Drei große Forstverwaltungen haben ihren Sitz in Hammelburg : Neben dem Bereich Forst des Würzburger Juliusspitals und einem von 41 Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten beherbergt die Stadt auch einen von bundesweit 17 Bundesforstbetrieben.
18.416 Hektar Immobilien im Eigentum des Bundes werden von Hammelburg aus gemanagt. Nur 10.633 Hektar davon sind Forstbetriebsflächen, die Dienststelle betreut auch Frei- und jede Menge Naturerbeflächen.
Zuständigkeitsbereich mit 220 Kilometern Durchmesser
Rund 20.000 Kilometer im Jahr ist Godfried Schwartz, Leiter des Bundesforstbetriebs Reußenberg, im Jahr dienstlich mit dem Pkw unterwegs. „Aber da achte ich schon drauf, dass ich Fahrten kombiniere“ , betont er.
Sein Zuständigkeitsbereich umfasst ein Gebiet von bis zu 220 Kilometer Durchmesser. In Hessen gehören die bundeseigenen Flächen im Landkreis Fulda noch dazu. Das sei historisch so entstanden, weil der Truppenübungsplatz Wildflecken bis nach Hessen hinein reicht.
In Bayern sind es der größte Teil Unterfrankens sowie Teile von Mittel- und Oberfranken. Zum Beispiel koordiniert die Dienststellen Verkehrssicherungsmaßnahmen am Main und am Rhein-Main-Donaukanal. Hinzu komme ein „Zipfel“ in Baden-Württemberg.
Mehrere militärisch genutzte Gebiete
Insgesamt 129 Liegenschaften des Bundes betreut der Forstbetrieb Reußenberg. Die mit Abstand größten Flächen sind die Truppenübungsplätze Wildflecken mit 7200 Hektar und Hammelburg mit rund 4000 Hektar sowie der ehemalige US-Übungsplatz Brönnhof bei Schweinfurt.
Aber auch Standorte der Bundespolizei wie in Oerlenbach oder ehemalige Übungsplätze wie in Reiterswiesen oder Bamberg gehören dazu. Es gebe aber auch kleinere Flächen, etwa entlang der einst geplanten Strecke 46 im Neuwirtshauser Forst.
Intern ist der Forstbetrieb in zehn Reviere eingeteilt: Vier davon liegen im Bereich Wildflecken (Dalherda, Ehrenberg, Neuglashütten und Reußenborf), zwei in Hammelburg (Bonnland und Pfaffenhausen). Neben dem Brönnhof gibt es noch die Reviere Bamberg, Turmberg-Hauptsmoor (rund um Nürnberg und Erlangen) sowie das „Spiltterrevier“ Main-Tauber, das vom Steigerwald bis nach Walldürrn reicht.
Vielfältige Aufgaben des Bundesforstbetriebes
Vielfältig sind auch die Aufgaben: „Auf den Übungsplätzen machen wir keine reguläre Bewirtschaftung, sondern betreiben sogenannten Funktionswaldbau“, berichtet der Leitende Forstdirektor Godfried Schwartz.
Ein Unterschied sei zum Beispiel, dass auf und rund um Übungsplätze ein deutlich höherer Nadelholzanteil als in anderen Wäldern erhalten bleibt: Ganzjährig grüne Bäume seien besser als Sicht-, Lärm- und Splitterschutz geeignet. Eingeschränkt ist auch die Holzverwertung in einigen Bereichen, weil Splitter und Munition im Holz eine maschinelle Verwertung ausschließen.
Aber es gebe auch normale Forstwirtschaft, zum Teil dürften sogar Selbstwerber in den Übungsplätzen Holz aufarbeiten – mit Einschränkungen und zeitlichen Vorgaben. Neben Stammholz für regionale Sägewerke verkaufe der Betrieb auch Industrieholz für die Zellstoff- und Textilindustrie.
Seit 2009 Leiter des Forstbetriebes
Godfried Schwartz ist 62 Jahre alt und gebürtiger Siegerländer. Nach Wehrdienst und Forstwirtschaftsstudium kam er kurz nach der Wiedervereinigung 1991 zum Bundesforst. Einsatzorte waren das Münsterland, die Lüneburger Heide, Wildflecken und Brandenburg. 2009 übernahm er die Leitung des Forstbetriebes Reußenberg in Hammelburg .
Die Militärforstverwaltung hat laut Schwartz in Deutschland eine lange Tradition: Auf dem Lagerberg gebe es noch das Gebäude der ehemaligen Heeres-Oberförsterei. Dort war der Bundesforstbetrieb bis 2011 untergebracht, dann zogen die zwölf Mitarbeiter am Standort ins ehemalige Amtsgericht in der Hammelburger Innenstadt um.
Die Bundesforstverwaltung wurde laut Schwartz 1955 gegründet. Nach der Wiedervereinigung habe es 56 Betriebe gegeben, in einer ersten Reform 1998 seien sie zu 36 zusammengefasst worden. Mit Gründung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 2005 seien noch 17 Bundesforstbetriebe übrig geblieben.
Damals habe es auch etliche strukturelle Überlegungen gegeben, etwa eine Zusammenlegung mit dem benachbarten Betrieb Schwarzenborn in Hessen.
Name geht auf Ruine Reußenberg zurück
Die Namensgebung „Reußenberg“ nach der Burgruine Reußenburg oder Reußenberg im Truppenübungsplatz Hammelburg habe „eine gewisse Tradition“ in der Bundeswehr . Zudem erinnere die Namensgebung an den ehemaligen Thüngenschen Besitz im Bereich des Bundesforstbetriebes.
„Bei uns wird sehr auf Wirtschaftlichkeit geachtet, aber wir müssen keinen Gewinn machen, weil wir ja für hoheitliche Aufgaben zuständig sind“, stellt Schwartz klar. Allein mit dem jährlichen Holzeinschlag von rund 42.000 Festmetern sei die Arbeit der insgesamt rund 45 Mitarbeiter aber nicht zu finanzieren.
Zudem gebe es Einnahmen aus der Verpachtung, aus der Jagd, aus dem Verkauf von jährlich bis zu 1300 Wildtieren und Verrechnungen: Das Bundesinnenministerium müsse etwa die Arbeiten auf Flächen der Bundespolizei zahlen, das Verkehrsministerium sei für Arbeiten entlang von Autobahnen oder Wasserstraßen zuständig.
„Zum Teil machen wir da Vollkostenrechnungen“, berichtet Schwartz. So würden jährlich mehr als drei Viertel der Kosten erstattet.
Nur eine einzige PV-Anlage in Betrieb
Immer wichtiger werde der Umweltschutz: Der Forstbetrieb Reußenberg betreut 1653 Hektar Nationales Naturerbe, verteilt auf vier Flächen, die größte ist mit 1250 Hektar der Brönnhof. Weitere sechs Flächen mit zusammen 1553 Hektar gehören der gemeinnützigen Naturerbe-Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Zudem gebe es die Aufforderung, erneuerbare Energie auf den Bundesflächen zu erzeugen. Das sei allerdings schwierig: Die meisten Offenland-Flächen stehen unter Naturschutz, hier gehe der Artenschutz meist vor. Auch auf den 13.320 Hektar militärisch genutzter Fläche seien Windräder und Freifläschen-PV-Anlagen derzeit tabu.
Hinzu kommen andere Ausschlusskriterien wie das Landschaftsschutzgebiet in der Rhön. Die Bilanz ist deshalb ernüchternd: Gerade mal eine 0,75 Hektar große PV-Anlage steht bislang auf einer Fläche des Bundes im Zuständigkeitsbereich des Forstbetriebes Reußenberg.