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"Daheim ist, wo deine Liebsten sind"
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:48 Uhr

Es ist ganz schön anstrengend für Trong Hieu Nguyen, ein Star zu sein. Seit der gebürtige Kissinger in Vietnam, der Heimat seiner Eltern, eine Castingshow gewonnen hat, zerren die Menschen dort den ganzen Tag an ihm. Hier ein Fernsehauftritt, dort ein Werbeclip für den neuen Yamaha-Roller Acruzo und dazwischen Aufnahmen für „Wie ich bin“, die deutsche Version seines Siegersongs bei Vietnam Idol. Aus der Heimat zu erreichen ist Trong praktisch nur spät in der Nacht. Wenn überhaupt.

Frage: An Dich ist ja ziemlich schwer ranzukommen, Trong. Sogar Deine Mutter hat kürzlich gesagt, sie habe Dich 14 Tage praktisch nicht erreicht.

Trong Hieu Nguyen: Ich bin einfach zurzeit sehr beschäftigt.

Stimmt, Du hast seit Deinem Sieg bei Vietnam Idol ziemlich viele Termine. Jetzt machst Du auch noch Werbung für einen Roller.

Trong: Ja, ich bin das neue Werbegesicht für Yamaha. Und ich bin auf Tour. Dazu kommen Interviews, Videoclips und Auftritte im Fernsehen.

Dein Siegersong bei Vietnam Idol ist nun auch auf Deutsch erschienen. Wie zufrieden bist Du damit?

Trong: Ich habe die Gewinnersingle auf Deutsch gemacht als Dankeschön auch an alle in Deutschland, die mich unterstützt haben. Es sollte eher ein kleines Geschenk und ein Dankessong sein.

Wann erscheint die nächste Single in Vietnam?

Trong: Meine zweite Single erscheint im November und ist der Titelsong zur Werbung vom neuen Motorrad von Yamaha.

Was steht danach an?

Trong: Nun steht eine Vietnamtour an mit vielen berühmten Gastsängern, dazu kommen Werbeverträge und eine neue Single.

Im August hat die Deutsche Presseagentur berichtet, Du wolltest einen neuen Anlauf beim Eurovision Song Contest unternehmen.

Trong: Es ist einer meiner größten Träume, mal für Deutschland beim ESC teilzunehmen, aber ich weiß noch nicht, wann ich da wieder teilnehmen werde.

Hast du schon konkret etwas unternommen?

Trong: Nein, noch nicht, ich lasse es auf mich zukommen und nutze die Zeit, um zu trainieren und mich zu verbessern.

Würde so ein Projekt nicht sowieso jetzt den Erfolg in Vietnam behindern? Die erneute Bewerbung für den Eurovision Song Contest kostet Zeit in Deutschland. Du bist aber gerade in Vietnam sehr begehrt.

Trong: Ja, ich möchte mich gerade auf Vietnam fokussieren und hier meine Karriere nach oben treiben. Deswegen bleibt mir erst einmal nicht viel Zeit, um in Deutschland zu sein.

Wie begehrt Erfolg macht, merkst Du zurzeit unter anderem daran, dass alle Dich als einen der Ihren sehen. Die Hannoveraner halten Dich für einen Hannoveraner, weil Du vor Vietnam Idol dort studiert und gearbeitet hast. Die Kissinger nennen Dich einen Kissinger, weil Du hier aufgewachsen bist. Und die Vietnamesen? Bist Du für die immer noch der German Hot Boy wie während der Castingshow?

Trong: Hahaha, diese Aussage finde ich sehr charmant und schmeichelnd. Die Vietnamesen sehen mich wahrscheinlich als einen Vietnamesen aus dem Ausland (lacht). Ich muss ehrlich gestehen, ich weiß gar nicht, als was sie mich sehen. Aber ich denke, ich bin ein Mix. Deutschland und Vietnam.

Wenn morgen das Bayerische Fernsehen käme, um mit Dir zu drehen: Ich bin der Trong und da bin ich daheim. Wo müsste das dann aufgenommen werden?

Trong: Daheim dann wahrscheinlich in Bad Kissingen, Hannover, Hanoi und Ho-Chi-Minh-City. Ich bin überall und ich denke deine Heimat ist da, wo deine liebsten Menschen sind. Das lege ich nicht danach fest, wo ich geboren bin, sondern eher danach, wo meine Familie und Freunde leben und ich mich geborgen und wohl fühle.

Und wo siehst Du Dich, sagen wir mal in ein, zwei Jahren, eher in Deutschland oder eher in Vietnam?

Trong: In zwei Jahren sehe ich mich als Pendler.

Trong Hieu Nguyen

Der 23-jährige hat vor seinem Erfolg in Vietnam mehrere Anläufe unternommen, bei Castingshows zum Erfolg zu kommen. Unter anderem bewarb er sich vergeblich darum, am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest teilnehmen zu dürfen. Zur Welt gekommen ist Trong Hieu Nguyen in Bad Kissingen. Mutter Thi Yen und Vater Trung flohen Anfang der 1990er Jahre aus Vietnam, strandeten als Asylbewerber im Bäderlandkreis und bauten sich in der Kurstadt ein kleines Restaurant als Lebensgrundlage auf. Die Bindung der Nguyens an die Stadt ist eng. Als die Familie vor 15 Jahren abgeschoben werden sollte, sammelten Bürger über 4000 Unterschriften dagegen.

 
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