Gleich zwei Veranstaltungen im Zeichen der Erinnerung gab es am Tag der Infanterie in Hammelburg. Erinnerungskultur ist das bewusste Rekapitulieren der Vergangenheit, um die Gegenwart zu verstehen und die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. So hat die Infanterieschule unter ihrem Kommandeur und dem General der Infanterie , Brigadegeneral Michael Matz , nun einen Ort der Erinnerung geschaffen und ihn am Tag der Infanterie eröffnet.
„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“, mit diesem Zitat von Bertolt Brecht begann Brigadegeneral Matz seine Eröffnungsrede. Nicht ohne Grund, denn die Bundeswehr pflegt aus guten Gründen eine Kultur der Erinnerung und des Gedenkens. Nicht nur an Menschen, sondern auch an Verbände und Einheiten.
Steine zunächst sich selbst überlassen
Bereits im Jahr 2021 entstand die Idee, einen zentralen Ort der Erinnerung und des Gedenkens an der Infanterieschule zu schaffen. Nachdem unterschiedlichste Verbände und Dienststellen des Lagerbergs – zuletzt das Offizieranwärter-Bataillon 2 – aufgelöst wurden, wurden die Erinnerungssteine weitestgehend sich selbst überlassen.
Der „Garten der Steine“ soll dies nun ändern und fasst somit alle Erinnerungsgaben der ehemaligen Verbände und Einheiten des Lagerberges und an die Menschen, die in diesen Einheiten gedient haben, zusammen. Die Erinnerungsräume im sogenannten Fähnrichheim zusammen mit dem Garten der Steine und dem Ehrenhain bilden nun einen gemeinsamen Ort der Erinnerung .
Es entstand also ein „Park der Erinnerung auf dem Lagerberg“, wie der General es beschrieb. Er soll die Möglichkeit sowohl des stillen Gedenkens und der Besinnung als auch gemeinsamer Gedenkveranstaltungen und anderer traditionsbildenden Maßnahmen bieten.
Der Toten gedenken
Der Tag der Infanterie ist eine Großveranstaltung, zu der die militärischen Führer der Infanterie geladen werden, um diese an den aktuellen Entwicklungen der Truppengattungen der Infanterie und infanteristisch eingesetzten Kräften teilhaben zu lassen. Aber nicht nur die Entwicklungen von Fahrzeugen oder Waffen stehen im Fokus auch an die toten Kameraden der Infanterie wird im Rahmen einer Gedenkfeier erinnert. Dazu fanden sich die Gäste am Stein der Infanterie ein.
In würdevollem Rahmen wurde der Verstorbenen gedacht und Kränze des Bund der Deutschen Infanterie , der Infanterieschule sowie die einer französischen und einer finnischen Delegation niedergelegt. Ein würdevoller Rahmen und ein wichtiges Zeremoniell, wie Brigadegeneral Michael Matz sagte: „Wir stehen heute hier, weil dieses Gedenken für uns eine Frage von Haltung, Korpsgeist und Pflichtgefühl ist. Wir stehen hier, weil wir wissen, welcher Einsatz am scharfen Ende des Soldatenberufs gefordert sein kann und wir stehen hier, weil dies auch ein Ausdruck von gelebtem Friedenswillen ist, für den wir immer wieder ringen und für den wir immer wieder einstehen müssen.“
Noch immer persönlich betroffen
Generalmajor a.D. Dr. des. Josef Blotz, der Präsident des Bund der Deutschen Infanterie e. V. erläuterte, dass auch ein Mitglied seiner Familie unter den Opfern der Weltkriege ist. Der Großvater des Generalmajors fiel 1914 nur vier Wochen vor der Geburt seines Sohnes . Aber nicht nur die persönliche Betroffenheit solle im Fokus stehen, denn auch der Soldaten der Infanterie und Bundeswehr müsse gedacht werden, genauso wie den Opfern der Verbündeten. Die Hoffnung auf Versöhnung müsse hierbei immer an erster Stelle sein, denn: „Wie wir aktuell vor Augen geführt bekommen – Krieg ist immer möglich, Frieden jedoch auch.“
Auch der evangelische Militärpfarrer des Standorts Hammelburg, Rüdiger Bernhard, richtete einige Worte an die Gäste. „Seit Menschengedenken ist der Frieden in Gefahr“, sagte er, doch: „Wir müssen unsere Wohlfühl- und Komfortzone verlassen, um uns dem entgegenzustellen“, lautete sein Appell. Er wünsche sich und den Menschen Kraft, um Krieg und Leid zu verhindern, so Bernhard weiter.
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