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LKR Bad Kissingen
Das braucht der Garten der Zukunft
Darf ich meine Pflanzen noch gießen? Sind Bäume schattenspendende Wohltuer oder böse Wasserfresser? Braucht jeder eine Zisterne? Diese und weitere Fragen rund um das heimische Grün klären zwei Experten.
Ein blühender Staudengarten im Sommer       -  Ein blühender Staudengarten im Sommer
Foto: contadora1999 - stock.adobe | Ein blühender Staudengarten im Sommer
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 26.10.2022 18:45 Uhr

Wenn der Sulzthaler Dozent und Buchautor Otmar Diez sich seinen Garten ansieht, sieht er vertrocknende Sträucher , einen fast braunen Rasen, die Salate haben kein Leben mehr. Nur die "Problemecke", in der sein Gemüse sonst wegen des vielen Schattens nicht schön wuchs, da ist noch etwas leben.

Der Naturfreund weiß und sieht: Das Klima verändert sich, die Sommer wurden trockener und heißer. Aber auch weiter unten tut sich etwas: Der Grundwasserspiegel sinkt. Wie geht das also zusammen, einen Garten pflegen, während die Sonne alles ausdörrt und Wasser knapper wird?

Zisterne sammelt Regenwasser

Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen stellt klar: "Wir haben derzeit in Bad Kissingen keine Kommune, die einen Trinkwassermangel hat." Aber er sagt auch: "Trockener wird es. Die Niederschläge in den letzten zwölf Jahren waren alle unter dem langjährigen Mittel." Daher empfiehlt Seidl für alle Grundstücke eine Zisterne, die das Regenwasser sammelt.

Bei einem durchschnittlichen Grundstück mit 500 bis 600 Quadratmetern sei mindestens eine fünf Kubikmeter große Zisterne angemessen. Dazu brauche es keine extra Genehmigung, muss aber mit der jeweiligen Kommune abgesprochen sein.

Die richtige Bewässerung im Garten

Otmar Diez gibt Seminare rund um das Thema Natur. Für seinen Garten reicht der vier Kubikmeter große Regenwasserspeicher nicht. " Stauden und Rasen gieße ich nicht, nur das, was ich zum Essen anpflanze." Er probiert sich nun in einer unbekannteren Bewässerungsmethode: Ojas.

Tongefäße, die man kaufen kann, oder einfach selbst bastelt: Zwei Tontöpfe mit der Öffnung aufeinander kleben und das untere Loch schließen. Das hat er neben seine Pflanzen in die Erde gegraben. "Der Ton gibt das Wasser langsam in den Boden ab und hält ihn dadurch immer feucht."

Einen anderen Tipp gibt Uwe Seidl: "Nur früh morgens oder spät abends gießen. Sonst verdunstet durch die Sonne zu viel Wasser." Optimal sei eine Tröpfchenbewässerung, aber ob sich Aufwand und Nutzen bei Privatgärten ausgleichen, bezweifelt er. Beide halten nichts davon, den Rasen zu sprengen - und dann auch noch mitten am Tag.

Abschied vom üppigen grünen Garten

"Vom üppigen Garten, wie wir ihn kennen, müssen wir uns wohl verabschieden", sagt Diez. "Ich glaube nicht, dass dieses Jahr ein Ausnahmejahr ist." Daher heiße es: ausprobieren. Von den Pflanzen in der prallen Sonne leiden derzeit fast alle. Im Gemüsebeet halte sich der Mangold jedoch ganz gut.

Im Netz wird zu einem Sonnenschirm oder -segel für sonnige Plätze geraten. Es sollte sich relativ hoch über den Pflanzen befinden, damit sich darunter die Hitze nicht staut.

Gegen die Trockenheit können sich Tiefwurzler anfangs noch durchsetzen. Darunter fallen etwa die Artischocke, Rote Rübe, Rettich, Zichorien-Salate, Kopf- und Blumenkohl, Pastinake, Wurzelpetersilie, Hafer- und Schwarzwurzel, Spargel, Tomate oder Lupine. Bei anhaltender Trockenheit reiche auch deren Wurzelwerk nicht mehr aus, so Diez.

Der NDR empfiehlt bei Zierpflanzen, auf Sonnen- und Hitzeresistente Gewächse zu setzen - etwa Mädchenauge, Königskerze, Purpursonnenhut, Sukkulenten, oder klassische Steingartenstauden wie Polster-Glockenblume, Fetthenne und Mauerpfeffer. Wer noch verreist, sollte sich in den Gärten der heißen Länder umsehen.

Bäume: Schatten versus Wasserverbrauch

Wie schaut es mit Bäumen aus? Zum einen spenden sie Schatten und kühlen die Umgebung, andererseits brauchen sie wiederum viel Wasser, um nicht zu vertrocknen. Otmar Diez berichtet, dass er kürzlich einen Kirschbaum angepflanzt hat.

"Ich habe daneben ein Dach, etwa vier Quadratmeter groß. Da habe ich eine Tonne daneben gestellt und mit dem Wasser nur diesen Baum gegossen. Bisher habe ich ihn durchgebracht." Für Garten wie Wald sinnvoll sind große Bäume mit weiter Krone, sodass sie viel Schatten spenden.

Ist ein Pool ok?

Zuletzt noch die Frage, die derzeit heiß diskutiert ist: der Pool. Uwe Seidl hält es für vertretbar, wenn eine Familie einen Pool mit etwa drei Kubikmetern füllt (2,5 Meter Durchmesser, 60 Centimeter Wasserhöhe), und über den Sommer zwei bis dreimal im Sommer wiederbefüllt.

Einen großen Pool, in den etwa zehn Kubikmeter Wasser gehen, findet das Amt unangemessen. Wer nicht so oft nachfüllen möchte, müsse immer noch mit Chlor und anderer Chemie nachhelfen - was beim Ablassen in der Natur lande.

Nach berichten des BR hat die Stadt Würzburg hier eine gute Strategie: Sie hat das Wasser aus dem Hallenbad, das sie zum Energiesparen schließt, entchlort und gießt damit die Parks. Für Privatleute gibt es diese Option bisher aber noch nicht.

 
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