im Austausch besetzen: „Die Bereitschaft der Kommunen ist groß.“