
Etwas provisorisch sieht sie noch aus, die neue "Spielwiese" von Cubic Outdoor Living. Erst vor wenigen Tagen sind Geschäftsführer Michael Müller und seine Mitarbeiter von Weißenbach zum Haghof bei Modlos umgezogen. Dementsprechend sparsam ist die große Produktionshalle für exklusive Outdoor-Küchen noch ausgestattet; auch im Büro des 33-Jährigen fehlt noch einiges. Dabei ist am Haghof schon jetzt Großes entstanden.
Die Firma Cubic Outdoor Living kennen außerhalb Weißenbachs wenige. Das liegt wohl daran, dass der relativ kleine Handwerksbetrieb für eine weit verteilte zahlungskräftige Kundschaft herstellt. Die auch selten in der Region, sondern in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien sitzt. Seit kurzem gibt es auch einen Importeur in den USA.
Küchen sind Spezialanfertigungen
Kaum eine der Outdoor-Küchen gleicht der anderen; sie sind individuell an die Wünsche der Kunden angepasst und können alles enthalten, was auch eine Drinnen-Küche bietet: Spüle, Kühlschrank, Kochgelegenheit(en) mit Gas oder Strom, dazu Gas- oder Kamado-Grill mit Holzkohle.
Alle Module sind wasserdicht; die Küche kann unbeschadet das ganze Jahr über draußen bleiben. Eine Abdeckung benötigt sie nicht; Geschirr und Besteck bleiben verlässlich trocken.
Natürlich haben Individualität und Beständigkeit ihren Preis: Im Schnitt ist der Kunde laut Müller mit 35.000 bis 40.000 Euro dabei. "Nach oben gibt es da wenig Grenzen, je nachdem, wie man es möchte."
Wurzeln in einer Weißenbacher Schreinerei
Seine Wurzeln hat Cubic Outdoor Living in einer Schreinerei, wenige Meter entfernt von der Rhöner Bauernmetzgerei Schumann in Weißenbach. Seit 1964 firmiert der Betrieb unter "Herrenhaus - Werkstätten für Wohnkultur"; 1986 übernahm ihn die Familie von Michael Müllers Vater Bernd. Man spezialisierte sich unter anderem auf hochglanzlackierte Gartenbänke.
Mitte der 2000er-Jahre begann die Firma, auch Lounge-Möbel für draußen aus Kunststoffgeflecht zu bauen. Schnell offenbarte sich ein Problem: Wo bringt man Zubehör wie Kissen und Decken wasserdicht unter? Also schufen die Weißenbacher bald Boxen, als Weiterentwicklung später auch Outdoor-Schränke und - Sideboards.
2017 mit Outdoor-Küchen auf den Markt gegangen
2008 entstand die Marke Cubic. Unter dieser ging die Firma 2017 mit Outdoor-Küchen auf den Markt. "Mit diesen erwirtschaften wir mittlerweile 80 Prozent unseres Umsatzes", berichtet Müller.
Leider konnte der bisherige Standort in Weißenbach platzmäßig nicht mit der Entwicklung des Betriebes mithalten: vorne das Wohnhaus der Eltern, hinten die Fertigung. "Es ist extrem verwinkelt und klein, viel zu klein", so der Cubic-Geschäftsführer.
Also machte sich die Familie bereits vor drei Jahren auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück; 10.000 Quadratmeter groß sollte es mindestens sein.
Kein geeignetes Grundstück in der Region zu finden
Man fand nichts Geeignetes in der Region. "Wir haben von Wildflecken bis Zeitlofs geschaut: Es gab nichts und wenn, dann war es zu klein oder hatte einen falschen Zuschnitt", sagt Müller. Auch aus einem geplanten Gewerbegebiet zwischen Detter und Weißenbach sei nichts geworden.
Doch dann kam es zu einer glücklichen Fügung. Reinhard Diller vom Haghof hatte von der Grundstückssuche der Müllers erfahren. Also sprach der Betreiber eines Sägewerks sowie einer Stiel- und Keilmanufaktur Familie Müller an. Eine Aufgabe seines Betriebes stand für den Mittsechziger durchaus im Raum, zumal sein Sohn Andreas als Steuerberater nicht für eine Nachfolge infrage kommt.
Ein Deal mit Reinhard Diller
Man wurde sich schnell einig. Der Deal: Cubic Outdoor Livin erwirbt das rund 27.500 Quadratmeter große Grundstück, lässt das alte Sägewerk abreißen. Dillers Stiel- und Keilmanufaktur bleibt, produziert voraussichtlich bis Ende 2025 weiter; dann muss sie abgerissen werden.
Inzwischen ist das Sägewerk verschwunden, dafür in den vergangenen Monaten eine 3.600 Quadratmeter große Fertigungsstätte entstanden. Die Investition laut dem Geschäftsführer: ein mittlerer einstelliger Millionen-Euro-Betrag für Halle und Grundstück. Wie gesagt: Man ist mitten im Umzug; demnächst soll die Produktion anlaufen.
Wer nicht gerade die Stichstraße am Ortsrand von Modlos hinter zum Haghof gefahren ist, um am Dreistelz oder in den umliegenden Wäldern und Feldern spazieren zu gehen, hat von dieser Entwicklung kaum etwas mitbekommen. Manche Menschen wunderten sich, dass im Sommer neben der Straße nach Detter rund um die Haghof-Einfahrt, massiv aufgegraben wurde. Mit dem Cubic-Werk wurde auch der gesamte Weiler an die Abwasser-Kanalisation angeschlossen.
Produktionsstätte inmitten der Natur
Dass die neue Produktionsstätte relativ versteckt liegt, stört Michael Müller nicht. Im Gegenteil: Der studierte Wirtschaftsingenieur liebt die viele Natur drumherum. "Das bildet die perfekte Kulisse für unsere Küchen und ist mir viel lieber, als in einem Industriegebiet zu sitzen."
Ohnehin finde wegen der relativ geringen Stückzahlen am Haghof kein großer Umschlag an Waren statt; ein Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe sei nicht so wichtig. Ist eine Outdoor-Küche fertig, wird sie in Holzkisten verpackt; eine Spedition holt sie ab und bringt sie zum Kunden.
Mitarbeiter mit Gespür gesucht
Zwar fasst die neue Halle neben der Produktion und Büros auch einen Ausstellungsbereich mit derzeit drei Küchen. Doch ist der nicht unbedingt für Laufkundschaft aus der Umgebung gedacht. "Natürlich kann der Kunde kommen, seine individuelle Küche hier vor Ort planen und sehen, wie produziert wird. Aber eigentlich ist der Ausstellungsbereich mehr für Architekten- und Händlerschulungen gedacht", so Müller. Demnächst würden auch die ersten Händlertage mit rund 80 Teilnehmern stattfinden.
Verstärkung sucht die Firma Cubic Outdoor Living mit ihren gut 25 Angestellten für den neuen Standort schon, wenn auch in Maßen. "Neue Mitarbeiter sollten ein Gespür für die Wertigkeit des Produktes mitbringen. Jeder muss Freude daran haben, etwas Schönes zu produzieren", beschreibt Müller das Jobprofil. Hauptsächlich gewünscht seien Schreiner mit handwerklichem Geschick und dem Blick fürs Detail. Schließlich handele es sich ja um Einzelstücke.
Mehr Wirtschaftliches aus der Region lesen Sie hier: