Die Gründe dafür sind umstritten. Eine Quelle nennt als Ursache den andauernden Streit zwischen König und Erzbischof, eine andere spricht davon, dass Johannes als Beichtvater der Gemahlin König Wenzels das Beichtgeheimnis auch auf heftigsten Druck des Königs nicht preisgeben wollte. Als Beweis für diese Legende führte man an, dass bei der Öffnung des Grabes 1719 die Zunge des Märtyrers unverwest vorgefunden worden sei.
Denkmal auf der Karlsbrücke
Die Prager errichteten ihrem Johannes Nepomuk 1693 ein Denkmal auf der Karlsbrücke. So wurde er zum Brückenheiligen. Schon früh zog auch das Grab des Märtyrers im Veitsdom zu Prag viele Verehrer an. Die Verehrung erreichte über den böhmischen Adel bald ganz Mitteleuropa.
Nepomuk wird verehrt als Patron von Böhmen, des Erzbistums Salzburg, der Müller, Schiffer und besonders der Brücken. Außerdem ist er Patron des Jesuitenordens, der Priester und des Beichtgeheimnisses. Angerufen und um Fürsprache gebeten wird der Märtyrer bei Verleumdung und bei allen Gefahren, die vom Wasser ausgehen.
Verehrung in Mitteleuropa
Die rasche Ausbreitung der Nepomukverehrung in Mitteleuropa in Gestalt der Brückenheiligen dokumentieren die vielen spätbarocken Steinfiguren des Heiligen aus dem 18. Jahrhundert auf und neben den Brücken, auch der Rhön-Saale-Region.
Sie stehen auf den Brücken an der Saale, der Brend und Streu, der Lauer und Wannig und auf Stegen über noch kleinere Bäche. Dargestellt ist der Heilige in der Regel als Priester mit Stola und Birett, Kreuz oder einem Palmzweig. Der Finger an den Lippen, wie auch gelegentlich zu sehen, symbolisiert das Beichtgeheimnis, um dessentwillen er der Legende nach ermordet wurde. Auf vielen Sockeln stehen Jahreszahlen um 1750, etwa wie auf dem Sockel der Nepomukplastik auf der Wannigbrücke in Großwenkheim, wo neben einem Hilferuf zu dem Heiligen, die Stifternamen und das Datum 13. August 1733 eingraviert sind, und auf dem Sockel auf der Saalebrücke in Aschach, wo 1744 zu lesen ist. Die Kunde von dem Prager Brückenheiligen musste also schon bald nach seiner Heiligsprechung (1729) auch in die Rhön- und Grabfeldregion gelangt sein, denn diese beiden Statuen wurden schon vier beziehungsweise fünf Jahre später errichtet. Auf dem Sockel des Heiligen an der Lauerbrücke in Althausen ist nur noch die Hälfte der Jahreszahl 17- zu lesen.
Aus der Norm
Viele Brückenheilige scheinen in ihrem Aussehen genormt zu sein. Fast alle tragen ein feierliches Priestergewand, halten im rechten Arm ein Kreuz mit dem Gekreuzigten, auf den sie ihren Blick richten. Aus dieser scheinbaren Norm aber fallen die Nepomukstatuen an der Brendbrücke in Bad Neustadt und von der alten Euerdorfer Saalebrücke heraus. Hier trägt der heilige. Nepomuk das Kreuz im linken Arm. Entsprechend neigt sich sein Kopf nach links dem Gekreuzigten zu.
Das gleiche oder ähnliche Aussehen der Nepomukfiguren in dieser Region lässt auf einen gemeinsamen Schöpfer all dieser Figuren schließen und/oder eine Werkstatt. Auch der helle Sandstein, aus dem fast alle Figuren geschlagen sind, lässt vermuten, dass sich der Bildhauer aus den ehemaligen Sandsteinbrüchen in Kleinwenkheim und Wermerichshausen mit Roh-Stein versorgt hat.
Heiliger Korbgucker
"Heiliger Sankt Nepomuk, konnst `mer nei mei Kötz geguck!" ist ein heute fast vergessener, früher aber geläufiger Ausspruch der Bauersleute aus den Dörfern, die ihre Naturalien in einem Huckelkorb (Kiepe) an dem Heiligen vorbei über die Saalebrücke, zum Beispiel auf den Markt nach Neustadt trugen. Der Heilige stand da so hoch auf seinem Sockel, dass er in jeden Korb "gucken" konnte.
Viele Heiligenfiguren erleben trotz oft leerer Kassen gerade in unserer Zeit eine Renaissance, unter anderem auch manche Nepomukplastik (Aschach, Maria Bildhausen, Althausen). Zum Glück finden sich immer wieder Menschen, die das Erbe ihrer Altvordern weiterpflegen.
Sie lassen die wertvollen Plastiken restaurieren und wetterfest machen oder stellen sie unter ein Dach, wie es dem hl. Nepomuk in der Saaleaue bei Bad Neustadt erging.