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Nüdlingen
Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Nüdlingen stellt sich der Öffentlichkeit
Vor dem Bürgerentscheid am 9. Februar hat die Bürgerinitiative "Verkehrsentlastung Nüdlingen" ihre Argumente für die Nordumgehung vorgestellt. Die Kritiker monierten, dass es sich um eine reine Werbeveranstaltung handele.
Florian Wilm, hier mit Gemeinderätin Anita Haub, antwortete auf alle kritischen Fragen. Foto: Sigismund von Dobschütz       -  Florian Wilm, hier mit Gemeinderätin Anita Haub, antwortete auf alle kritischen Fragen. Foto: Sigismund von Dobschütz
| Florian Wilm, hier mit Gemeinderätin Anita Haub, antwortete auf alle kritischen Fragen. Foto: Sigismund von Dobschütz
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 21:00 Uhr

Wohl nie zuvor waren die Nüdlinger in ihrer Meinung so gespalten wie bei der Frage um den Bau der Umgehungsstraße. Bei einer Bürgerbefragung im Sommer hatte sich die Mehrheit dagegen ausgesprochen, doch der Gemeinderat hatte sich darüber hinweggesetzt und sich im Juli für die Umgehung entschieden.

Nun sollen alle wahlberechtigten Einwohner am 9. Februar in einem Bürgerentscheid verbindlich abstimmen, ob dieser Gemeinderatsbeschluss zurückgenommen werden soll. Wer für die Umgehungsstraße ist, muss mit Nein stimmen. Um diesen vermeintlichen Widerspruch zu erläutern und um ihre Gründe für den Bau der Nordumgehung noch einmal aufzuzeigen, hatte die Bürgerinitiative "Verkehrsentlastung Nüdlingen " unter Leitung von Gemeinderätin Anita Haub (Bürgerblock) in den Pfarrsaal eingeladen.

Kaum waren die Fachvorträge abgeschlossen meldete sich gleich nach Eröffnung der Diskussionsrunde Marcus Lipsius als Sprecher der gegnerischen Bürgerinitiative "Contra Umgehung" zu Wort. Er bemängelte das Fehlen einer Podiumsdiskussion, bei der beide Seiten ihre Argumente hätten austauschen können. Seine Bürgerinitiative sei nur als Zuhörer eingeladen.

Diesem Vorwurf widersprach Gastgeberin Anita Haub. Lipsius könne sich jederzeit mit seinen Argumenten zu Wort melden. Doch obwohl Moderator Tobias Eichelbrönner aus Hammelburg - "weit entfernt und deshalb objektiv" - mehrmals auch die Umgehungsgegner zur Wortmeldung aufforderte, verzichtete Lipsius. Auch andere Besucher zeigten sich von der "einseitigen Darstellung" enttäuscht, obwohl sie die Notwendigkeit einer Verkehrsentlastung in der Ortsmitte durchaus anerkannten: "Die Nordumgehung ist doch kein Allheilmittel. Gibt es denn keine Alternativen?"

"Dies ist nur eine Werbeveranstaltung der Befürworter", zeigte sich auch ein anderer Gast enttäuscht, der die von Alexander Haub und Florian Wilm zuvor in sachlichem Ton vorgetragenen Fakten, Tabellenwerte und Prognosen anzweifelte. "Eine Meinungsbildung ist hier nicht möglich."

Gemeinderätin Haub hielt dem entgegen, alle Daten seien Angaben von Experten. "Wenn man diesen Fachleuten nicht glaubt, wem soll man dann glauben?" Zweifel an den Prognosen ließ auch Wilm nicht gelten. Selbst wenn es einen umweltbewussten Wandel im Verkehrsaufkommen geben sollte, würde dies allenfalls einen Rückgang von fünf bis zehn Prozent in der Nüdlinger Hauptstraße B287 ausmachen, nicht aber die durch die Umgehung versprochenen 70 Prozent. Zu den vor Jahren im Ortskern gezählten 10 000 Fahrzeugen pro Tag sagte er: "28 Prozent sind wir Nüdlinger selbst, aber 72 Prozent wollen hier nur durchbrettern."

Dem Argument, weitere Grünflächen würden unnötig versiegelt, wurde entgegen gehalten: "Das ist doch keine Natur. Das sind landwirtschaftliche Industrieböden."

