Das „härteste Holz der Welt“ kann ganz schön weich werden. Nach 28 Jahren ist die Bongossi-Brücke über die Bahnlinie in Morlesau ein Sanierungsfall. Statiker Erich Hutzelmann macht das vor Ort mit einem spitzen Hammer deutlich. Locker kann er mit dem Stahl in einzelnen Bauteilen Furchen ziehen.
Betroffen sind sichtbare Elemente, auf denen Wasser stehen bleibt. Oder Teile der Unterkonstruktion, die nicht richtig durchlüftet waren. So sprießen unter den Gehsteigen Pilze.
Am Donnerstag verschaffte sich ein Gutachter aus Würzburg einen Überblick. Er selbst hatte keine Zeit zum Gespräch, musste gleich zum nächsten Termin.
Mit einem Feuchtigkeitsmesser spürte er morsche Stellen auf. Etwas Zuversicht versprühten anschließend Peter Kreß vom Städtischen Tiefbauamt und Ingenieur Erich Hutzelmann.
„Es gibt gute Stellen und schlechte“, geben sie einen ersten Eindruck von der Aktion wieder. Möglicherweise kann die Brücke so ertüchtigt werden, dass sie irgendwann wieder mit Landmaschinen bis zu zwölf Tonnen überquert werden kann. Aktuell ist die Tonnage auf 3,5 Tonnen beschränkt.
Sehr zum Leidwesen Morlesauer Landwirte. Sie müssen für ihre Felder einen Umweg von rund 20 Minuten über die Neumühle beziehungsweise Diebach in Kauf nehmen.
Aber: Eine schnelle Lösung wird es nicht geben. Die Bremer Baufirma, die die Brücke 1985 noch im Auftrag der Bundesbahn errichtet hatte, gibt es offenbar nicht mehr. Jetzt soll versucht werden, anderweitig die statischen Berechnungen aufzutreiben. „Das kann sich hinziehen“, so Peter Kreß. Möglicherweise werde man in Bahnarchiven fündig.
Wenn nicht, müssten alle Holzverbindungen vor Ort auf ihre Dimensionierung überprüft werden. Die Ergebnisse sollen in ein Gutachten einfließen.
Viele solcher Brücken aus jener Zeit seien ein Sanierungsfall, weiß Hutzelmann. Der konstruktive Holzschutz sei vernachlässigt worden. Die 30 Meter langen Brückenträger unter den quer verlaufenden Fahrbahn-Bohlen mit Blechen vor Regenwasser zu schützen, wäre gar nicht so aufwändig gewesen. Oder für mehr Durchzug unter den Gehsteigen zu sorgen.
Jetzt ruhen die Hoffnungen auf einer Sanierung. „An einen Neubau wollen wir erst mal gar nicht denken“, so Kreß. Dafür sei mit Kosten von rund 250 000 Euro zu rechnen. Erst 1996 hatte die Bahn die Baulast von Bahnüberführungen an die jeweiligen Kommunen übergeben.
Ihre Brücken sind der Stadt lieb und teuer. 37 Übergänge muss sie in Schuss halten. Statiker Hutzelmann vergibt bei einer jährlichen Überprüfung Noten von eins bis vier. Vier steht für baufällig.
Schon für den Fahrzeugverkehr gesperrt sind die Westheimer Saalebrücke und die Thulbabrücke an der Kläranlage. Andere sind seit jeher nur für ein Gewicht von bis zu fünf Tonnen freigegeben, Nach heutigen Maßstäben in der Landwirtschaft viel zu wenig, um damit rationell zu den Feldern zu gelangen.
In den kommenden Jahren stehen wohl einige Investitionen an. „Brücken sind auf eine Lebensdauer von 50 bis 60 Jahren ausgelegt“, weiß Hutzelmann. Etliche nähern sich dieser Grenze. Alleine sieben Brücken gibt es in Diebach. Bei der letzten Bürgerversammlung war der schlechte Zustand der Häfnergassen-Überführung über den Klingenbach moniert worden.
Möglich, dass der einen oder anderen Brücke die Sperrung droht. Die über die Bahnlinie in Morlesau wird wohl kaum dazugehören. Die Ortsverbindungsstraße nach Waizenbach gilt in der Stadtverwaltung als unverzichtbar. Ohne die Überführung würde die Bahnlinie das Dorf in zwei Teile trennen.