
Vor wenigen Wochen hatte Jan Marberg noch geschwankt, sich gefragt: Wie groß sind meine Chancen auf den Bürgermeister-Posten? Lohnt sich ein anstrengender, nervenaufreibender Wahlkampf, bei dem ich jedes Wochenende an Haustüren klingle? Die Antwort: Es hat sich gelohnt. Jan Marberg (SPD) ist das neue Stadtoberhaupt von Bad Brückenau. Kurzzeitig geriet der Sieg aber noch in Gefahr.
Die Ludwigstraße und der Platz vorm Rathaus waren gefüllt wie lange nicht an diesem Sonntagabend, kurz nach Schließung der Wahllokale. Ähnlich das Bild im Bürgerbüro des Rathauses, wo viele Anhänger von Marberg und seinem Gegenkandidaten Dirk Stumpe (PWG), aber auch die Offiziellen der Rhönallianz-Gemeinden sowie der frühere Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) auf die ersten Ergebnisse warteten.
Erste Ergebnisse liegen nach Viertelstunde vor
Sie mussten sich nicht lange gedulden. Um 18.15 Uhr wurden die Urnenwahl-Ergebnisse aus den ersten vier Wahllokalen gemeldet: 56,98 Prozent Marberg; 43,02 Prozent Stumpe laut den zusammengenommenen Schnellmeldungen aus Mittelschule (Römershag), Grundschule, Wernarz und Volkers.
Nun hat das noch nicht viel zu sagen, denn diese Wahllokale decken einen recht kleinen Teil der Bad Brückenauer Bevölkerung ab. Zwei große Direktwahllokale fehlten noch.
Und als um 18.22 Uhr die Meldung aus dem Wahllokal Stadtmitte-Stadtwerke eintraf, schien es, als könnte Dirk Stumpe seinen Rückstand aufholen: 47,24 Prozent für ihn, 52,76 Prozent für Marberg.
Briefwähler können Ergebnis noch ändern
Allerdings zeichnete sich da schon ab, dass der Turnaround nicht allein mit dem ausstehenden Wahlbezirk Georgihalle gelingen könnte. Die Frage war: Wie hatten sich die rund 1500 Briefwähler entschieden.
Die Meldung von 18.32 Uhr ließ weniger Gutes für Stumpe erahnen: 46,03 Prozent für den Ur-Brückenauer und 53,97 Prozent für SPD-Kandidat Marberg. Und das, nachdem die Georgihalle und Briefwahlbezirk II ausgezählt waren.
Trendwende für PWG-Kandidat bleibt aus
Die Trendwende gelang Stumpe nicht mehr. Als gegen 18.40 Uhr auch die restlichen beiden Briefwahlbezirke gemeldet waren, stand das vorläufige Endergebnis der Bad Brückenauer Stichwahl fest: 54,04 Prozent für Jan Marberg, 45,96 Prozent für Dirk Stumpe. Die Wahlbeteiligung lag mit 49,92 Prozent erneut enttäuschend niedrig.
Sei es, wie es sei: Applaus brandete auf im Bürgerbüro - und Stumpe, der die ganze Zeit mit seinem Konkurrenten plaudernd die Ergebnis-Übersicht beobachtet hatte, beglückwünschte Marberg, umarmte ihn sogar. So fair, wie der Wahlkampf zuvor weitgehend verlaufen war, nahm der 50-Jährige seine Niederlage hin.
Dirk Stumpe: „Hätte Ergebnis in dieser Deutlichkeit nicht erwartet"
Hinterher brach sich seine Enttäuschung gegenüber dieser Redaktion aber doch Bahn. „Ich hätte das Ergebnis in dieser Deutlichkeit nicht erwartet, muss ich ehrlich sagen. Es ist ein typisches Brückenauer Wahlergebnis, weil wieder jemand gewählt wurde, der nicht aus Bad Brückenau stammt."
Stumpe will das Ergebnis trotzdem sehr sportlich nehmen. Es sei von allen drei Kandidaten ein fairer Wahlkampf gewesen. Der 50-Jährige drückt Jan Marberg die Daumen, dass er die Stadt in den nächsten acht Jahren in eine ordentliche Zukunft führen wird.
Und der Gewinner der Stichwahl? Empfand die Situation nach seiner Wahl als „noch etwas unwirklich. Aber ich bin schon überwältigt, weil ich weiß, was das für ein Privileg ist, hier in Bad Brückenau die Wahl gewonnen, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger bekommen zu haben".
Jan Marberg will „Stadt in Bewegung versetzen"
Den Wahlerfolg wirklich zu realisieren, werde wahrscheinlich noch ein bisschen dauern, so Marberg. Aber er sei froh, dass es geklappt habe. „Jetzt will ich gemeinsam mit dem Stadtrat, der Stadtverwaltung sowie den Bürgerinnen und Bürgern die Stadt in Bewegung versetzen."
Nachdem Wahlleiter Michael Worschech das vorläufige Endergebnis offiziell verkündet und der amtierende Bürgermeister Jürgen Pfister beide Kandidaten gewürdigt hatte, mussten Marberg und Stumpe noch viele Hände schütteln - der eine zum Glückwunsch, der andere, um Trost zu erhalten.
Bürgermeister ab Dienstag, 14. Mai im Amt
Für den neuen Bürgermeister, der im Bürgerbüro auch auf die Unterstützung der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar aus Maßbach bauen konnte, ging es dann zum Feiern ins Castello Belvedere im Staatsbad.
Am Montagnachmittag wird der Wahlausschuss unter Vorsitz von Michael Worschech das amtliche Endergebnis der Stichwahl beschließen. Der neue Bürgermeister Jan Marberg ist dann am Dienstag, 14. Mai, 0 Uhr im Amt.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management