
Auf der Straßenbaustelle zwischen Bad Brückenau und Oberleichtersbach-Buchrasen war es am Dienstag ausnahmsweise ruhig. Die Baumaschinen standen still und Arbeiter waren auch keine zu sehen. Die elf Mann waren dem Aufruf der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) gefolgt und legten die Arbeit nieder.
Arbeitgeber lehnen Schlichterspruch ab
Der Kompromiss des Schlichters in den Tarifverhandlungen im Baugewerbe sah vor, den Beschäftigten 250 Euro pro Monat mehr zu zahlen. Nach elf Monaten sollten nochmal 4,15 Prozent im Westen und fünf Prozent im Osten dazukommen. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft 500 Euro pro Monat mehr gefordert. Die IG Bau hätte gut mit dem Kompromiss leben können – den Arbeitgebern war das zu viel.
Solidarität mit den Kollegen
Bastian Blind und Michael Ganz streikten mit. Beide sind Poliere bei der Firma Stolz-Bau. Ganz führt die Teerkolonne, Blind ist für die gesamten Baustelle verantwortlich. Und: Beide sind im Betriebsrat organisiert. „Wir gehen alle gerne auf die Arbeit, wir machen unseren Job gerne, da fällt es einem nicht leicht zu streiken“, betonte Ganz. Sein Kollege stimmte dem zu. Von der Ablehnung des Schlichterspruchs waren sie überrascht. Aus ihrer Sicht hätte ihr Arbeitgeber dem Vorschlag des Schlichters zugestimmt. Mit dem Streik zeigten sie sich in erster Linie solidarisch mit ihren Kollegen in der Branche. Alexander Stolz, Geschäftsführer der Stolz-Bau, bestätigt, dass er den Schlichterspruch akzeptiert hätte. Wie viele andere seiner Kollegen in der Branche auch. Nur sei man hier an demokratische Prozesse gebunden. "Der Anteil der Stimmen, die zur Zustimmung notwendig gewesen wären, liegt bei 85 Prozent aller Beteiligten", so Stolz.
Mitarbeiter der Firma Hanse Haus nicht dabei
Laut Sebastian Gensichen, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hanse Haus, hat der Streik nichts mit der Firma zu tun. Hier gehe es ausschließlich um die Beschäftigten der Firma Stoll, die mit der Sanierung der Staatsstraße beschäftigt sind. Die Ankündigung, Hanse Haus zu bestreiken, sei eine Fehlinformation. “Bei uns gab es kürzlich eine Tariferhöhung", betonte Gensichen.
Wie geht es weiter?
Die beiden Gewerkschaftssekretär Michael Langer und Thomas Hofmann waren ebenfalls in Oberleichtersbach. Hofmann sagte: “Ein unbefristeter Streik ist immer das letzte Mittel.” Die Gewerkschaft ist nach dem Scheitern des Schlichterspruchs wieder auf die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr pro Monat zurückgegangen. Das nächste Angebot der Arbeitgeber müsse daher über dem des Schlichterspruchs liegen, betonten die beiden Gewerkschafter .
Die Bauarbeiten an der Staatstraße werden nach der Arbeitsniederlegung wie bisher fortgesetzt. Ein weiterer Streiktag in Oberleichtersbach ist derzeit nicht geplant. Mit der Beteiligung am Streik zeigten sich die Vertreter der Gewerkschaft auf Nachfrage dieser Redaktion zufrieden.
