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Bad Neustadt
Carl Murphy: Ein Rhöner fest an Schottlands Seite
Carl Murphy unterstützt Schottland bei der Fußball-Europameisterschaft mit voller Leidenschaft. Der 38-Jährige kickte für den TSV Großbardorf, Kickers Würzburg und Waldhof Mannheim.
Carl Murphy im Interview       -  Unser Archivbild aus dem Jahr 2008 zeigt Carl Murphy (vorne) im Trikot der Grabfeld-Gallier vom TSV Großbardorf.
Foto: Anand Anders | Unser Archivbild aus dem Jahr 2008 zeigt Carl Murphy (vorne) im Trikot der Grabfeld-Gallier vom TSV Großbardorf.
Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 23.06.2024 02:33 Uhr

Mit Stationen beim damaligen Regionalligisten TSV Großbardorf , aber auch Kickers Würzburg und sogar Waldhof Mannheim kann Carl Murphy auf eine durchaus beachtliche Fußball-Karriere zurückblicken. Im südhessischen Heppenheim geboren, hatte es den 38-Jährigen als Jugendlichen samt Familie in die Fränkische Rhön verschlagen.

Dennoch drückt Carl Murphy, der mit Frau und drei Kindern in Bad Neustadt lebt, bei der Fußball-Europameisterschaft die Daumen für Schottland, das sich erst zum dritten Mal für eine Europameisterschaft qualifizierte. Der Vater des studierten Betriebswirtschaftlers ist schließlich Schotte. Das kann und will der Sohn nicht leugnen. 

Hallo Herr Murphy, zum Interview-Einstieg wollen wir Sie mit ein paar kurzen und knackigen Fragen konfrontieren. 

Celtic Glasgow oder Glasgow Rangers?

Carl Murphy: Ganz klar Celtic.

Dudelsack oder Blasmusik?

Ich stelle immer eine Verbindung her zu Edinburgh, wo ich als kleines Kind war, um die Verwandtschaft zu besuchen. Da ist mir der Dudelsack in Erinnerung geblieben in Verbindung mit den Festspielen. Diese mystische Atmosphäre am Edinburgh Castle hat mich immer fasziniert.

Welches dieser Lieder taugt Ihnen mehr: Loch Lomond oder die inoffizielle Nationalhymne Flower of Scotland?

Flower of Scotland. Bei uns im Garten gibt es viele Disteln. Die Distel ist ja auch das Wahrzeichen Schottlands, das im Lied Flower of Scotland besungen wird. 

Highlander oder Braveheart?

Braveheart. Das Land hat so viele schöne Ecken. Und der Film ging mir emotional richtig nahe. Ich habe mich beim Fußball auch immer als Braveheart bezeichnet. Fußball bedeutet für mich Leidenschaft, Spirit und Stolz, auf dem Platz sein zu dürfen. Und das fasziniert mich am schottischen Fußball, dass sich jeder reinhaut.

Ihr Vater, der in der Jugend ja auch ihr Trainer war, ist Schotte. Aus welcher Gegend stammt er? 

Aus der Nähe von Livingston. Das liegt in etwa zwischen Edinburgh und Glasgow. Dass ich Fan von Celtic wurde, ist sicher auch kulturell begründet. Je nachdem, wo man reingeboren wird. Es gibt eine Band, Charly and the Bhoys, die typische Celtic-Lieder performen.

Wenn ich die höre, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Da fühle ich mich wie zuhause. Als ob ich dort aufgewachsen wäre. Und das, obwohl ich nicht einmal zweisprachig aufgewachsen bin. Ich habe ja auch noch Verwandtschaft vor Ort, die jetzt sogar uns zur EM besuchen.

Wie kam es, dass Ihr Vater die Insel verließ und nach Deutschland kam?

Er war unter anderem Netzwerkadministrator bei Eon und wollte ursprünglich mit einem Kollegen nach Australien auswandern. Dann war für ihn das Ziel das europäische Festland. Eine Zusage bekam er schließlich in Mannheim bei den Coleman Barracks in der Kommunikationstechnologie. 

Wie fußballverrückt sind die Schotten?

Das ist eine andere Leidenschaft als in Deutschland. Letztes Jahr war ich beim Derby im Celtic Park gegen die Rangers. Ich habe das noch nie erlebt, dass sich alle umarmen und das ganze Stadion am Hüpfen war. Und dann die Lieder von Charly and the Bhoys. Das ist eine andere Art vom Fußball. Mir geht da das Herz auf.

Sind Sie bei einem Spiel der Schotten live dabei?

Ja, und es ist sogar mein Debüt. Mein Onkel James und meine Tante bekamen tatsächlich fünf Tickets für das letzte Gruppenspiel am 23. Juni in Stuttgart gegen Ungarn. Dann werde ich im Kilt ins Stadion gehen. Und unter dem Kilt wird natürlich nichts getragen. Ich hoffe, es wird nicht zu kühl.

Wussten Sie, dass Dudelsäcke ganz offiziell mit ins Stadion genommen werden dürfen?

Nein, das wusste ich nicht und ist natürlich ein weiteres Highlight. Man braucht aber auch keine Angst haben, dass ein Dudelsack als Wurfgeschoss missbraucht wird. Das ist in Schottland ein Heiligtum.

Carl Murphy im Interview       -  Unser Archivbild aus dem Jahr 2008 zeigt Carl Murphy (vorne) im Trikot der Grabfeld-Gallier vom TSV Großbardorf.
Foto: Anand Anders | Unser Archivbild aus dem Jahr 2008 zeigt Carl Murphy (vorne) im Trikot der Grabfeld-Gallier vom TSV Großbardorf.

Auf welche schottischen Spieler müssen die Deutschen besonders aufpassen?

Auf alle (lacht). Die Spieler haben alle so einen Bock auf die EM. Entsprechend groß ist die Bereitschaft und der Wille. Das deutsche Team wird es schwer haben.

Wer sind Ihre EM-Favoriten und wer wird Europameister?

Belgien sehe ich weit vorne. Die haben eine sehr gute Truppe. Dazu Portugal und auch Deutschland, die sicher auch ihre kämpferische Leidenschaft und Herzblut auf den Platz bringen. Als Europameister tippe ich daher: Deutschland, auch wenn mein Fußballerherz für Schottland schlägt. Für das Eröffnungsspiel tippe ich aber ein 1:1.

Was macht die Tartan Army aus, wie die schottischen Fans genannt werden?

Geht es um die Nationalmannschaft, wird gemeinschaftlich agiert. Da werden religiöse Zwiste und Kontroversen beiseitegelegt, die sonst im Alltag eine Rolle spielen. Es werden die Kilts angelegt und man schmückt sich mit anderen Farben, um die Jungs anzufeuern.

Carl Murphy im Interview       -  Rhöner mit schottischen Wurzeln: Carl Murphy.
Foto: Jürgen Schmitt | Rhöner mit schottischen Wurzeln: Carl Murphy.
 
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