Schon länger zeichnete sich das Aus ab. Das Treiben rund um Bits und Bytes gibt kein geselliges Vereinsleben mehr her. Heute geht man in den Laden, kauft sich einen Rechner, schließt zu Hause alles an, und das Ganze läuft fast von selbst.
Ganz anders 1984, im Gründungsjahr des Clubs. Viele Menschen glaubten, sie kämen um die nervenaufreibende Beschäftigung mit der Technik herum. Sie scheuten es, dafür Zeit und Geld zu investieren. Zehn Männer und Frauen um Dieter Wolfrath erkannten die Zeichen der Zeit. Sie beschlossenen, sich gemeinsam den Herausforderungen des Computerzeitalters zu stellen. „Zum Teil mit recht bunten EDV-Vorstellungen“, erinnert sich zweiter Vorsitzender Elmar Bergmann an die Gründungsversammlung.
Ein Hauptziel des Vereins war es, Jugendlichen mit Kursen und Ferienprogrammen den Computer nahezubringen. Zur Ausstattung in den Schulen gehörten sie nämlich noch nicht. Fertige Programme gab es noch nicht. In stundenlanger Arbeit mussten eigene Programme geschrieben werden. „Bis ein Drucker lief, hat man schon mal mehrere Nächte lang gesessen“, berichtet Schriftführer Dieter Vogler schmunzelnd
Als Informationsbörse waren die 14-tägigen Treffen geschätzt. Anfangs drängte man sich um den ersten vereinseigenen Laptop. Dieser mobile Commodore SX 64 Heimcomputer mit einem Mini-Bildschirm samt grüner Schrift auf dunklem Hintergrund steht jetzt im Heimatmuseum Nüdlingen. Zur Anschaffung bezahlten seinerzeit Mitglieder ihre Vereinsbeiträge für mehrere Jahre im Voraus. Sie scheuten auch technische Herausforderungen nicht. Sie meisterten die erste elektronische Auswertung einer deutschen Segelflug-Meisterschaft. 15 Minuten nach der letzten Landung standen die Tagessieger fest. Vorher hatte die Flugsportgruppe schon mal bis zum nächsten Morgen gerechnet.
Auch die große Bundeswehr griff auf das Wissen des kleinen Vereins zurück. So wertete er erfolgreich Halbmarathons der Infanterieschule aus. Ärzte und Händler fanden sich im Club ein, um ihre Betriebsführung zu modernisieren.
Die Treffen im Gasthaus Sonne dienten auch zur Optimierung der um sich greifenden Heimcomputer. Ein Geheimtipp war es, das interne Netzteil des Floppy-Laufwerkes auszubauen. Durch die geringere Wärmentwicklung versprach man sich schnellere Schreib- und Lesezeiten. Auch Platinen für Wetterstationen und Schaltzeitwerke wurden selbst geätzt, gebohrt, bestückt und verlötet. 1989 schaffte der Verein seinen ersten eigenen Personalcomputer an. Höhepunkt der technischen Entwicklung markierte die Anschaffung eines echten Laptops 2004.
Doch weil Computer heute selbsterklärend sind, sank das Interesse an den Treffen. 17 der bis zu 64 Mitglieder beschlossen im Dezember die Auflösung des Vereins. Das Vereinsvermögen geht zu 765 Euro an die Stadtbücherei und zu 772 Euro an das Heimatmuseum Herrenmühle.
Bei der Übergabe im Rathaus staunten alle über die Schnelllebigkeit. Bürgermeister Ernst Stross würdigte die Verdienste der Computer-Pioniere beim Einzug der Technik in der Saalestadt.
Prognosen über die Entwicklung gebe er nicht mehr ab, sagt Schriftführer Dieter Vogler über die Rasanz der Erfindungen. Niemand habe sich träumen lassen, dass der Verein überflüssig werde. „Ich denke nur noch von CeBit zu Cebit“, so Vogler.
Bibliotheksleiterin Katharina Wengerter wünscht, dass sich Mitglieder des Clubs für Beratungsstunden in der Bücherei einfinden. Bei Senioren sieht sie Aufklärungsbedarf. Der Tipp der Computer-Clubler: „Genau schauen, was man braucht“. Wer heute einen Computer als Schreibmaschine kauft, ist mit 299 Euro dabei. Gut so. Schade nur: Weil der Zwang zum technischen und finanziellen Improvisieren fehlt, ist das Vereinsleben ärmer geworden.