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Münnerstadt
Daniel Korn: Der Motivator mit Handicap
Mit einer fehlgebildeten Hand in die 2. Bundesliga? Der 38-Jährige Volleyballer beweist, dass nichts unmöglich ist, wenn der Wille stark genug ist. Ein echtes Vorbild.
Unser Bild zeigt die Landesliga-Mannschaft des TSV Münnerstadt mit dem Libero Daniel Korn (in schwarz).       -  Unser Bild zeigt die Landesliga-Mannschaft des TSV Münnerstadt mit dem Libero Daniel Korn (in schwarz).
Foto: Sandro Petzoldt | Unser Bild zeigt die Landesliga-Mannschaft des TSV Münnerstadt mit dem Libero Daniel Korn (in schwarz).
Redaktion
 |  aktualisiert: 02.01.2025 02:32 Uhr

Der Sport schreibt seine besonderen Geschichten und Erfolg steht nichts im Wege, wenn man hart arbeitet und ehrgeizig ist. So wie der 38-jährige Daniel Korn, der gleich in mehreren Sportarten sehr erfolgreich war und aktuell bei den Landesliga-Volleyballern vom TSV Münnerstadt spielt. Daran änderte auch eine Fehlbildung an seiner rechten Hand überhaupt nichts, die er von Geburt an hat und die ihn eher motivierte als hinderte. Nur im Meer taucht der Familienvater ab, beim Sport ist er sehr präsent und wird auch einmal laut, wenn es denn sein muss. Geht nicht, gibt es bei ihm nicht und auch deswegen taugt er durchaus als Vorbild.

Wer hat Sie angespielt?

Daniel Korn: Mein Vereinskollege, Niklas Amthor . Eine besondere Verbindung habe ich zu Niklas nicht nur, weil wir aktuell gemeinsam beim TSV Münnerstadt in der Landesliga Volleyball spielen, sondern auch weil Niklas ein begnadeter Leichtathlet ist. Auch ich hatte meine sportliche Karriere vor mehr als 30 Jahren als Leitathlet begonnen.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Während meiner gesamten Schulzeit hat mich die Leitathletik begleitet, auch wenn ich bereits damals schon viele weitere Sportarten ausprobiert habe. An dieser Stelle muss ich meinen Eltern danken, dass sie mir zum einen diese Möglichkeit geboten haben, mich aber auch zum anderen immer wieder motivierten am Ball zu bleiben. Neben vielen Bayerischen Meistertiteln dürfte mein größter Erfolg wohl die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft gewesen sein. Mit dem Sport-Abitur entdeckte ich mein Interesse am Volleyball. Nach meinem Sportstudium wurde Volleyball zu meiner präferierten Sportart, auch wenn ich im Sommer lieber Golf als Beachvolleyball spiele. Gerne blicke ich dabei auf die Zeit beim VC Eltmann zurück, bei dem ich bis 2023 Zweitliga-Luft schnuppern durfte.

Warum genau sind Sie damals von der Leichtathletik zum Volleyball gewechselt?

Nach dem Abitur stand ich vor der Entscheidung in den Profisport zu wechseln oder zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich immer wieder mit Hüft- und Knieproblemen, weshalb ich mich letztendlich für das Studium entschied. Mit der Leichtathletik pausierte ich während dieser Zeit. Nach meinem Abschluss zog es mich dann allerdings mehr zum Mannschaftssport und damit zum Volleyball.

Als Hochspringer hätten Sie viel erreichen können, waren aber auch als Volleyballer bis in die 2. Bundesliga aktiv. Woher kommt diese Vielfältigkeit bei Ihnen und wie viel Arbeit steckt hinter diesen Erfolgen?

Viele Faktoren spielen da zusammen. Vorranging liegt die Vielfältigkeit aber, denke ich, sowohl am großen Interesse unterschiedliche Sportarten ausprobieren zu wollen, aber auch an der damaligen Möglichkeit, dabei von meinen Eltern unterstützt zu werden. Ehrgeiz und stetiger Siegeswillen sind meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Sicherlich gehört immer etwas Talent dazu, am Ende geht es aber nicht ohne harte Arbeit. Wenn man aus der breiten Masse hervorstechen möchte, muss man eben auch mal mehr investieren als Andere und das bedeutet eben auch mal zurückzustecken und nicht auf eine Party zu gehen.

Sie haben durch das Poland-Syndrom eine Fehlbildung in der rechten Hand und spielen dennoch sehr erfolgreich Volleyball. Erklären Sie uns bitte warum?

