
Thomas Schoenwald, Abteilungsleiter Baurecht und Umwelt am Landratsamt Bad Kissingen , war während der Corona-Pandemie Mitglied des Krisenstabs „Führungsgruppe Katastrophenschutz“ (FüGK) und ganz nah dran am Geschehen.
Die FüGK ist eine Einrichtung innerhalb eines jeden Landratsamts in Bayern und für den Katastrophenschutz zuständig. Sie setzt sich ausschließlich aus Beschäftigten des Landratsamts zusammen. Doch als die ersten Corona-Fälle publik wurden, war den Verantwortlichen am Landratsamt sehr schnell klar, dass die Krise nur gemeinschaftlich mit Unterstützung aller Mitarbeitenden bewältigt werden kann, berichtet Pressesprecherin Natalie Bachmann.
Es wurde entschieden, einen großen Krisenstab zu bilden, dessen Leitung Landrat Thomas Bold übernahm. Aufgabe des Krisenstabs war es, das Sachgebiet Gesundheitsamt zu unterstützen. In der Folge mussten Beschäftigte über Monate oder sogar Jahre hinweg Zusatzaufgaben wie zum Beispiel Kontaktnachverfolgung oder Betreuung des Bürgertelefons übernehmen.
Herr Schoenwald, können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie vom ersten Lockdown erfahren haben – was ging Ihnen durch den Kopf?
Thomas Schoenwald: Es kamen ständig neue Informationen rein – übers Handy, übers E-Mail-Postfach, übers Internet, über Rundfunk und Fernsehen. Das war alles so unwirklich! Aber ich hatte schnell das Gefühl, dass da etwas Großes auf uns zurollt, dessen Auswirkung wir im Moment noch gar nicht überblicken können. Im ersten halben Jahr war der Krisenstab 24/7 im Haus, auch an Sonn- und Feiertagen wie Ostern. Nachts saßen wir zu dritt im Konferenzzimmer, der Nachrichtenticker lief permanent. Das war einerseits unwirklich, andererseits waren wir ständig in Alarmbereitschaft.

Wann war klar, dass ein Krisenstab eingerichtet werden musste?
Als wir die Entwicklung der ersten Corona-Fälle verfolgt haben, war uns ziemlich schnell klar, dass wir auf Krisenmodus umstellen müssen – lange vor Ausrufen des Lockdowns.
Was waren die Aufgaben des Krisenstabs ?
Die waren sehr vielfältig. Das ging los bei der Materialbeschaffung, wie beispielsweise Masken, die Erfassung der Krankheitsfälle, die Nachverfolgung der Kontakte, die Information der Bürger, die Umsetzung und Überwachung der Schutzmaßnahmen zusammen mit der Polizei , die Einrichtung und Betrieb von Teststrecken für Schnell- und PCR-Tests bis hin zu Einrichtung und Betrieb des Impfzentrums .
Wie haben Sie die ersten Wochen erlebt?
Rückblickend wie in Trance. Gleichzeitig war es eine besondere Aufgabe, weil man zu den wenigen gehört hat, die arbeiten und so raus auf die Straße durften. Plötzlich war ich aufgrund meines Berufes Teil des Krisenbewältigungsapparats und damit nicht nur Zuschauer, sondern Akteur. Diese Tatsache hat mich auch motiviert, weil ich dabei helfen konnte, die Krise zu bewältigen.
Welche Momente oder Erlebnisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Wir mussten jeden Morgen vor 7 Uhr die Todeszahlen nach München ins Innenministerium melden. Das an sich war schon schlimm, an jedem einzelnen Tag. Noch schlimmer wurde es, als sich in den Seniorenheimen die ersten Todesfälle häuften. Das hat mich schon sehr betroffen gemacht.
Was haben Sie aus der Zeit mitgenommen oder daraus gelernt?
Zum einen habe ich gemerkt, wie flexibel unser Amt dank der Mitarbeitenden sein kann. Ganz hervorragend war auch die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen wie das Bayerische Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk , die Bundeswehr wie auch den mitwirkenden Ärzten, Ärztinnen und Arzthelferinnen. Was sich außerdem bewährt hat, ist in vielen Bereichen die Terminvereinbarung, zum Beispiel in der Zulassungsbehörde.
Damals waren wir ja gezwungen, die Bürgerinnen und Bürger nur nach Voranmeldung ins Landratsamt zu lassen. Schnell kamen positive Rückmeldungen, wie: „Ist ja prima, da kommt man auf jeden Fall dran und muss kaum Wartezeit mitbringen.“ Jetzt kann jeder online mit wenigen Klicks einen Termin vereinbaren und muss nicht lange warten.