Bad Kissingen
"Carmen" ein ästhetisches Erlebnis
Mit der Inszenierung von Georges Bizets "Carmen" hat das Ensemble vom Hofer Theater die Besucher des Bad Kissinger Theaterrings überzeugt.
Als sich der Vorhang öffnete, begann das Staunen. Man hätte sich nie träumen lassen, dass ein solch eindrucksvoller Prospekt auf die kleine Bühne des Kurtheaters passte. Über dem Ganzen schwebte ein schräg gestellter Ring als Erinnerung an eine Stierkampfarena mit dem Spruchband: "El amor es como la muerte" (Die Liebe ist wie der Tod.). Darunter eine Riesentür für Auftritte, aber auch als Bewusstseinsraum für Don José, in dem immer seine Mutter beziehungsweise die Forderungen der Familie an ihn präsent sind.
Denn es ist Don José, der in dieser "Carmen" des Theaters Hof neben Carmen ins Zentrum des Geschehens rückt. Er kann sich nicht befreien aus der Welt des Kleinbürgertums, aus der er kommt. Selten wurde klarer als in dieser packenden Aufführung, wie modern diese Frau ist, dass José sie gar nicht verstehen kann, weil fast ein Jahrhundert Entwicklung der Paarbeziehungen zwischen ihnen liegt. Der Zusammenprall zweier Welten zerstört am Ende beide.
Die Hofer hatten für die Inszenierung renommierte Gäste an ihr Haus geholt: Regisseur Roman Hovenbitzer arbeitet in vielen europäischen Ländern; die Ausstatterin Anna Siegrot hat ihr Handwerk in London gelernt und arbeitet frei an vielen Theatern. Für das Ballett im Dreispartenhaus Hof wurde Gastchoreograph Stephan Brauer engagiert. Und der Musikdirektor und Chefdirigent der Hofer Symphoniker, Arn Goerke, hatte sein Orchester mitgebracht.
Heraus kam ein großes ästhetisches Gesamterlebnis, eine packende Bühnenshow, für die Hovenbitzer die steifen Dialoge aus dem Original-Libretto straffte und Texte Prosper Merimées aus dessen Originalnovelle "Carmen" und Gedichte zum Thema Liebe und Tod von diesem einflocht. Die akustischen Einblendungen und die Dialoge wurden deutsch gesprochen, alle Gesangspartien beließen die Hofer im französischen Original. Auch der Hofer Opernchor war nicht nur von seinem Leiter Hsin-Chien Fröhlich sehr gut musikalisch präpariert worden; jeder Sänger war Teil des Regie- und choreographischen Konzepts, jeder Sänger wusste stets, welche Rolle er/sie neben seinem Gesangspart zu spielen hatte. So entstanden wunderschöne, sich ständig wandelnde Tableaus.
Auch bei den Gesangssolisten war die sehr genaue Personenregie ständig evident. Sie bewirkte, dass das Geschehen auf der Bühne packend blieb. Ani Taniguchi und Stefanie Rhaue waren als Sopranduo nicht nur sängerisch präsent, sondern gaben mit großer Spiellust die beiden vergnügungssüchtigen Zigeunerinnen Frasquita und Mercédès, die unter der Leitung von Lillas Pastia (Marianne Lang mit Spaß an der Puffmutterrolle) in ihrer Kneipe für die Bedürfnisse der gelangweilten und geilen Soldaten sorgen.
Auch Karsten Jesgarz und Thilo Andersson konnten stimmlich und darstellerisch die Bühne füllen. Daniel Milos war als Leutnant Zuniga mit leicht geführtem Bass ein ebenso überzeugender Militär wie Macho.
Bei den vier Hauptpersonen hatten die Hofer großes Glück, denn die Sängerin der Rolle der Micaëla war erkrankt, doch hatten sie einen wunderbaren Ersatz im Haus in Susanne Serfling. Sie überzeugte mit ihrem weichen, klar und mit viel Ruhe geführten Sopran. Joel Montero passte sehr gut in die Rolle des Don José, als man ihm dessen Zaghaftigkeit, sein Schwanken zwischen der übermächtigen Mutter und ihrem Gebot, Micaëla als Braut heimzuführen, und der überwältigenden Anziehungskraft, die Carmen auf ihn ausübt, glaubte. Er sang seinen Part sehr konzentriert, vorsichtig und zart in den Höhen, aber auch zum Aufmachen fähig und so insgesamt sehr überzeugend. Seinen Gegenspieler, den Stierkämpfer Escamillo, verkörperte James Tolksdorf als prächtig geputzten, selbstbewussten Kerl.
Einen solchen suchte die schon rein körperlich imposante Carmen der Hofer, Uta Christina Georg, nicht wirklich. Sie spielte ihren glaubhaften Versuch, sich wirklich an den treuen, aber schwachen Don José gebunden zu fühlen, genauso kraftvoll wie ihren Ausbruch, ihren Ruf nach absoluter Freiheit, auch in der Wahl ihrer Männer.
Es war ein Vergnügen, der "Carmen" des musikalischen Leiters Arn Goerke zuzuhören, denn er schaffte es mühelos, nicht nur die Collage aus Gesang, Musik, Sprache zusammenzuhalten, sondern auch äußerst abwechslungsreich deren musikalische Textur zu gestalten.
