Sind E-Books bei den Lesern tatsächlich auf dem Vormarsch oder ist das nur ein PR-Gag? In den deutschen Verlagen ist das Angebot gedruckter Ausgaben jedenfalls nach wie vor riesengroß. Warum viele Menschen Bücher lieben und E-Book-Reader schon wieder in den Schubladen verschwinden, darüber sprachen wir mit dem Bad Bockleter Buchhändler Martin Eisenmann. Der 38-Jährige, der in seinem früheren Leben Informatiker war, lebt mit seiner Familie seit zehn Jahren im Staatsbad.
MARTIN EISENMANN: Es ist definitiv nicht out. Der Parzeller-Verlag in Fulda, bei dem ich auch bestelle, hat sein Angebot an Printbüchern innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Die Verlage stehen allgemein zum gedruckten Buch. Eine jüngst veröffentlichte Studie besagt sogar, dass Kinder und Jugendliche das E-Book eher verschmähen und zur Print-Ausgabe greifen.
Eisenmann: Dahinter steckt eine riesige PR-Maschine. Fuß fassen tut das E-Book kaum. Es läuft höchstens im Bereich der Gesetzestexte gut. Fachbücher werden meist noch gedruckt gekauft. Konkurrenz zur Print-Ausgabe macht es höchstens bei den Taschenbüchern.
EISENMANN: Natürlich kommen auch zu uns Leute mit E-Book-Readern. Wir verkaufen auch E-Books, aber in überschaubarem Rahmen. Denn die meisten unserer Leser mögen E-Book-Reader nicht. Wer will sich schon mit einem Gerät ins Bett legen? Da kann man doch nicht entspannen.
EISENMANN: Ich habe gar keinen E-Book-Reader. Ich bevorzuge noch die klassische Form, das Hardcover.
EISENMANN: Der Schulranzen ist in Wirklichkeit gar nicht so schwer, wie immer behauptet wird. Das sehe ich bei meinem Sohn Philipp, der jetzt in die zweite Klasse geht. E-Books könnten sich im Schulalltag gar nicht durchsetzen. Da müsste ja ein Jack-Steinberger-Gymnasium mit 1000 Schülern 1000 E-Book-Reader anschaffen. Und dann muss man all diese Geräte ja auch warten.
EISENMANN: Erstens hat es einen Geruch, an den man sich gewöhnt hat. Ich habe bei meinen Konzerten in der Buchhandlung öfter die Bonner Künstlerin Cynthia Nickschas zu Gast. Die sagt jedes Mal, wenn sie kommt, dass sie den Geruch der Bücher vermisst hat. Printbücher sind für die Augen schonender zu lesen. Drittens braucht man keinen Strom, kann also mit dem Buch in der Hand abends dem digitalen Wahnsinn mal entfliehen. Zudem zählt die Haptik: Man kann das Buch anfassen, blättern, zählen, wieviel Seiten man noch hat und fünftens hat man meist schmucke Cover, die einem die Lektüre schmackhaft machen.
Deshalb gehe auch ich im Urlaub immer gerne in andere Buchhandlungen.
EISENMANN: In Bad Bocklet liest die deutsche Frau gern was über Ayurveda, natürlich weil es hier ein Ayurveda-Zentrum gibt. Gesundheitsbücher liegen bei Frauen generell im Trend. Aber auch Sachbücher über den Sinn des Lebens, über Menschen, Bäume, Tiere, übers Leben schlechthin laufen gut. Und im Sommer steigt auch der Absatz an erotischer Literatur. (Lacht) Sogar bei den Jüngeren. Und Belletristik geht natürlich immer. Man kann auch sagen, dass die skandinavischen Krimis nicht mehr so gefragt sind wie früher. Und ich stelle eine Art Rückbesinnung aufs Heimatliche fest, also auf die Rhön zum Beispiel.
EISENMANN: Ja, das ist auch bei uns so. Männer lesen eher Zeitschriften. Aber wenn wir im Kindergarten unsere Vorlese-Events machen, sind da komischerweise oft genauso viele Buben gut im Lesen wie Mädchen.
EISENMANN: „Die Eismacher“ von Ernest van der Kwast. Das Buch handelt vom Tal der Eismacher inmitten der Dolomiten. Der Protagonist Giuseppe Talamini erzählt davon, wie die Einwohner früher aus dem Schnee des Gebirges das erste Speiseeeis herstellten.
EISENMANN: „Der Circle“ von Dave Eggers, das habe ich im letzten Urlaub gelesen. Es ist ein negativer Gesellschaftsentwurf. Ähnlich wie Aldous Huxleys „Brave New World“, beschreibt der „Circle“ ein Leben in der „schönen neuen Welt“ des total transparenten Internets. Im Mittelpunkt steht eine mächtige Internet-Firma, die durch umfassende Transparenz und Überwachung zunehmend soziale Kontrolle erzeugt. Der Mensch wird gläsern. Für den Leser bleibt ein beklemmendes Gefühl.