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MÜNNERSTADT
Carl von Heß stifte einst zehn Millionen Euro
Von unsrem Mitarbeiter Hubert Breitenbach
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:08 Uhr

Das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Münnerstadt hatte Kreisheimatpfleger Werner Eberth bewusst ausgewählt, um mit seinem neuesten Buch an die Öffentlichkeit treten. In diesem berichtet er über seine Forschungsergebnisse über den Gründer der Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung, Baron Carl von Heß (1788/1872). Und das Seniorenzentrum ist bekanntlich einer Einrichtung der Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung.

Anlass zur Veröffentlichung des Buches war der 140. Todestag des Stiftungsgründers, erläuterte Ebert zu Beginn seines Vortrages. Dieser stand unter dem Titel „Carl von Heß in Münnerstadt angekommen“.

Carl von Heß, Nachfahre eines alten Adelsgeschlechtes mit Wurzeln in Hammelburg, starb im Jahr 1872 in Bad Kissingen. Seinen Reichtum hat er sich als Hotelier in Bad Kissingen erwirtschaftet, in dessen Hotel Kaiserin Sissi mehrmals zu Gast gewesen sein soll, hat Eberth bei seinen Recherchen herausgefunden.

Als letzter Vertreter der Familien von Heß vermachte Carl von Heß sein Erb-Vermögen in Höhe von 288 000 Gulden (heute entspricht das etwa zehn Millionen Euro) einer im damaligen Distrikt Hammelburg zu gründenden Stiftung für Arme, Waise, Kranke und alte Menschen. So habe das Motto der Stiftung „Den Waisen und Kranken“ den Nagel auf den Kopf getroffen.

Die Stiftungsverwaltung errichtete 1876 im Sinne des Stifterwillens ein Waisenhaus, 1878 ein Krankenhaus mit Pfründnerabteilung und 1954 einen Kindergarten. 1969 kamen das Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim, 2003 das Seniorenheim Haus Waldenfels in Bad Brückenau und das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Münnerstadt hinzu. Seit 2011 gehört auch das Seniorenheim Haus Rafael in Zeitlofs zur Stiftung.

In der Zeit von 1946 bis 1956 unterhielt die Carl-von-Heß'sche-Sozialstiftung zusätzlich ein Zweigkrankenhaus im Lager Hammelburg, das Vertriebenen und Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg diente. Mit dem Neubau des Carl-von-Heß-Krankenhauses 1956 in Hammelburg wurde dieses aufgelassen. Ebenso 1970 das Waisenhaus und 1980 der Kindergarten. 2004 wurde schließlich auch das Carl-von-Heß-Krankenhaus Hammelburg verkauft. Es wird nun vom Rhönklinikum betrieben. Der Hauptzweck der Stiftung besteht seit 2003 im Betrieb der vier Seniorenheime im Landkreis Bad Kissingen.

Die ursprüngliche Stiftungsaufgabe habe sich bis heute nicht wesentlich geändert, so Eberth. Die Einrichtungen der Carl-von-Heß'schen Stifung im Landkreis betreuen alte und besonders pflegebedürftige Menschen. „Die Stiftung hat sich nach dem Willen des Stifters im Wandel der Zeit bis heute immer um kranke, alte und gebrechliche Bürger unserer Region gekümmert“, betonte Eberth in seinem Vortrag.

Seit der Gebietsreform 1972 ist die Carl-von-Heß'sche-Sozialstiftung Hammelburg als kreiskommunale Einrichtung auch in Münnerstadt tätig; anfänglich für das Kreis-Krankenhaus, danach für das aus Hausen nach Münnerstadt verlegte Seniorenheim, das im Jahr 1997 vom Seniorenzentrum St. Elisabeth abgelöst wurde. Der Erlös aus dem Verkauf des alten Kreiskrankenhauses an den Bundesverband Deutscher Bestatter war, so Eberth, der finanzielle Grundstock für den Bau und die Errichtung des Seniorenzentrums St. Elisabeth. Bau und Konzeption waren damals Modellprojekt für den modernen Seniorenheim-Bau in der gesamten Bundesrepublik.

Eberth erinnerte in seinem Vortrag daran, dass der Name des Hauses „St. Elisabeth“ (bezogen auf die heilige Elisabeth von Thüringen, die als Patronin der Armen, Hungernden und Gebrechlichen verehrt wird) auf Vorschlag des damaligen dritten Bürgermeisters Linus Albert gewählt worden war.

Im Jahr 2013 wird auch das altehrwürdige Juliusspital zur Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung stoßen. Damit würden Kompetenz und Fachwissen im Bereich der Altenhilfe gebündelt und kämen letztendlich den Bewohnern Münnerstadts zugute, erläuterte Marco Schäfer, der Vorsitzende der Carl-von-Heß'schen-Sozialstiftung. Nicht nur das Aufgabengebiet Altenhilfe verbinde die beiden Häuser St. Elisabeth und Juliusspital, so Werner, es bestehe auch eine Verbindung künstlerischer Art. Denn die Hausmadonna am Juliusspital stammt von Michael Arnold. Dieser lebte in den 1850er Jahren in Münnerstadt und hat auch die lebensgroßen Standbilder der Gebrüder von Heß in der Hammelburger Friedhofskapelle in Stein gehauen hat.

Die derzeitigen Einrichtungen der Carl-von Heß'schen Sozialstiftung sind das Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim in Hammelburg, das Seniorenheim Haus Waldenfels in Bad Brückenau, das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Münnerstadt und das Haus Rafael in Zeitlofs. Ab 2013 wird auch das Juliusspital mit Senioren- und Pflegeheim in Münnerstadt vertreten sein. Foto: Hubert Breitenbach

 
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