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Münnerstadt
Da werden Erinnerungen wach
Ein Film-Forum hat in den 1970er-Jahren Vorführungen im Saal des Klosterseminars organisiert. Die Kinoleinwand ist jetzt wieder aufgetaucht und wird vom Kunstprojekt "else!" auch wieder genutzt.
In den 1970er Jahren zeigte das Film-Forum Autorenfilme im Saal des Klosterseminars. Die alte Leinwand ist wieder aufgetaucht und wird auch wieder genutzt. Mia Hochrein, Georg Arndt und Dietmar Wohlfromm bauen die Technik auf. Foto: Thomas Malz       -  In den 1970er Jahren zeigte das Film-Forum Autorenfilme im Saal des Klosterseminars. Die alte Leinwand ist wieder aufgetaucht und wird auch wieder genutzt. Mia Hochrein, Georg Arndt und Dietmar Wohlfromm bauen die Technik auf. Foto: Thomas Malz
| In den 1970er Jahren zeigte das Film-Forum Autorenfilme im Saal des Klosterseminars. Die alte Leinwand ist wieder aufgetaucht und wird auch wieder genutzt.
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 17.10.2022 03:40 Uhr

Sie ist fast perfekt, sieht man einmal von ein paar kleinen Flecken ab. "Aber es ist alles da", sagen Georg Arndt und Dietmar Wohlfromm. Sie wissen noch genau, wie die Kinoleinwand zusammengebaut werden muss, und das haben sie auch getan. Nach Jahrzehnten flimmerte auf ihr nun wieder erstmals ein Film bei einer privaten Aufführung. Das Team des Kunstprojekts else! hat sich der Leinwand angenommen, im nächsten Jahr wird sie auch wieder öffentlich zum Einsatz kommen.

Nein, die Winnetoufilme und später die Softpornos, die im Pali-Theater in der Veit-Stoß-Straße liefen, wollten sie nicht sehen. Es gab eine Gruppe junger Leute, die lieber Autorenfilme schauen wollten. Deshalb gründeten sie das Filmforum Münnerstadt . Dietmar Wohlfromm meint, dass das Forum schon 1968 gab, aber so ganz genau weiß er das auch nicht mehr. Fest steht, dass es in den 1970er Jahren regelmäßig Filmvorführungen gab. Die fanden im Saal des Klosterseminars (Klosterschule) statt, aus dem später das Jugendhaus am Dicken Turm wurde.

Anspruchsvolle Filme

Mit dem Oberhausener Manifest im Jahr 1962, das den neuen deutschen Film beschrieb und die Unabhängigkeit der Filmemacher versprach, rückten die so genannten Autorenfilme mehr in den Mittelpunkt. Auch in Münnerstadt gab es eine Gruppe, die sich für den jungen deutschen Film interessierten, darunter Georg Arndt und Dietmar Wohlfromm. Mit im Boot waren auch Mitglieder der Marianischen Congregation (MC) und Klosterschüler, die die Vorführungen im Saal des Klosterseminars ermöglichten. Die Streifen besorgten sich die Filmfans über den Atlas-Filmverleih. Georg Arndt erinnert sich noch genau, wie die 16-Millimeter-Streifen mit der Post geliefert wurden. Es waren anspruchsvolle Filme und eigentlich sollte nach jeder Aufführung über den jeweiligen Streifen diskutiert werden. Aber so ist das nie gelaufen. Es wurde zwar diskutiert, aber nie in großer Runde unmittelbar nach dem Film.

Die Werbung lief ganz einfach: Es gab vorgedruckte Plakate mit der Aufschrift: "Filmforum zeigt". Der Titel und Regisseur des Films wurde dann einfach dazu geschrieben. Für die Aufführung wurde ein Unkostenbeitrag erhoben. Die Leinwand, die immer wieder zusammengebaut und nach der Vorführung auseinander genommen werden musste, ist wahrscheinlich schon viel, viel älter. "Mutmaßlich stammt sie aus dem alten Gymnasium", sagt die Münnerstädter Künstlerin Mia Hochrein. Sie hat die alte Leinwand im Jahr 2012 in einem Raum unter der Bühne des Jugendhauses entdeckt.

Arche neu ausgestaltet

Damals gestaltete Mia Hochrein zusammen mit Sigi Räder und dem Leiter des Jugendhauses, Pater Jeremias Kiesl, die Arche neu aus. Der älteste Teil des Jugendhauses, der ein wenig heruntergekommen war, wurde völlig neu konzipiert, wobei die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielte. So wurden aus Zeltplanen, die im Fundus der Augustiner entdeckt wurden, kurzerhand Vorhänge. Die Kinoleinwand schenkte Pater Jeremias bei dieser Gelegenheit Mia Hochrein, zunächst blieb sie aber unter der Bühne liegen.

Was 2012 niemand ahnte: Drei Jahre später machte das Jugendhaus dicht. Inzwischen hat die Carl-von-Heß-Sozialstiftung das Gebäude gekauft und will es zum betreuten Wohnen umbauen. Vor der Ausräumaktion hat Hartmut Hessel die Leinwand unter der Bühne hervorgeholt und gerettet. Inzwischen ist sie schon getestet worden. "Im Jahr 2023 gibt es wieder ein else!-Projekt. Da wird die Leinwand zum Einsatz kommen", sagt Mia Hochrein.

 
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