
Nach ihrer Tätigkeit in einer Suchtklinik arbeitet die approbierte Diplompsychologin Martina Riedel (60) seit über 20 Jahren in eigener ambulanter Psychotherapiepraxis und praktiziert tiefenpsychologisch fundiert, gestalttherapeutisch und emotionsfokussiert mit Schwerpunkten in der Behandlung von Menschen mit Entwicklungskrisen, Depressionen und Traumata.
Im Mai hat sie nun beim Verlag Andreas Kohlhage in dessen Edition Humanistische Psychologie (EHP) ihr erstes Buch mit dem Titel „Von Angst bis Zuversicht“ veröffentlicht.
Kein trockenes Fachbuch
Angst braucht man dabei nicht zu haben, dass es sich hierbei um ein trockenes Fachbuch handeln könnte. Es ist vielmehr eine lyrische Reise durch die emotionale Landschaft menschlichen Lebens, in deren Verlauf die Autorin mit ungewöhnlichen Farbfotos, die in ihren Motiven expressionistischen Gemälden ähneln, und 60 selbst verfassten, kurzen Gedichten jeden ansprechen will, „der sich mit sich selbst beschäftigt und klarer durch den Gefühlsdschungel kommen möchte“.
Wie in ihren Therapiesitzungen will Riedel auch mit ihrem Buch beim Leser „einen inneren Prozess in Gang setzen“. Sie will nicht Gefühle erklären und „deren Sinn und Zweck erläutern“, wie sie auf Nachfrage des Rezensenten mitteilt, sondern Anregungen geben, „die eigenen Gefühle wertfrei zu erspüren, einen Zugang zu ihnen mit allen Sinnen zu finden“.
Die Fotos sollen Gefühlsassoziationen von A bis Z, „von Angst bis Zuversicht“, auslösen. Die Betrachter sollen – wie es der Untertitel des Buches wünscht - „Gefühle bewusst wahrnehmen“. Jedem Bild steht ein lyrisches Werk der Autorin gegenüber.
Gedankensplitter, die zum Nachdenken anregen
Es sind kurze Gedichte , eher Wortfetzen oder Gedankensplitter, die ebenfalls Assoziationen schaffen und zum Nachdenken anregen. Sie habe bewusst die Gedichtform gewählt und nicht Kurzgeschichten, so die Autorin im Interview, „da in Texten meist schon eine Botschaft steckt“.
Wunsch der Psychologin ist es stattdessen, dass jeder Leser und jede Leserin beim Betrachten der Bilder und beim Lesen ihrer Gedichte völlig frei und subjektiv „im eigenen Tempo sowie mit eigenen Metaphern und Erinnerungen zu sich selbst kommen kann“.
Denn – so formuliert sie es auch im Klappentext zu ihrem Buch – „wir fühlen und wissen, dass wir fühlen. Und doch wissen wir oft nicht, was und wie wir fühlen.“ Man soll also mit Hilfe ihres Buches „eine Reise in die eigene subjektive Gefühlswelt machen, sich in die persönliche Wahrnehmung hineinbegeben – und dies ohne jeden Druck“.
Forschungsreise in die Welt der Emotionen
Das Buch „Von Angst bis Zuversicht“ ist für jeden geeignet, der sich seiner eigenen Gefühle bewusst werden will. Denn Riedel erhebt trotz jahrzehntelanger Erfahrung als Psychologin mit ihrem Debüt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Wir erfahren nichts über neueste Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung.
Ihre Sammlung und Gegenüberstellung ungewöhnlicher Farbfotos, von denen einige auch von der Künstlerin Christa B. Schweizer (65) stammen, und selbst verfasster Gedichte ist vielmehr eine Einladung der Autorin an alle Leserinnen und Leser, sich selbst auf Forschungsreise in die Welt der Emotionen zu begeben, um die eigenen Gefühle wahrnehmen und damit umzugehen zu lernen.
Dabei sprechen die Gedichte durchaus auch solche Menschen an, die sich für Lyrik nicht sonderlich begeistern können, drücken sie doch in einfühlsamer, aber einfacher Wortwahl Gefühle aus, die uns allen irgendwie vertraut sind.
Praktische Unterstützung
Zur praktischen Unterstützung sind einige Übungen im Buch eingefügt, wie sie die erfahrene Psychologin auch in ihren Therapiesitzungen einsetzt. Riedel: „Es ist von Vorteil, wenn wir uns in unserer Gefühlswelt auskennen, Emotionen bewusst wahrnehmen und diese nutzen können … als verlässliche und wertvolle Begleiter, als Teil unserer Persönlichkeit.“
Informationen zum Buch: Martina Riedel : „Von Angst bis Zuversicht. Gefühle bewusst wahrnehmen“, Edition Humanistische Psychologie (EHP), gebunden, 192 Seiten, Preis: 27 Euro, ISBN 978-3897971479
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