Die Mehrheit der Besucher unterstützten erwartungsgemäß die von Alexander Haub und Florian Wilm vorgetragenen Argumente, zumal sich beide in ihrem Referat bemüht hatten, bereits bekannte Gegenargumente mit Fakten zu entkräften. Stattdessen kritisierten diese Besucher die Contra-Initiative, seit 2016, als das staatliche Straßenbauamt erstmals Pläne vorgestellt hatte, bis heute keine Alternativen aufgezeigt zu haben. Dieses erst, wie von der Contra-Initiative kürzlich angekündigt, nach der Wahl tun zu wollen, "bringt doch nichts. Unsere Nachbargemeinden lachen schon über uns."

Dies bestätigte auch der langjährige Gemeinderat Ewald Kiesel. " Nüdlingen hat den stärksten Durchreiseverkehr im ganzen Landkreis." Alle Gemeinderäte hätten deshalb seit Jahrzehnten eine Umgehung gefordert. Jetzt soll sie nach 50 Jahren endlich kommen. "Niemand im Landkreis versteht die Kritiker ." Die Aufnahme der Nordumgehung in den Bundesverkehrswegeplan sei die große Chance für Nüdlingen , gab Kiesel zu bedenken. Sollten die Kritiker beim Bürgerentscheid am 9. Februar gewinnen und der Gemeinderat folglich gezwungen sein, seine Zustimmung zum Bau der Umgehungsstraße zurückzunehmen, "dann ist die Sache für die nächsten 50 Jahre gestorben."

Nach dem knapp einstündigen Sachvortrag der beiden Referenten musste schließlich Moderator Eichelbrönner auch die rege Diskussionsrunde nach einer weiteren Stunde schließen. Alle Argumente schienen ausgetauscht, zumal sich schon manche wiederholten. Die Aussprache war ruhig und sachlich verlaufen. Ob man aber die Kritiker hatte überzeugen können, blieb offen.

 
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Kommentare
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  • zwrecht@aol.com
    Warum der Streit? Die Lösung ist halt nur die zweitbeste. Mit einer Umgehung ists ja eigentlich nicht getan. Eine anständige Zufahrt/Erschießung des Verkehrs sieht anders aus. Die würde von der Autobahn/ dem Langen Schiff kerzengerade rüber führen. Die unzähligen Pyramidenunfälle oder die Winkelser Berganfahrt wäre damit vermeidbar. So bleibt im Norden und im Süden die Zufahrt drittklassig. Als jahrzehntelanger Durchgangsfahrer mit halber Nüdlinger Hälfte muss ich sagen, dass ich die Durchfahrt so schlimm gar nicht finde. Eigentlich sollte das ja ein Kissinger Problem sein. Mit einer kurzen, weil kerzengeraden Zufahrt von der Schwarzen Pfütze/Lange Schiff direkt in Hauptstadt nach Winkels und das ganze Problem wäre erledigt. Nix Riedweg, Trinkwasser oder ähnliches. Nüdlingen überhaupt nicht tangiert aber der Durchgangsverkehr wäre gleich Null. Aber den Kissingern ists halt wurscht. Da brauch ich denn auch keine Ortsumgehung. Wer Brücken und Geld ausgeben will, kanns so sinnvoller tun
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Das Wohl und die Gesundheit der Bürger im Ort geht doch sicher vor dem Wegfall von Ackerflächen! Bürgerwohl vor Naturschutz! Die Bürger im Neubaugebiet Richtung Haard wussten schon von den Planungen der Umgehungstraße und die Möglichkeit deren Umsetzung, bevor sie ihre Häuser dort gebaut haben. Also was soll jetzt dieser Aufschrei?
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  • Wenn die Umgehung nicht kommt ist das ein Armutszeugnis für diesen Ort. Ich nutze die Ortschaft selbst als Durchfahrer und kann die Anwohner voll verstehen. Dieser Verkehr ist unerträglich und zwar auch für den Durchgangsverkehr. Rechts und Links blockieren parkende Fahrzeuge den fließenden Verkehr, es muss ständig abgebremst werden. Fußgänger kleben am Außenspiegel da die Gehwege zu schmal sind, Fahrzeuge die aus den Grundstücken, Seitenstraßen einfahren stehen mit der Front auf der Straße usw.! Ich verfolge das Geschehen und habe bis heute keine sinnvollen Argumente der Gegner gelesen. Für mich gibt es auch keine die gegen eine Umgehung sprechen. In Wegfurt war ein ganzes Dorf für eine Umgehung, die Brücke an der A7 führt direkt Riedenberg vorbei, die Brücke der A71 direkt an Münnerstadt und es hat keine negativen Auswirkungen, die Ackerflächen sind kein Naturschutzgebiet sondern wie genannt "Industrieböden".
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