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Bad Bocklet
Darf ich noch oder muss ich schon?
Kabarett vom Feinsten erlebten überwiegend weibliche Besucher mit Annette von Bamberg im Bad Bockleter Kursaal.
Einen unterhaltsamen Abend mit Annette von Bamberg erlebten - überwiegend weibliche - Gäste im Kursaal von Bad Bocklet. Hier gab es Antworten auf die Frage, ob es ein Leben jenseits der 50 gibt und wie das aussehen könnte. Klaus Werner       -  Einen unterhaltsamen Abend mit Annette von Bamberg erlebten - überwiegend weibliche - Gäste im Kursaal von Bad Bocklet. Hier gab es Antworten auf die Frage, ob es ein Leben jenseits der 50 gibt und wie das aussehen könnte. Klaus Werner
| Einen unterhaltsamen Abend mit Annette von Bamberg erlebten - überwiegend weibliche - Gäste im Kursaal von Bad Bocklet.
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 18.08.2022 09:35 Uhr

Im Marketing-Sprech würde man sagen: Zielgruppe erreicht, denn 90 Prozent der 300 Gäste im Großen Kursaal von Bad Bocklet waren weiblich und vom klischee-orientierten Auftritt der agilen Kabarettistin Annette Grabiger überaus begeistert.

Ein Stimmengewirr wie beim Turmbau zu Babel begrüßte die Kabarettistin, die mit einem fröhlich-fränkischen "So, da bin ich" schlagartig für Ruhe und einen wohlwollenden Vorschussapplaus sorgte. Als "Annette von Bamberg" sei sie zwar nicht adlig, aber ihr Bühnenname beantworte gleich drei Fragen auf einmal: den Namen, woher man kommt und wie man ist, nämlich "a Nette". Weiteres wurde anfangs auch geklärt, z. B. der persönliche Status und das Gewicht mit 2 x 36 Kilogramm als Kopfrechnen-Aufgabe und "mei Alder" - Antwort: "Der hockt daham!" Doch nach diesem kleinen Warmup ging es an das Eingemachte, denn letztlich war ja die Frage zu klären, ob es ein Leben jenseits der 50 gibt und wie es wohl aussehen könnte, wobei die Frage vorherrschend war. Und dabei war der Phantasie der irgendwo im "Zwischenalter" stehenden Kabarettistin keine Grenzen gesetzt, denn irgendwo mussten doch die Antworten auf "darf ich noch oder muss ich schon" liegen.

Frotzeleien vom "alten Gockel"

Dabei bediente sie altbekannter Klischees, die sie in humorvolle Geschichten, unterhaltsame Anekdoten und spöttische Frotzeleien verpackte. Dem Publikum gefiel es, wenn sie vom "alten Gockel" erzählte, der als Krisen-Therapie seinen bequemen Sofa-Platz gegen eine junge Geliebte eintauscht und sich zum "Tanz-Freak mit künstlicher Hüfte" entwickelt.

Die Strategie der Frau

Frauen gingen mit einer Krise dagegen ganz anders um: "Ein Prosecco auf dem Weihnachtsmarkt hilft!", so die umjubelte Strategie der Bambergerin, denn " Prosecco ist der Klosterfrau Melissengeist des 21. Jahrhunderts". Kränkend sei da eher das Geburtstagsgeschenk der AOK für die Ü50-Generation, denn eine Darmspiegelung "geht einem nicht am Arsch vorbei".

Ausgiebig befasste sich die Ex-Katholikin mit den Skandalen des "Männervereins Kirche", denn Missbrauch sei keine Sünde, "der Pfarrer habe ja nur gefehlt, das heißt er war eigentlich nicht dabei". Frauen würden die katholische Kirche beleben und schon das Letzte Abendmahl hätte mit zwölf Jüngerinnen anders ausgesehen: "Verschiedene Salate, mehrere Hauptgerichte und drei verschiedene Tiramisu - mindestens."

Wie frau Gewichtsverlust vortäuscht

Der zweite Teil des unterhaltsamen Abends war den emanzipatorischen Betrachtungen gewidmet, der dadurch gekennzeichnet ist, dass man nicht mehr täglich duschen und man kein Geld mehr für teure BHs ausgeben muss. Bei eigener Kleidergröße 40 kauft man sich Größe 44 und sonnt sich in der Feststellung, "Mensch, hast du abgenommen." Für Gelächter sorgten das Bekenntnis zur Drogenabhängigkeit, auch wenn die "Line auf dem Tisch aus Sprühsahne besteht", oder die Feststellung, dass das Tourette-Syndrom in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist und die überfallartigen Schimpfwörter jedem genervten Autofahrer und PC-Anwender geläufig sind - massentauglich sozusagen.

Klischees der Geschlechter

Immer wieder spielte Annette Grabiger mit den Klischees und Vorurteilen der Geschlechter und hatte dabei einen lautstarken Gegenspieler in den hintersten Reihen des Saales, der mit Zwischenrufen wie "Schokolade" oder "Bier" die Schlagfertigkeit und Spontanität der Kabarettistin testete. Mal mit Tiefgang, mal eher oberflächlich bearbeitete sie stilsicher, humorvoll und wunderbar unausgewogen die Gegensätze, die sich aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Frauen und Männern ergeben - um letztlich ihren Geschlechts- und Altersgenossinnen noch einen umjubelten Tipp mitzugeben: "Es gibt ein Leben nach 50, manchmal muss man halt ein bisschen nachhelfen!"

 
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