Erstmals veranstaltet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Kreisverband Bad Kissingen, ein Fest auf der Trimburg. Das Burgfest sei eine einmalige Sache, das gab es noch nie, betont Kreisvorsitzender Gerhard Klamet. Es sei eine Besonderheit auf gewerkschaftlicher Ebene bayernweit, wenn nicht gar bundesweit. Die Gewerkschaften wollen damit über den rein betrieblichen Rahmen hinaus wirken.
Mitorganisatorin und Mitverantwortliche für das Burgfest ist Anna Schlechter vom DGB-Kreisverband Haßberge.
Frage: Herr Klamet, Frau Schlechter, ist es heute noch "in", bei der Gewerkschaft zu sein?
Gerhard Klamet: Solange Leiharbeit, Befristung, Lohndumping und Missachtung der Arbeitnehmerrechte "in" sind, werden es auch Gewerkschaften sein.
Anna Schlechter: Ich
denke, solange Arbeitnehmer noch wirtschaftliche und soziale Interessen haben, sind Gewerkschaften wichtig und damit im Trend.
Was sind Ihrer Meinung nach die aktuellsten Themen in einer ländlich geprägten Region wie dem Landkreis Bad Kissingen?
Klamet: Letztendlich haben wir die gleichen Themen wie überall, nur in anderen Branchen.
Es gibt Outsourcing, prekäre Beschäftigung hier ebenso wie anderswo. Viele Klein- und Mittelunternehmen gehören gewerkschaftlich noch erschlossen. Über Werkverträge im öffentlichen Bereich könnte man diskutieren und insgesamt der Mangel an industriellem Angebot.
Schlechter: Mich beunruhigen vor allem der massive Abbau von Vollzeitstellen und die Ausweitung von schlechter Bezahlten und die beachtlichen Einschnitte in die
medizinische Versorgung. Auf dem Land ist das Leben nicht mehr so einfach wie noch vor 50 Jahren, und ohne entsprechende Maßnahmen wird die Landflucht kein Ende nehmen.
Was brachte und bringt der Mindestlohn ganz konkret?
Klamet: Er verhindert Lohndumping im großen Stil und sittenwidrige Löhne, die den Sinn und Zweck von Lohnarbeit entfremden.
Und er bringt gleiche Wettbewerbsverhältnisse für viele Branchen. Der Mindestlohn ist kein Ersatz für Tarifverträge und sollte kontinuierlich erhöht werden. Arm durch Arbeit kann niemals das gesellschaftliche Ziel sein, dem steuert der Mindestlohn zumindest ein wenig entgegen.
Schlechter: Betrachtet man die Lohnzuwächse von Ungelernten aus dem dritten Quartal 2015 im Vergleich zu 2014, dann sieht man, dass im Handel bis zu 3
Prozent, im Gastgewerbe und Dienstleistungsgesellschaften ca. 4 Prozent mehr Gehalt gezahlt wurde. Und das ist doch schon mal ein Erfolg für die Beschäftigten.
Was erhoffen Sie sich von dem Burgfest der Gewerkschaften?
Klamet: Im Gegensatz zum Schweinfurter Raum, in dem Gewerkschaften Tagesthema sind, viele Aktionen und Veranstaltungen stattfinden, Betriebsräte in der Presse präsent
sind, stoßen wir im Kissinger Raum auf andere Strukturen und Branchen. Der Kontakt zu den Gewerkschaften soll wieder intensiviert werden, mit Ausstellungen auf die Errungenschaften der Gewerkschaften aufmerksam gemacht werden und auch auf die aktuelle Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisation.
Schlechter: Das Burgfest soll zum einen die Funktionäre der Region zusammenbringen für Meinungsaustausch, für Diskussionen, aber auch - dazu
bietet der Arbeitnehmergottesdienst Gelegenheit - rückblickend denen Respekt zeigen, die für das Erkämpfen besserer Arbeits- und Lebensbedingungen ihr Leben ließen. Das Burgfest soll diese Menschen feiern, aber auch informieren.
Das Gespräch führte Ralf Ruppert.
Das Programm des Festes auf der Trimburg
Samstag, 4.
Juni 11 Uhr Eröffnung; ab 12 Uhr Mittagessen; 12.30 Uhr DGB-Band; 14 Uhr Thorsten Stelzner: politische Lyrik; 15 Uhr DGB-Band; 16 Uhr Thorsten Stelzner: politische Lyrik; 17 Uhr DGB-Band;
18 Uhr offizielles Ende.
Sonntag, 5. Juni 9.30 Uhr Arbeitnehmergottesdienst mit Diakon Klaus Eckert und der Blaskapelle Aura; 10.30 Uhr Weißwurstfrühstück mit der Blaskapelle Aura; 11 Uhr Eröffnungsrede Gerhard
Klamet, DGB-Kreisvorsitzender Bad Kissingen; 11.30 Uhr Blaskapelle Aura; ab 12 Uhr Mittagessen; 13.30 Uhr Livemusik mit Bernd Hack.
Thorsten Stelzner Der Braunschweiger Polit-Poet und Satiriker präsentiert sein Programm "Frontal Live". Seit mehr als einem Vierteljahrhundert veröffentlicht der 1963 geborene Stelzner Bücher und CDs, absolviert Auftritte und stand bereits mit Konstantin Wecker auf der Bühne.
Bernd Hack Er interpretiert mit seiner vielseitigen Stimme und Gitarre Highlights aus sieben Jahrzehnten Unterhaltungsmusik - eben "alles, was gefällt" von den 50ern bis heute. Sein Repertoire umfasst Folk-, Pop- und Rockklassiker ebenso wie deutsche Hits und Schlager.