Wer das „Café Ilse“ in der Grabengasse 3 in der Innenstadt von Bad Kissingen betritt, taucht in eine gemütliche und liebevoll gestaltete Welt ein. Ein gemütliches Sofa, Schaukelstühle und kleine Tische, dazu Sessel, die alle unterschiedlich aussehen – genau so hat es sich Isabelle Bach vorgestellt. „Es soll muckelig sein, wie ein Wohnzimmer“, sagt die Inhaberin stolz und nennt ihr Café: „Bad Kissingens Vintage-Wohnzimmer.“
Statt der vorherigen weißen Wände und Fliesenböden entschied sie sich bei der Renovierung für dunkelgrüne Wände, goldene Heizkörper und Vintage-Möbel, die sie unter anderem über Haushaltsauflösungen und Kleinanzeigen beschaffte. „Ich will es gemütlich haben, da können Heizkörper nicht weiß sein“, erklärt Bach ihre Entscheidung. Besonderer Blickfang sind die alten Stühle aus dem Regentenbau.
Die Zeit vergessen
Die Möbel scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen, aber gerade das macht den Charme des Cafés aus. „Ich habe gekauft, was mir gefallen hat“, sagt Bach. Anfangs hatte sie Bedenken, dass die Kombination nicht harmonieren würde, doch der individuelle Mix verleiht dem Raum eine wohnliche Atmosphäre. „Man darf den Dingen ansehen, dass sie schon gelebt haben. Das bringt mehr Gemütlichkeit“, ist sie überzeugt.
Das „Café Ilse“ soll ein Zufluchtsort sein, ein Zuhause, in dem die Gäste zur Ruhe kommen und die Zeit vergessen können. Deswegen wird jeder Gast geduzt, egal ob es der Oberbürgermeister ist oder der Nachbar. „Ich will, dass sich jeder wohlfühlt“, erklärt Bach. Ein formelles „Sie“ schaffe Distanz, das „Du“ dagegen sei viel persönlicher. „Manche sind anfangs unsicher, aber das legt sich schnell und dann entsteht eine besondere Nähe“, fügt sie hinzu.
Isabelle wird zu Ilse
Die Idee und der Wunsch, ein eigenes Café zu eröffnen, begleiteten sie schon seit langem. Bereits vor über 12 Jahren träumte Isabelle Bach davon, entschied sich jedoch zunächst für eine Karriere als Förderlehrerin und verbrachte einige Zeit im Ausland. Als sie durch eine Freundin nach Bad Kissingen kam, erkannte sie: „Hier fehlte genau so ein Café.“ So beschloss sie, ihren Traum in dieser Stadt endlich zu verwirklichen.
Der Name „Ilse“ hat für sie keine besondere Geschichte, sondern gefiel ihr einfach, weil er kurz und freundlich klingt. „‚Wir gehen zur Ilse‘, das klingt doch, als würde man eine Freundin besuchen“, erklärt sie. Und inzwischen hört Isabelle Bach selbst auf den Namen „Ilse“. „Wenn ich so gerufen werde, reagiere ich“, sagt sie lachend.
Dass sich die Gäste wirklich wie zu Hause fühlen, zeigen Szenen wie diese: Eine Gruppe junger Frauen zieht ihre Schuhe aus und macht es sich auf den weichen Fellen am Fenster bequem. Lesen, Handarbeiten, sich unterhalten – oder einfach sitzen, wo gerade Platz ist. Kommunikation ist Isabelle Bach wichtig. Sie setzt sich gerne zu den Gästen, hört zu und plaudert mit ihnen.
Eigene Bohnenmischung
Kaffee spielt im „Café Ilse“ eine besondere Rolle. Bach lässt ihre eigene Bohnenmischung rösten und serviert den Kaffee in speziell angefertigten Tassen ohne Henkel, die sich angenehm in den Händen halten lassen. „Wie eine Wärmflasche von innen“, beschreibt sie das Gefühl, das ihr Kaffee vermitteln soll. Diese besondere Aufmerksamkeit für Details kommt bei den Gästen gut an: Zwei Frauen geraten auf Nachfrage sofort ins Schwärmen.
Die Speisekarte des „Café Ilse“ ist ebenso individuell wie das Café selbst. Alles, was hier serviert wird, ist vegetarisch oder vegan und wird von Isabelle Bach selbst zubereitet. Es gibt keine feste Karte – stattdessen kocht sie das, worauf sie gerade Lust hat und was zur Saison passt. Auf die Qualität der Zutaten legt sie großen Wert. „Ich kaufe selbst ein und gehe zu verschiedenen Anbietern, um die besten Produkte zu bekommen“, sagt sie.
Ihre Gerichte entstehen mit Kreativität und Gefühl, aber „immer köstlich, das macht die Ilse aus“, versichert sie. Ein Tipp von Bach: „Wenn man Lust auf etwas hat, dann geht es einem leicht von der Hand.“
Die Spezialität: Zimtrollen
Besonders beliebt sind die gegrillten Käsesandwiches und die Zimtrollen, die mittlerweile zur geheimen Spezialität des Cafés geworden sind. Hochwertiger Bio-Zimt und fluffiger Hefeteig bilden die Grundlage, aber der wahre Schlüssel zum Erfolg liegt in „Geduld und Liebe“, sagt Bach.
Jeden Morgen bereitet sie aus zwei Kilo Mehl Hefeteig zu, den sie von Hand knetet. Diese Kunst lernte sie auf ihren Reisen von sizilianischen Köchen. Auch die gegrillten Käsesandwiches haben sich schnell zu einem Renner entwickelt.
Kein Telefon und keine Uhren
Um die entspannte Atmosphäre im Café zu bewahren, gibt es weder Telefonklingeln noch Uhren. „Ein klingendes Telefon stört die Entspannung“, erklärt Bach, die nur per Mail oder Instagram erreichbar ist. Seit der Eröffnung im Juni hat sie das Café weitgehend allein geführt, aber mittlerweile unterstützen sie sechs Mitarbeitende.
Die größte Hürde bei der Eröffnung war für sie die Bürokratie, doch sie ist zufrieden: „Es ist gut gelaufen, weil es das Richtige für mich ist.“ Die Stadt Bad Kissingen unterstützt das Café im ersten Jahr über die Wirtschaftsförderung. Auf den insgesamt 80 Quadratmetern des Ladens gibt es 35 Sitzplätze im Innenbereich und weitere 20 draußen, wobei der Außenbereich in den Wintermonaten nicht genutzt wird.
Für die Zukunft plant Isabelle Bach, auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Märchenerzählungen im „Café Ilse“ zu veranstalten.
Öffnungszeiten und Kontakt:
Das „Café Ilse“ hat von Donnerstag bis Montag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage.
Das Café ist ausschließlich per E-Mail erreichbar unter hallo@ilse-cafe.de oder über Instagram: @die_Ilse_
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite: www.ilse-cafe.de
