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Bischofsheim an der Rhön
Brüllende Löwen zieren die Königin Orgel
Wenn am Montag die Orgel in der orthodoxen Kirche beim Bibliothekskonzert in Bischofsheim erklingt, wird sie ein wahrer Blickfang sein. Sie wurde bemalt.
Matuschka Martschella Dimitrova bemalte die Pfeifen der Beichtstuhl-Orgel des Bischofsheimer orthodoxen Geistlichen Fjodor Hölldobler mit Löwenkopfmotiven.  Fotos: Marion Eckert       -  Matuschka Martschella Dimitrova bemalte die Pfeifen der Beichtstuhl-Orgel des Bischofsheimer orthodoxen Geistlichen Fjodor Hölldobler mit Löwenkopfmotiven.  Fotos: Marion Eckert
| Matuschka Martschella Dimitrova bemalte die Pfeifen der Beichtstuhl-Orgel des Bischofsheimer orthodoxen Geistlichen Fjodor Hölldobler mit Löwenkopfmotiven. Fotos: Marion Eckert
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 20:25 Uhr
Jeden ersten Montag im Monat lädt Pfarrer Fjodor Hölldobler zum Bibliothekskonzert ein. Der Termin gilt in Bischofsheim als Geheimtipp für Musikliebhaber und Kunstfreunde, ist der orthodoxe Geistliche doch ein begnadeter Organist, der viele Werke auswendig spielt. Seine wertvolle "Beichtstuhlorgel" wurde nun künstlerisch durch eine anspruchsvolle Bemalung aufgewertet.
In der Liturgie der orthodoxen Kirche werden keine Musikinstrumente verwendet. Da aber Pfarrer Fjodor Hölldobler als altgedienter Organist ein angemessenes Instrument begehrte, wurde im März 2009 in der Bibliothek unter der Prokopiuskirche eine Orgel aufgestellt, die bei den regelmäßigen Montagskonzerten bespielt wird. Es handelt sich um eine Hybridorgel, die über ein Gebläse, Windladen und Pfeifen aus Holz und Metall verfügt, aber auch über zahlreiche "gesampelte" Register, Aufnahmen aus der Klangbibliothek der holländischen Firma Johannus Orgelbouw. "Es sei keine Computersimulation, sondern es sind naturechte Aufnahmen von Pfeifen berühmter Orgeln", erklärt Hölldobler.


Löwenmaul inklusive

Das Schleifladenwerk wurde von der Rhöner Orgelbaufirma Hey in einen historischen Beichtstuhl aus Westerwald-Eiche eingebaut. Der stattliche Spieltisch verfügt über vier Manuale und Pedal, die Registerzüge sind aus Eiche gedrechselt. Über dem Notenpult erhebt sich der Hauptprospekt. Diese Pfeifen wurden nun nach einer nordischen Tradition bemalt, vorrangig mit Löwenköpfen, die Labien (Lippen) der Pfeifen sind das Löwenmaul. Aber auch Weinranken und sogar eine Katze zieren die Zinnpfeifen.
Ausgeführt wurde das Meisterwerk in der vergangenen Woche von Matuschka Martschella Dimitrova, der Gemahlin des bulgarisch-orthodoxen Erzpriesters Nedyalko Dimitrov. Die akademische Malerin und Restauratorin war nicht zum ersten Mal in Bischofsheim. In den Jahren 2000 bis 2001 hat sie die Prokopiuskirche mit Ikonenmalerei verziert. Jeder Löwenkopf ist ein Original. Freihändig malte Martschella Dimitrova jedes noch so kleine Detail. Ganz unterschiedliche Gesichtsausdrücke haben die brüllenden Löwen und mitten drin ein weißer Löwe, umkränzt von einem gewaltigen Bart und Mähne. "Das ist Pfarrer Hölldobler", lacht die Künstlerin.


Altenglische Tradition

"Ich habe es mir gewünscht, dass die Orgelpfeifen bemalt werden", erklärte Pfarrer Hölldobler. Auch wenn diese Traditionen in Süddeutschland kaum anzutreffen sei. "Am beliebtesten sind bemalte Orgelpfeifen im altenglischen Orgelbau." So ist die Bischofsheimer "Beichtstuhlorgel" neben zahlreichen Besonderheiten um ein weiteres Detail attraktiver geworden.
Aber warum Löwenköpfe? "Nun die Orgel ist die Königin der Instrumente. Der Löwe der König der Tiere. Es ist in der Ikonenmalerei durchaus üblich, Gemälde durch Löwen zu umkränzen." Vergoldet wurden die Lippen der kleineren Orgelpfeifen und die sogenannten seitlichen Ohrenbretter.
Täglich spielt Pfarrer Hölldobler seine Orgel. "Ich muss täglich üben, um geistig fit zu bleiben." Regelmäßig fahre er zu Prof. Walter Opp, Universitäts-Musikdirektor im Ruhestand in Erlangen, dem er seit 51 Jahren die Treue halte. "Er sagt immer, dass ich nicht nur bewährte Stücke auswendig üben, sondern auch Neues einstudieren und auswendig lernen soll." Für Hölldobler ist das auswendige Spiel an der Orgel eine Bereicherung, könne er doch losgelöst vom Notenblatt erst die Seele in der Musik schwingen lassen.
 
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