Aufmerksame Passanten konnten in der vergangenen Woche beobachten, wie das als Salzhaus bezeichnete Gebäude vollständig eingerüstet wurde. Der Bau wurde etwa zeitgleich mit der Dreiflügelanlage der Unteren Saline im Auftrag des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim in den 1780er Jahren errichtet.
Nach Auskunft der Immobilien Freistaat Bayern soll demnächst in Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt in Schweinfurt mit der Sanierung begonnen werden. Man hofft, die Arbeiten bis Sommer kommenden Jahres abzuschließen.
„Die Dachfläche des historischen Salzhauses ist die letzte noch nicht sanierte Dachfläche im Areal der Unteren Saline“, informiert die Pressestelle aus München. „Diese soll denkmalgerecht erneuert werden. Zusätzlich werden lose Fassadenteile gesichert.“ Die Baumaßnahme war notwendig geworden, um Undichtigkeiten in der Dachfläche zu beseitigen und den Dachstuhl statisch zu sichern.
Dachziegel fallen herunter
Zudem müsse die Verkehrssicherung zum angrenzenden Gehweg sowie zum direkten Nachbarn gewährleistet werden, um Gefährdungen durch herabfallende Teile zu vermeiden. Auch mit bloßem Auge sind bereits Löcher in der rückseitigen Dachfläche sowie gesammelte Scherben heruntergefallener Dachziegel auf einem Fenstersims zu sehen.

Kosten etwa 225.000 Euro
Die Investitionssumme wird auf etwa 225.000 Euro geschätzt, teilt Immobilien Bayern mit, ergänzt aber vorsorglich, dass die endgültige Kostenhöhe von den während der Sanierung tatsächlich vorgefundenen Schäden abhängig ist. „Die Sanierungsmaßnahmen sind Teil der Bemühungen, das kulturelle Erbe der Stadt Bad Kissingen zu bewahren und die Bausubstanz des historischen Areals langfristig zu sichern.“
250.000 Liter Fassungsvermögen
Das als Gutsole-Reservoir errichtete Salzhaus ist gemäß Eintrag in der bayerischen Denkmalliste ein eingeschossiger Quaderbau aus Hausteinmauerwerk mit einem hohen Sockel und Mansardwalmdach. Es beherbergte zwei große Solebecken mit einem Fassungsvermögen von bis zu 250 000 Litern.
Das Salzhaus war bei der Salzgewinnung ein Bindeglied zwischen den Gradierbauten und der eigentlichen Produktionsstätte, dem Sudhaus . Es diente als Zwischenlager für 15- bis 20-prozentige Gutsole und Siedesole mit 24-prozentigem Salzgehalt. Auf dem Dachboden wurde das gewonnene Salz gelagert.

Badezusatz für Kurgäste
Die Gutsole, die einst im ehemaligen Salinenbad, im Kurhaus und im Luitpoldbad als Badezusatz Verwendung fand, wurde durch eine unterirdische Rohrleitung mithilfe der großen Freipumpe zunächst ins Obergeschoss des Salzhauses befördert und in einem Holzkasten gesammelt. Von dort sickerte die Sole durch einen darunter liegenden, mit Steinsalzbrocken gefüllten Holzkasten.
Dadurch gewann man die Siedesole mit ihrem höheren Sättigungsgrad. Aus dem unteren Holzkasten lief die Sole dann schließlich durch kleine, runde Löcher in die beiden großen Becken im Erdgeschoss des Salzhauses.

Die Siedesole wurde von dort aus je nach Bedarf in die Sudpfanne des Sudhauses in der Unteren Saline eingespeist. Die hohe Lagerkapazität der beiden Reservoire im Salzhaus mit bis zu 250.000 Litern garantierte einen ungestörten und kontinuierlichen Ablauf der Salzproduktion, da stets genügend gradierte Sole zum Sieden vorhanden war.
Mit Einstellung der professionellen Salzproduktion in der Unteren Saline hatte auch das Salzhaus seine Aufgabe verloren, blieb seitdem ungenutzt und ist dem Verfall preisgegeben. Verantwortlich für den Erhalt dieses zu fürstbischöflichen Zeiten errichteten und heute denkmalgeschützten Bauwerks im Staatsbad Bad Kissingen ist in Rechtsnachfolge der Freistaat Bayern.
