Das Programm legte den Schwerpunkt auf das Klassisch-Romantische und begann mit Beethovens Cellosonate Nr. 3 A-Dur. Der Anfang war etwas irritierend. Denn Annika Treutler hatte offensichtlich klare Vorstellungen von ihrem Part und ihrer Rolle und spielte entschieden, ohne sich in den Vordergrund zu rücken.
Aber bei Daniel Müller-Schott hatte man den Eindruck, dass er sich nicht immer sicher war, wo er hinwollte. Er brauchte ein bisschen, um in sein Spiel zu finden. Natürlich waren sein agogisches und sein gestisches Spiel im Einklang mit der Vorlage, aber es fehlte ein wenig das Belebte.
Erst im dritten Satz zeigte sich die Heiterkeit
Und der Kontakt zu seiner Partnerin hätte hörbarer sein können. Erst im dritten Satz bekam die Musik ihre belebte und ansteckende Heiterkeit.
Es war eine gute Entscheidung, Luigi Boccherinis Sonate für Violoncello und B.c. op. 7a/6 von der dritten auf die zweite Programmposition und damit vor Robert Schumanns Adagio und Allegro für Violoncello für Klavier und Horn As-Dur op. 70 in der Fassung für Klavier und Violoncello vorzuholen.
20 Jahre vor der Beethoven-Sonate
Wenn man bedenkt, dass Boccherini diese Sonate etwa 20 Jahre vor der Beethoven-Sonate geschrieben hat, wurde deutlich, wie weit sich die Welt in der kurzen Zeit weitergedreht hatte. Denn während der junge Beethoven damals schon auf dem Weg in die Subjektivität war, komponierte Boccherini noch reine Unterhaltungsmusik.
Daniel Müller-Schott und Annika Treutler spielten die Sonate mit freundlicher Zuwendung und klarer, warmer Artikulation. Vielleicht wäre die Sache etwas spannender gewesen, wenn sie eigenmächtig die Tempi ein bisschen angezogen hätten.
Delikate, leise Momente
Bei Schumanns Adagio und Allegro erschrak man geradezu vor dem hochromantischen Druck, den Müller-Schott und Treutler entfachten. Aber erst einmal öffneten sie in sanglichem sich intensivierenden Wechselspiel mit dem thematischen Material die Türen zu einer starken Emotionalität, die für das eigentlich vorgesehene Horn so nicht zu gestalten wäre.
Andererseits gab es auch ungemein delikate, leise Momente, die durch die sie umgebende Kraft umso stärker wirkten.
Ein richtig kurzes Werk
Den zweiten Teil eröffnete ein Werk, das so kurz ist, dass es schon zu Ende ist, bevor man den Titel fertig vorgelesen hat: Anton Weberns Drei kleine Stücke für Violoncello und Klavier. Manche Duos spielen sie in 2:43, manche in 3:19 Minuten.
Das ist trotz der Satzbezeichnungen ins Belieben der Interpreten gestellt. Diese rund 40 Takte haben viele Pausen. Es sind fast nur einzelne Töne und wenige Akkorde, die zwischen den Instrumenten wechseln.
Sehr sorgfältig musiziert
Daniel Müller-Schott und Annika Treutler gehörten ans langsamere Ende, weil sie ausgesprochen sorgfältig musizierten. Man begann sehr schnell, die Lücken der Pausen assoziativ zu füllen, nach den vermissten Melodien zu suchen oder zu überlegen, wie es weitergehen könnte.
Bei der Brahms-Sonate, seiner zweiten, waren die beiden ganz bei sich. Das war ein Musizieren aus einem Guss. Da stimmte die Balance, da waren die dynamischen und agogischen Strukturen genau geregelt, da entstanden lange Spannungsbögen, die über die einzelnen Phrasierungen hinaus hielten.
Instrumente sind gleichberechtigt
Aber da war auch gegenseitige Provokation, die den Darstellungsdruck hochhielt und die Musik außerordentlich lebendig machte. Die beiden Instrumente genossen ihre Gleichberechtigung. Da hatte man den Eindruck, dass Brahms beim Komponieren gute, entspannte Laune gehabt haben muss.
Als Zugabe gab’s Schumanns ersten Satz aus den Fantasiestücken op. 73, „Zart und mit Ausdruck“.