
Es war ein Schlüsselmoment beim Einkaufen: Philipp Metz ist mit seiner kleinen Tochter auf dem Parkplatz eines Supermarkts unterwegs. Dabei fallen ihm die blauen Masken ins Auge, die als Müll hier und da auf dem Boden liegen. "Kleine Kinder nehmen ja auch alles in die Hand", sagt Metz und fügt mit einem Augenzwinkern an: "Sehr zum Missfallen der Eltern."
Metz fasst daraufhin den Entschluss, etwas gegen den Maskenmüll zu unternehmen. Der Geschäftsführer des Mottener Start-Ups Psilkon plant, selbst eine Maske zu entwickeln. Nachhaltig soll sie sein und in Deutschland produziert. "Die Idee dazu war schon im Kopf vorhanden, aber der Moment beim Einkaufen gab schließlich den entscheidenden Anstoß."
Maske aus medizinischem Silikon
Metz beruft ein Telefonmeeting mit seinem Team ein. Keine zwei Monate später ist die Maske fertig entwickelt - und auch bereits durch Labore zertifiziert, wie der Psilkon-Geschäftsführer berichtet. Der Körper der Maske besteht aus medizinischem Silikon. "Das Material lässt sich mit einem Babyschnuller vergleichen, im Prinzip unzerstörbar und einfach zu sterilisieren." Etwa mithilfe heißen Wasserdampfs (Dampfsterilisation) oder auch in kochendem Wasser.
Am vorderen Ende der Maske wird ein austauschbares Filterpad eingesetzt. Dieses habe gegenüber Viren und anderen Partikeln einen Abscheidegrad von 98 Prozent, berichtet Metz. Psilkon will nach eigener Aussage seine "Provid"-Maske auf lange Sicht als medizinisches Produkt am Markt etablieren. Einen Schnelltest der Regierung, was den FFP2-Standard betrifft, habe die Maske bereits bestanden. Die endgültige, langfristige Zulassung als FFP2-taugliches Fabrikat sei in Arbeit und werde im Laufe des Februars erwartet, erklärt der Geschäftsführer.
Die Dauertragedauer eines Filterpads liege zwischen acht und 16 Stunden, berichtet Metz weiter. Es ist der einzige Bestandteil der Provid-Maske, der dann ausgetauscht werden muss. So ließen sich im Vergleich zu den Einweg- und FFP2-Masken große Mengen an Müll sparen. Auch die Pads fertige die Firma selbst, erklärt Metz. Der Filterstoff werde als Rollenware bezogen und dann zu Filterware verarbeitet. "Uns ist wichtig, dass die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland liegt", sagt der 30-Jährige. Auch das verarbeitete Silikon stamme von deutschen Chemiefabrikanten.
Wechselfilter zum Nachbestellen
Seit knapp einem Dreivierteljahr ist die Provid-Maske nun am Markt, wie Metz berichtet. Der Absatz liege bei mehreren 1000 Stück pro Monat. Die Maske ist ab einem Preis von 21,99 Euro im Online-Shop des Mottener Unternehmens erhältlich. Die Wechselfilter lassen sich dort ebenfalls nachbestellen. "Wir haben aber auch einen 98-Jährigen Kunden , der immer telefonisch neue Filterpads bestellt", erzählt Metz. Eine Zehnerpackung der Wechselfilter kostet 8,80 Euro.
Vor allem bei Privatleuten und kleineren Betrieben spiele die Nachhaltigkeit bei der Maskenauswahl mehr und mehr eine Rolle, erklärt der Geschäftsführer weiter. Großkonzerne setzten hingegen nach wie vor eher auf günstige Importware. Diese stamme zu 90 Prozent aus China, ergänzt Vertriebsleiter Pascal Kümmert. Mit der Provid-Maske sei Psilkon deutschlandweit sicher einer der ersten Hersteller gewesen, der eine wiederverwendbare Maske im Portfolio hatte.
Die schnelle Entwicklung und Markteinführung der Maske sei vor allem auch dank der schlanken Unternehmensstruktur möglich gewesen, berichten Metz und Kümmert. Gegründet wurde Psilkon im Oktober 2017. Anfang 2018 habe man mit der Produktion begonnen, berichtet Metz. Das Mottener Start-Up zählt aktuell sechs Mitarbeiter und ist auf das Herstellen von Silikonformteilen spezialisiert.
Medizinbranche als größter Auftraggeber
Was das Auftragsvolumen des jungen Unternehmens betrifft, mache die Medizinbranche etwa 80 bis 85 Prozent aus, erklärt der Geschäftsführer. Entwickelt und gefertigt werden von Psilkon unter anderem Menstruationstassen, medizinische Spritzen oder auch Bauteile für die Dialyse. Daneben zählt das Unternehmen laut Metz weitere Industriezweige, wie etwa die Automobilbranche , zu seinen Kunden . Produziert werden hier etwa kleinste Silikonteile für die Lüftungsklappen der Fahrzeuge.
"Die Gesundheitsbranche war und ist sicher unser großer Bonus während der Corona-Krise . Ein Start-Up, das nur im Bereich Automotive unterwegs ist, hätte nicht lange überlebt", sagt Metz. Der 30-Jährige schätzt nach eigener Aussage an der unternehmerischen Tätigkeit, die Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen, Entscheidungen frei treffen und ein Team aufbauen zu können, dass freundschaftlich und familiär miteinander umgeht. "Einen Großteil des Lebens verbringen wir ja auf der Arbeit. Mir ist wichtig, dass man dabei Freude hat", sagt er.
Auch mit dem Standort in Motten ist Metz nach eigener Aussage zufrieden. Man sei relativ zentral in Deutschland angesiedelt und über die Autobahn und die ICE-Anbindung in Fulda gut und schnell zu erreichen. Ab diesem Jahr will das Start-Up dem Geschäftsführer nach auch als Ausbildungsbetrieb starten und eigene Azubis anlernen. Ziel für die nahe Zukunft ist es, wie Metz erklärt, die Marke Psilkon am Markt zu etablieren und als Unternehmen zu wachsen. Die Provid-Maske dürfte da gerade in Corona-Zeiten ein gutes Standbein sein.