Ein ,geht nicht’ oder ,kann ich nicht’ gab es bei mir nie. Auch wenn bei mir nicht alle Finger der rechten Hand ausgebildet sind, wollte ich schon immer beweisen, dass ich alles genauso gut oder sogar besser machen kann, als erwartet. Besonders bei Dingen, die beide Hände benötigen, war der Ansporn besonders groß. Ein Vorteil, wenn man es so nennen kann, ist dabei allerdings, dass ich diese Behinderung von Geburt an habe und es nicht anders kenne. Volleyball passt da ganz gut ins Schema. Der Rest ist Übung.

War die Fehlbildung für Sie, gerade als Kind, ein Stigma oder Herausforderung und Ansporn?

Sowohl als auch. Als Kind ist es, denke ich, immer unangenehm, wenn man von anderen Kindern komisch angeschaut wird. Ich musste natürlich auch erst lernen damit umzugehen und zu verstehen, was mich so besonders macht. Ich bin und war aber schon immer ein sehr aufgeschlossener Mensch, was mir sicherlich immer geholfen hat. Bereits früh war es für mich aber auch schon anspornend, wenn andere Personen der Meinung waren, dass ich etwas aufgrund meiner Hand nicht könnte. Meine Eltern erzählten mal, dass Ärzte sagten, ich könne nie einen handwerklichen Beruf ergreifen. Nun ist ein Sportstudium sicherlich kein „handwerklicher Beruf“, aber sicherlich ein Studium, dass viele körperliche Fähigkeiten benötigt.

Sie sind auch neben dem Spielfeld sehr engagiert und kümmern sich um Sponsoren, die Homepage oder leiten das Training. Was haben Sie und die Abteilung beim TSV Münnerstadt denn noch alles vor in der Zukunft?

Ich bin ein ehrgeiziger Typ, der immer gewinnen will. Für mich und das Team würde ich mir in der kommenden Saison einen Platz an der Spitze der Tabelle wünschen. Ab der Bayernliga finden die Spiele zum Großteil am Abend statt. Bei einigen Vereinen kommen teils über 100 oder mehr Zuschauer in die Halle. Eine solche Atmosphäre wünsche ich den Mannschaftskollegen.

Ihnen wir nachgesagt, extrem ehrgeizig zu sein und häufig auch unzufrieden mit sich selbst. Wie gehen ihre Teamkameraden damit um?

Die meisten meiner Mitspieler sollten mich inzwischen so gut kennen, dass sie es mir nicht mehr so übel nehmen, wenn ich mal lautstarke Kritik äußere. Wir haben einige junge Spieler, die auch sehr ehrgeizig sind und noch viel erreichen wollen und auch können. Ich habe das Gefühl, dass ich hier schon eine gewisse Motivation wecken kann.

Als Ehemann und Vater ist es sicherlich nicht immer einfach Training sowie Spieltage und Familienleben unter einen Hut zu bekommen. Wie schaffen Sie es dennoch?

Böse Zungen behaupten, mein Tag hätte mehr als 24 Stunden, aber Scherz beiseite. Meine Familie kennt meine Leidenschaft zum Sport und meinen ungebrochenen Willen, alles mit 100 Prozent Einsatz zu machen. Auch wenn dies ab und an bedeutet, dass mal andere Dinge auf der Strecke bleiben. Aber wie heißt es so schön: Nach dem Regen scheint auch wieder die Sonne.

Was geht bei Ihnen vor, Training und Spieltage oder doch der Familienurlaub?

Beides ist natürlich wichtig und mit genügend Organisationstalent, bislang auch immer möglich gewesen.

Die Volleyballer des TSV Münnerstadt trainieren montags zeitgleich mit den Footballern der Dark Knights. Wer von den Volleyballern wäre denn der beste Footballer?

Ich schaue unglaublich gerne diesen Sport und weiß deshalb, dass Football für nahezu jedes Talent eine Position bietet. Aus diesem Grund ist es natürlich auch schwierig zu sagen, wer der beste Footballer im Team wäre. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass wir nach unserer Saison mal bei einer Trainingseinheit der Dark Knights vorbeikommen, um herauszufinden, wer der nächste Starquarterback wird.

Tattoomäßig würden auch Sie definitiv zu den Footballern passen. Erklären Sie uns bitte, was das Tattoo auf ihrem linken Arm zu bedeuten hat?

Ich habe mehrere Motive auf dem Arm. Neben einem Tiger, der mein Geburtsjahr symbolisiert, dominiert ein Baum den Oberarm. Er steht für meine Verbundenheit zur Natur und Pflanzen. Die Schildkröte erinnert mich an tolle Tauchgänge im Roten Meer oder auf den Malediven.

An wen spielen Sie weiter?

Den Ball spiele ich an Luca Scheublein weiter, ein unglaubliches Golftalent, mit dem ich vor einigen Jahren in einer Mannschaft gespielt habe. Inzwischen spielt er in Maria Bildhausen.

 
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