Noch ist es für Bürgermeister Johannes Wegner viel zu früh, um die Tage bis zu seinem Ruhestand zu zählen. Bei der nächsten Kommunalwahl wird er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten. 17 Jahre und sieben Monate wird er am 1. Mai 2014 dann jenes Amt bekleidet haben, in das er im Oktober 1996 nach dem Tod seines Vorgängers Erhard Klement überraschend gewählt worden war.
Am Freitag vor der Stichwahl hatte er noch zu seinen Arbeitskollegen im Bad Kissinger Finanzamt gesagt, wie froh er sei, das jetzt alles vorbei wäre, erinnert er sich im Gespräch mit der Main-Post. Wegner war mit gut 26 Prozent der Stimmen in die Stichwahl mit Diethard Dittmar gegangen, der mit rund 47 Prozent der Stimmen schier uneinholbar schien. Das Ergebnis ist bekannt. „Am Montag habe ich dann meinen Schreibtisch im Finanzamt leergeräumt und bin ins Rathaus.“
Die Übergangsfrist von mindestens vier Wochen, die bei turnusgemäßen Bürgermeisterwahlen zur ersten Einarbeitung genutzt werden können, hatte Wegner nicht. Für ihn war es der viel zitierte Sprung ins kalte Wasser.
Seinem damaligen politischen Kontrahenten rechnet es Wegner noch heute hoch an, dass er trotz der schweren persönlichen Enttäuschung stets für das Gemeindewohl mitgearbeitet hat. „Ein echter Demokrat“, sagt Wegner über Dittmar. Und obwohl sich beide vom Typ her doch stark unterscheiden, hat die Zusammenarbeit immer hervorragend geklappt. „Vielleicht ergänzen wir uns da auch ein Stück“, schmunzelt Wegner, den das Amt auch ein gutes Stück verändert hat.
Frieden mit der Autobahn
Der einstige scharfe Gegner des Autobahnbaus hat mittlerweile seinen Frieden gemacht mit der A 71. Vor allem, weil er sich die Auswirkungen doch deutlich gravierender vorgestellt hätte, aber auch, weil es ihm damals gelungen war, zu verhindern, dass 110 000 Kubikmeter Erdaushub durch Poppenlauer gekarrt wurden.
Ein Großteil der Erde wurde schließlich als Lärmschutz in Seitendeponien entlang der Autobahn verbaut. „Eine Autobahn, die man nicht sieht, wirkt weniger störend“, hat Wegner festgestellt.
Gelernt, umzudenken hat er auch, was den Besuch von Festen angeht. Früher habe er sich auch immer gewundert, warum Bürgermeister dort so häufig auftauchen. Mittlerweile weiß er, dass diese Gelegenheiten von Mitbürgern immer wieder genutzt werden, um persönliche Anliegen vorzutragen. Und natürlich freuen sich die Vereine, wenn der Bürgermeister seine Aufwartung macht, wird der Besuch doch häufig auch als Würdigung ihrer Arbeit gewertet.
50 bis 60 Stunden in der Woche
Angesichts der vielfältigen Aufgaben kommt natürlich ein ordentliches Pensum zusammen. Denn Stechuhren im Büro gibt es für Bürgermeister nicht. Auf 50 bis 60 Stunden schätzt er seine durchschnittliche Wochenarbeitszeit. Echte Muße-Stunden gibt es eigentlich nur im Urlaub und auch nur dann, wenn man wegfährt. Denn Bürgermeister ist man 24 Stunden am Tag.
Das musste er auch seinem Arzt sagen, der ihm nach seiner Erkrankung unlängst riet, doch etwas kürzer zu treten. Wegners Antwort überzeugte letztlich auch den Arzt: „Als Bürgermeister bin ich entweder da, oder ich bin nicht da.“
Mit drei Bürgerentscheiden hatte sich Wegner in seiner Amtszeit auseinandersetzen müssen, nur die Abstimmung um die Parkscheune hat er verloren. Als direkte Niederlage habe er das aber nicht begriffen, betont er. „Wenn die Leute das nicht wollen, dann ist das eben so.“ Wobei er die Platzgestaltung jetzt als wirklich gelungen betrachtet.
So richtig aus der Haut fahren ist eh nicht nach Wegners Naturell. Was nicht heißen soll, dass er sich nicht auch gehörig ärgern kann über Dinge, die einfach nicht rund laufen wollen. Wenn dann die Seele so richtig kocht, muss er selber laufen. Eine Runde um den Maßberg – aber nur, wenn die Zeit dazu da ist.
In nicht mehr ganz acht Monaten wird Wegner davon genügend haben. Weil er 40 Dienstjahre als Beamter voll hat, muss er dann mit 59 Jahren auch nicht mehr im Finanzamt arbeiten, sondern kann in Pension gehen. Für Leute, die daran etwas rumzumäkeln haben, hat er sich schon mal die passende Antwort zurechtgelegt. „Ich habe schließlich ja auch gewisse Überstunden aufgebaut.“
Johannes Wegner wurde im Oktober 1996 und nicht erst wie im Artikel geschrieben im Oktober 2006 zum Bürgermeister des Marktes Massbach gewählt.
Ihr Hinweis ist richtig. Vielen Dank. Ich habe den Artikel korrigiert. Entschuldigung für den Fehler.
Jürgen Haug-Peichl
Multimedia-Redaktion/mainpost.de
97084 Würzburg