Bad Kissingen
Das Ende kam viel zu schnell
Giora Feidman, das Rastrelli Cello Quartet und das Jerusalem Duo im Rossini-Saal.
"Ich spiele Klarinette, um meine Gefühle mit den Menschen zu teilen!", steht als Motto des 80-Jährigen auf seiner Homepage. Dass man das als Orchestermusiker nicht wirklich kann, war wohl auch ein Grund dafür, dass Giora Feidman nach 18 Jahren seinen Posten im Israel Philharmonic Orchestra, jenem Sammelbecken für die vor dem Holocaust geretteten besten jüdischen Musiker Mitteleuropas, aufgab und sich als Klezmer-Musiker von New York aus auf die Reise um die Welt begab. Nach Deutschland holte ihn der große Theaterregisseur Peter Zadek 1984 an die Berliner Schaubühne und machte ihn hierzulande bekannt.
Was Wunder, dass beim Konzert im Rossini-Saal eine Traube von Menschen vor der Tür stand und auf frei werdende Plätze im ausverkauften Saal wartete. Und das, obwohl Feidman bei seiner aktuellen Tour sein bewährtes Repertoire beiseite legte, um sich diesmal der Musik der berühmtesten Band des 20. Jahrhunderts zuzuwenden, den Beatles. Die nötigen Begleiter, das Rastrelli Cello Quartet, hatte er bei der letztjährigen gemeinsamen Tour "Cello meets Klezmer" getroffen, bei der die fünf festgestellt hatten, dass man mit vier Cellisten und einem Klarinettisten das "Songbook" der Beatles vergnüglich interpretieren kann.
Das Cellospiel haben sie alle in Russland gelernt.Drei von ihnen kommen aus St. Petersburg, haben dort studiert, weshalb auch der Name des Quartetts eine Verbeugung an die Stadt und den italienischen Barock-Baumeister Bartolomeo Rastrelli ist, der sie geprägt hat. Und irgendwie kamen sie alle nach Schwaben: Kira Kraftzoff, der Gründer des Quartetts, war von 1998 bis 2005 Solocellist beim "Württembergischen Kammerorchester" in Heilbronn - und damit Orchester-Kollege des Weißrussen Sergio Drabkin. Mikhail (Mischa) Degtjareff und Kirill Timofeev zog es zum Studium nach Stuttgart, wo sie an der Stuttgarter Musikhochschule. ihren Abschluss machten. Alle sind nicht nur als Solisten oder in renommierten Orchestern tätig, sie machen als echte Lust-Musiker auch gerne Musik, die in ihrer strengen Ausbildung nicht wirklich vorgesehen war.
"Sie sind alle meine Freunde!", sagte Giora Feidman. "Und ich bin ein netter Kerl. Deshalb teile ich sie mit euch." Ja, ein Glück war auch das, nicht nur, dass er selbst ein grandioses Konzert im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2017 in Bad Kissingen gab.
Denn es zeigte sich sehr schnell, dass die vier Cellisten für die sehr komplex strukturierte Musik der Beatles ideale Spieler am idealen Instrument sind. Sie beherrschen immens viele Spielweisen, sodass häufig der Eindruck entstand, dass ein komplettes Streichorchester Giora Feidman nicht nur begleitete, sondern dass sie auch solistisch mit ihm konzertierten, imitierten, auch mal improvisierten. Sie übernahmen bei Gelegenheit die Perkussion, konnten aber dann von pochendem Stakkato schnell ins weiche Legato wechseln.
Giora Feidman hat Freunde gefunden, mit denen er auf gleicher Höhe spielt. Seine Liebe zu den Beatles erklärte er nicht nur mit den großartigen Melodien, sondern auch mit der Tatsache, dass diese Melodien rund um den Globus bekannt sind und für ihn deshalb ein Symbol für Frieden in der Welt, wie es ihn geben könnte. Er ließ sein Publikum an diesem Abend vergessen, dass die Weltlage nicht friedlich ist, und zauberte mit Klarinette und Bassklarinette vom sanften, zögerlichen, wunderbar weich und leise geblasenen Anfang von "Yesterday" über "Eleanor Rigby" mit seinem kleinen Klezmer-Zwischenspiel-Trio über das durch den Kontrast zwischen Bassklarinette und Klarinette äußerst farbige "Fool on the Hill" bis zum fulminanten "A Hard Day's Night" und rotzig-trotzig ironischen Ton der Klarinette in "Obladi-oblada" am Ende des offiziellen Teils.
Der abgründige schwarze Humor von "Maxwell's Silver Hammer", der ersten Zugabe, bewies Feinmans Fähigkeit zum Erzählen auf der Klarinette und die Komplexität des raffinierten Arrangements: Nach fröhlich-harmlosem Beginn, signalisierten die tiefen Celli Gefahr, während die Klarinette ominös lachte und keckerte; dann kehrt scheinbar fröhliche Harmonie zurück, bevor alles im Chaos des mordlustigen Maxwell versinkt.
