Kultur, Gastronomie oder Einzelhandel: Corona hat im zurückliegenden Jahr verschiedenste Bereiche hart getroffen und unübersehbare Spuren hinterlassen. Ein Wirtschaftszweig, der ebenfalls heftig in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind die Beherbergungsbetriebe. Wie sehr gerade sie in Bayern, und speziell im Landkreis Bad Kissingen, 2020 gelitten haben, belegen konkrete Zahlen, die das Bayerische Landesamt für Statistik jetzt vorlegte.
Die Statistiker und auch die Touristiker verwenden zur Bewertung der Entwicklung bei den Beherbergungsbetrieben zwei wesentliche Kennzahlen. Das sind zum einen die Gästeankünfte und zum anderen die Zahl der Übernachtungen. In beiden Bereichen sind für das Vorjahr dramatische Einbrüche zu verzeichnen. In ganz Bayern ging die Zahl der Gästeankünfte von rund 40 Millionen auf knapp 20 Millionen zurück. Ein Minus von mehr als 50 Prozent. Die Zahl der Übernachtungen lag 2020 in Bayern bei knapp 60 Millionen und damit um gut 40 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. 2019 hatten die Statistiker noch knapp 101 Millionen Übernachtungen gezählt.
Guter Start ins Corona-Jahr
Ähnlich sind auch die Zahlen, die das Landesamt für Statistik für Unterfranken ermittelt hat. Demnach gingen die Gästeankünfte 2020 hier um knapp 47 Prozent auf 1,6 Milliionen zurück, die der Übernachtungen um knapp 39 Prozent auf 4,5 Millionen.
Und auch die Zahlen, die den massiven Einbruch für den Landkreis Bad Kissingen dokumentieren, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Landes oder des Bezirks. Gerade mal 226 000 Gäste besuchten im vergangenen Jahr den Bäderlandkreis. Das ist ein Minus von 48,1 Prozent im Vergleich zu 2019. Auf 1,36 Millionen sank die Zahl der Übernachtungen. Das waren 38 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor.
Dabei begann das Jahr 2020 aus touristischer Sicht für den Landkreis eigentlich richtig gut. Mehr als 25 000 Gästeankünfte bedeuteten im Januar ein Plus von immerhin 6,5 Prozent. Um genau ein Prozent stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der Übernachtungen. Immerhin 142 000 wurden im ersten Monat des vergangenen Jahres erfasst. Noch besser liefen die Geschäfte der Beherbergungsbetriebe im Landkreis dann im Februar. Knapp 29 000 Gästeankünfte bedeuteten erneut ein sattes Plus von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit knapp 157 000 wurden gleich 12,3 Prozent mehr Übernachtungen gezählt als 2019. Das machte sicher viele Hoffnungen für ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr.
Der erste Lockdown
Mitte März kam der erste Lockdown und damit ein drastischer Einbruch, der diese Hoffnungen weitgehend zerstört haben dürfte. Gerade einmal gut 13 000 Ankünfte und 109 000 Übernachtungen bedeuteten im Landkreis ein Minus von mehr als 59 beziehungsweise 35,9 Prozent. Dann wurde es April und die Krise nahm ein vermutlich noch nie dagewesenes Ausmaß an: 2442 Gästeankünfte entsprachen einem Minus von mehr als 93 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 81,5 Prozent betrug der Rückgang bei den Übernachtungen im Kreis. Gerade einmal 34 000 waren es noch. Nicht viel besser waren die Zahlen im Mai. Ankünfte: minus 87,5 Prozent, Übernachtungen: minus 77 Prozent.
Keine wesentliche Verbesserung brachte der Juni mit einem Minus von 63 Prozent bei den Ankünften und Minus 55,1 Prozent bei den Übernachtungen. Im Juli schwächte sich der Rückgang mit minus 34,9 Prozent und minus34 Prozent etwas ab. Diese Entwicklung setzte sich im August mit minus 20,3 bei den Ankünften und minus 21,3 bei den Übernachtungen fort. Auf 24,1 und 20,1 Prozent beliefen sich jeweils die Rückgänge im September.
Schlechter Start 2021
Dann wurden die Zahlen wieder schlechter. 34,8 weniger Ankünfte und 25 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahr lautete die Bilanz für Oktober. Im November begann der zweite Lockdown und die Zahlen näherten sich wieder den Katastrophenwerten vom Frühjahr. Minus 80,4 bei den Ankünften und Minus 47,4 bei den Übernachtungen. Mit gerade einmal 3900 Ankünfte (minus 83,2 Prozent) und 66 000 Übernachtungen (minus 55,7 Prozent) ging das Krisenjahr für die Beherbergungsbetriebe und natürlich auch für die zahlreichen Mitarbeiter oder die Zulieferer und deren Mitarbeiter zu Ende.
Hoffnungen auf ein besseres Jahr 2021 erfüllten sich zumindest im Januar, den letzten Monat für den die Statistiker des Landratsamtes Zahlen bislang vorgelegten, nicht. Gerade einmal 3821 Ankünfte und 61 417 Übernachtungen bedeuten im Landkreis Bad Kissingen erneut Rückgänge um 84,8 und 56,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch wenn noch keine Statistik vorliegt, ist nicht auszugehen, dass die Zahlen bis in den März hinein so schlecht geblieben sind.
Große Einbrüche in den drei Bädern
Zahlen gibt es aber auch für einzelne Orte im Kreis. Demnach musste auch das touristische Zentrum des Landkreises, die Stadt Bad Kissingen, im vergangenen Jahr schwere Einbrüche bei den Gäste- und Übernachtungszahlen zu verzeichnen. 118 000 Ankünfte und 929 000 Übernachtungen bedeuteten Rückgänge um 49,1 beziehungsweise 37,7 Prozent. Noch härter hat es Bad Brückenau getroffen. 30 500 Ankünfte bedeuten ein Minus von 54 Prozent. 47,8 Prozent beträgt das Minus bei den Übernachtungen, von denen nur noch etwa 155 000 registriert wurden. Das dritte Bad im Landkreis, Bad Bocklet, musste mit 11 800 Ankünften ein Minus von 42 Prozent hinnehmen. 140 000 Übernachtungen bedeuteten einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von "nur" 21,7 Prozent. Die am wenigsten schlechten Zahlen im Kreis verzeichnete übrigens Münnerstadt. Hier entsprachen 5800 Ankünfte einem Rückgang von 36,7 Prozent und 23 700 Übernachtungen einem Minus von 19,8 Prozent.