Der Abend war ein Genuss für alle Sinne, weshalb es nicht verwunderte, dass das eigentlich eher zurückhaltende Kissinger Publikum die Hauptdarsteller mit Bravos und die gesamte großartige Truppe so lange mit rhythmischem Beifall immer wieder auf die Bühne holte, bis die sich einfach in ihre Garderoben zurückzogen.
Denn es ist Don José, der in dieser "Carmen" des Theaters Hof neben Carmen ins Zentrum des Geschehens rückt. Er kann sich nicht befreien aus der Welt des Kleinbürgertums, aus der er kommt. Selten wurde klarer als in dieser packenden Aufführung, wie modern diese Frau ist, dass José sie gar nicht verstehen kann, weil fast ein Jahrhundert Entwicklung der Paarbeziehungen zwischen ihnen liegt. Der Zusammenprall zweier Welten zerstört am Ende beide.
Mit renommierten Gästen
Die Hofer hatten für die Inszenierung renommierte Gäste an ihr Haus geholt: Regisseur Roman Hovenbitzer arbeitet in vielen europäischen Ländern; die Ausstatterin Anna Siegrot hat ihr Handwerk in London gelernt und arbeitet frei an vielen Theatern. Für das Ballett im Dreispartenhaus Hof wurde Gastchoreograph Stephan Brauer engagiert. Und der Musikdirektor und Chefdirigent der Hofer Symphoniker, Arn Goerke, hatte sein Orchester mitgebracht.Heraus kam ein großes ästhetisches Gesamterlebnis, eine packende Bühnenshow, für die Hovenbitzer die steifen Dialoge aus dem Original-Libretto straffte und Texte Prosper Merimées aus dessen Originalnovelle "Carmen" und Gedichte zum Thema Liebe und Tod von diesem einflocht. Die akustischen Einblendungen und die Dialoge wurden deutsch gesprochen, alle Gesangspartien beließen die Hofer im französischen Original. Auch der Hofer Opernchor war nicht nur von seinem Leiter Hsin-Chien Fröhlich sehr gut musikalisch präpariert worden; jeder Sänger war Teil des Regie- und choreographischen Konzepts, jeder Sänger wusste stets, welche Rolle er/sie neben seinem Gesangspart zu spielen hatte. So entstanden wunderschöne, sich ständig wandelnde Tableaus.
Auch bei den Gesangssolisten war die sehr genaue Personenregie ständig evident. Sie bewirkte, dass das Geschehen auf der Bühne packend blieb. Ani Taniguchi und Stefanie Rhaue waren als Sopranduo nicht nur sängerisch präsent, sondern gaben mit großer Spiellust die beiden vergnügungssüchtigen Zigeunerinnen Frasquita und Mercédès, die unter der Leitung von Lillas Pastia (Marianne Lang mit Spaß an der Puffmutterrolle) in ihrer Kneipe für die Bedürfnisse der gelangweilten und geilen Soldaten sorgen.
Ein Militär und Macho
Auch Karsten Jesgarz und Thilo Andersson konnten stimmlich und darstellerisch die Bühne füllen. Daniel Milos war als Leutnant Zuniga mit leicht geführtem Bass ein ebenso überzeugender Militär wie Macho.
Bei den vier Hauptpersonen hatten die Hofer großes Glück, denn die Sängerin der Rolle der Micaëla war erkrankt, doch hatten sie einen wunderbaren Ersatz im Haus in Susanne Serfling. Sie überzeugte mit ihrem weichen, klar und mit viel Ruhe geführten Sopran. Joel Montero passte sehr gut in die Rolle des Don José, als man ihm dessen Zaghaftigkeit, sein Schwanken zwischen der übermächtigen Mutter und ihrem Gebot, Micaëla als Braut heimzuführen, und der überwältigenden Anziehungskraft, die Carmen auf ihn ausübt, glaubte. Er sang seinen Part sehr konzentriert, vorsichtig und zart in den Höhen, aber auch zum Aufmachen fähig und so insgesamt sehr überzeugend. Seinen Gegenspieler, den Stierkämpfer Escamillo, verkörperte James Tolksdorf als prächtig geputzten, selbstbewussten Kerl.
Einen solchen suchte die schon rein körperlich imposante Carmen der Hofer, Uta Christina Georg, nicht wirklich. Sie spielte ihren glaubhaften Versuch, sich wirklich an den treuen, aber schwachen Don José gebunden zu fühlen, genauso kraftvoll wie ihren Ausbruch, ihren Ruf nach absoluter Freiheit, auch in der Wahl ihrer Männer.
Abwechslung in der Textur
Es war ein Vergnügen, der "Carmen" des musikalischen Leiters Arn Goerke zuzuhören, denn er schaffte es mühelos, nicht nur die Collage aus Gesang, Musik, Sprache zusammenzuhalten, sondern auch äußerst abwechslungsreich deren musikalische Textur zu gestalten. Der Abend war ein Genuss für alle Sinne, weshalb es nicht verwunderte, dass das eigentlich eher zurückhaltende Kissinger Publikum die Hauptdarsteller mit Bravos und die gesamte großartige Truppe so lange mit rhythmischem Beifall immer wieder auf die Bühne holte, bis die sich einfach in ihre Garderoben zurückzogen.
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