Zur zweiten Zugabe kamen auch noch die beiden Special Guests auf die Bühne: das "Jerusalem-Duo", Feidmans Enkelin Hila Orfek (Harfe) und ihr Mann André Tsirlin (Sopransaxophon). Sie hatten sich im Hauptprogramm mit zwei wunderschönen Interpretationen von "While My Guitar Gently Weeps" und "Something" als ausgezeichnete Musiker vorgestellt. Zum Schluss dann eben alle zusammen mit sanglicher Unterstützung des Publikums und einer kleinen E-Gitarre, die es gar nicht gebraucht hätte: "Hey Jude!" wurde zum nicht enden wollenden Finale für das absolut begeisterte Publikum.
Was Wunder, dass beim Konzert im Rossini-Saal eine Traube von Menschen vor der Tür stand und auf frei werdende Plätze im ausverkauften Saal wartete. Und das, obwohl Feidman bei seiner aktuellen Tour sein bewährtes Repertoire beiseite legte, um sich diesmal der Musik der berühmtesten Band des 20. Jahrhunderts zuzuwenden, den Beatles. Die nötigen Begleiter, das Rastrelli Cello Quartet, hatte er bei der letztjährigen gemeinsamen Tour "Cello meets Klezmer" getroffen, bei der die fünf festgestellt hatten, dass man mit vier Cellisten und einem Klarinettisten das "Songbook" der Beatles vergnüglich interpretieren kann.
Das Cellospiel haben sie alle in Russland gelernt.Drei von ihnen kommen aus St. Petersburg, haben dort studiert, weshalb auch der Name des Quartetts eine Verbeugung an die Stadt und den italienischen Barock-Baumeister Bartolomeo Rastrelli ist, der sie geprägt hat. Und irgendwie kamen sie alle nach Schwaben: Kira Kraftzoff, der Gründer des Quartetts, war von 1998 bis 2005 Solocellist beim "Württembergischen Kammerorchester" in Heilbronn - und damit Orchester-Kollege des Weißrussen Sergio Drabkin. Mikhail (Mischa) Degtjareff und Kirill Timofeev zog es zum Studium nach Stuttgart, wo sie an der Stuttgarter Musikhochschule. ihren Abschluss machten. Alle sind nicht nur als Solisten oder in renommierten Orchestern tätig, sie machen als echte Lust-Musiker auch gerne Musik, die in ihrer strengen Ausbildung nicht wirklich vorgesehen war.
"Sie sind alle meine Freunde!", sagte Giora Feidman. "Und ich bin ein netter Kerl. Deshalb teile ich sie mit euch." Ja, ein Glück war auch das, nicht nur, dass er selbst ein grandioses Konzert im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2017 in Bad Kissingen gab.
Ideale Besetzung
Denn es zeigte sich sehr schnell, dass die vier Cellisten für die sehr komplex strukturierte Musik der Beatles ideale Spieler am idealen Instrument sind. Sie beherrschen immens viele Spielweisen, sodass häufig der Eindruck entstand, dass ein komplettes Streichorchester Giora Feidman nicht nur begleitete, sondern dass sie auch solistisch mit ihm konzertierten, imitierten, auch mal improvisierten. Sie übernahmen bei Gelegenheit die Perkussion, konnten aber dann von pochendem Stakkato schnell ins weiche Legato wechseln.
Giora Feidman hat Freunde gefunden, mit denen er auf gleicher Höhe spielt. Seine Liebe zu den Beatles erklärte er nicht nur mit den großartigen Melodien, sondern auch mit der Tatsache, dass diese Melodien rund um den Globus bekannt sind und für ihn deshalb ein Symbol für Frieden in der Welt, wie es ihn geben könnte. Er ließ sein Publikum an diesem Abend vergessen, dass die Weltlage nicht friedlich ist, und zauberte mit Klarinette und Bassklarinette vom sanften, zögerlichen, wunderbar weich und leise geblasenen Anfang von "Yesterday" über "Eleanor Rigby" mit seinem kleinen Klezmer-Zwischenspiel-Trio über das durch den Kontrast zwischen Bassklarinette und Klarinette äußerst farbige "Fool on the Hill" bis zum fulminanten "A Hard Day's Night" und rotzig-trotzig ironischen Ton der Klarinette in "Obladi-oblada" am Ende des offiziellen Teils.
Der abgründige schwarze Humor von "Maxwell's Silver Hammer", der ersten Zugabe, bewies Feinmans Fähigkeit zum Erzählen auf der Klarinette und die Komplexität des raffinierten Arrangements: Nach fröhlich-harmlosem Beginn, signalisierten die tiefen Celli Gefahr, während die Klarinette ominös lachte und keckerte; dann kehrt scheinbar fröhliche Harmonie zurück, bevor alles im Chaos des mordlustigen Maxwell versinkt.
Zum Schluss sangen alle
Zur zweiten Zugabe kamen auch noch die beiden Special Guests auf die Bühne: das "Jerusalem-Duo", Feidmans Enkelin Hila Orfek (Harfe) und ihr Mann André Tsirlin (Sopransaxophon). Sie hatten sich im Hauptprogramm mit zwei wunderschönen Interpretationen von "While My Guitar Gently Weeps" und "Something" als ausgezeichnete Musiker vorgestellt. Zum Schluss dann eben alle zusammen mit sanglicher Unterstützung des Publikums und einer kleinen E-Gitarre, die es gar nicht gebraucht hätte: "Hey Jude!" wurde zum nicht enden wollenden Finale für das absolut begeisterte Publikum.Themen & Autoren / Autorinnen