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Bad Brückenau
Bad Brückenaus ehemalige Rathauschefin Brigitte Meyerdierks wird 70: Angekommen im Bürgermeister-freien Leben
Seit vier Jahren ist Brigitte Meyerdierks nicht mehr Brückenauer Stadtchefin. Zum 70. Geburtstag berichtet sie, wie sie ohne diese Aufgabe zurechtkommt. Und sie blickt auf die aktuelle Stadtpolitik.
Brigitte Meyerdierks hat 70. Geburtstag in Bad Brückenau       -  Brigitte Meyerdierks feiert an diesem Freitag, 30. August, ihren 70. Geburtstag. Mit ihrem aktuellen Leben ist Bad Brückenaus Altbürgermeisterin sehr zufrieden.
Foto: Steffen Standke | Brigitte Meyerdierks feiert an diesem Freitag, 30. August, ihren 70. Geburtstag. Mit ihrem aktuellen Leben ist Bad Brückenaus Altbürgermeisterin sehr zufrieden.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 22.09.2024 02:29 Uhr

Einen großen Artikel zum 70. Geburtstag? Muss für Brigitte Meyerdierks nicht unbedingt sein. Rund zehn Jahre, von 2010 bis 2020, stand die Niederbayerin als Bürgermeisterin in der Öffentlichkeit und vorher schon als Vertretung ihres lange erkrankten Vorgängers Thomas Ullmann.

Das braucht sie jetzt nicht mehr, jedenfalls nicht in dem Umfang. Und die Zahl 70, die sie an diesem Freitag, 30. August erreicht, bedeutet ihr wenig.

Großes mentales Loch blieb aus

Als sie vor vier Jahren im Mai vorzeitig aus dem Amt schied (eigentlich war sie bis 2022 gewählt), erwartete sie, in ein großes mentales Loch zu fallen. Zumindest hatten viele sie davor gewarnt. Vorher sieben Tage die Woche 24 Stunden im Dienst, ständig Stress , von Termin zu Termin eilend. Und dann: nichts mehr.

Doch die damals 65-Jährige hatte Glück. Sie fiel nicht allein. In den letzten Monaten ihrer Amtszeit hatte sich die Corona-Pandemie angekündigt; bei ihrem Abschied war die Welt mittendrin. Plötzlich machte - gezwungenermaßen - keiner mehr was.

2020 mit dem Golfspielen begonnen

"Dieses gemeinsame Runterfahren hat es mir einfacher gemacht. Dadurch war der Übergang für mich leichter zu verkraften", sagt Meyerdierks heute.

In dem Maße, wie die Gesellschaft aus der Lethargie erwachte, fand auch die Wahl-Brückenauerin in ihr neues Leben. Im Herbst 2020 begann sie in Bad Kissingen das Golfspielen. Inzwischen macht sie das zwei- bis dreimal pro Woche. "Ich war noch nie so fit wie heute" sagt sie.

Erste repräsentative Termine als Vize-Landrätin

Zeitgleich kamen die ersten Termine als Stellvertretende Landrätin herein. Meist Repräsentatives wie Einweihungen oder eiserne Hochzeitsjubiläen, "Dinge, die sich in Grenzen halten und Spaß machen", wie sie sagt. Aber auch im Kreistag sitzt Meyerdierks, gestaltet Landkreispolitik aktiv mit.

Im eigenen Haus im Staatsbad betätigt sie sich zudem als Vermieterin in Teilzeit. "Ich habe im unteren Bereich eine gut gebuchte Ferienwohnung, erledige da zum größten Teil alles selbst."

Viele neue Menschen in der Ferienwohnung

Bis zu sechs Gäste könnten dort übernachten, Meyerdierks lernt viele Menschen aus verschiedenen Nationen kennen, gibt ihnen Tipps für die Region. "Gelebten Fremdenverkehr im Kleinen" nennt sie das.

Dass die Touristen bei einer ehemaligen Bürgermeisterin wohnen, verrät sie ihnen nicht von sich aus. "Die meisten Gäste wissen das, haben es vorher gegoogelt."

Trotz Verwandtschaft im Allgäu in Rhön geblieben

Ihre beiden Töchter sind längst aus dem Haus, leben mit ihren Partnern in München. "Da fahre ich oft und sehr gerne hin." Lange hat Meyerdierks selbst in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt. "Ich kenne mich sehr gut aus, möchte aber nicht mehr dort wohnen." Zur Oma gemacht haben ihre Töchter die 70-Jährige noch nicht.

Nach dem Rückzug als Bürgermeisterin überlegte sie, ob sie ihre Brücken in Brückenau abbricht. Meyerdierks stammt aus der Nähe von Passau und findet es im Allgäu sehr schön. Im Voralpenland leben einige Verwandte. "Allerdings habe ich hier mein soziales Umfeld und viele Bekannte", begründet sie ihr Bleiben in der Rand-Rhön.

Mit ihren besten Freundinnen genießt sie oft Kultur und Theater in Bad Brückenau und Bad Kissingen, auch den Kissinger Sommer.

Am Vorabend des Geburtstags zu Ronan Keating

Musikalisch geprägt ist auch der Abend vor ihrem 70. Geburtstag: Da geht Brigitte Meyerdierks mit ihren Töchtern und deren Lebensgefährten zum Konzert von Ronan Keating. "Und dann irgendwo in Bad Kissingen in eine Bar. Da freue ich mich drauf."

Dementsprechend plant die Altbürgermeisterin am Geburtstag selbst keine große öffentliche Feier. "Wer kommt, der kommt. Ich bin vorbereitet", sagt sie.

Der Abend sei dann der engeren Familie vorbehalten, mit der Meyerdierks in ein Lokal geht. "Sonst haben wir immer bei mir gefeiert." Tags drauf wird gemeinsam gefrühstückt.

Stadtpolitik: "nie heile Welt in Bad Brückenau" 

Reichlich vier Jahre hatte die ehemalige Rathauschefin Zeit, Abstand von der Stadtpolitik zu gewinnen. Es scheint so, als habe sie - noch vor Corona, Ukrainekrieg und  Energiekrise - in seligen Zeiten agieren können, als noch Geld da war. Erlebte die Kurstadt danach einen Niedergang, siehe Therme Sinnflut?

"Bad Brückenau hat noch nie eine heile Welt gehabt", antwortet die Altbürgermeisterin. Die Stadt habe immer mit Finanznot gekämpft, weil sie als Mittelzentrum mit wenig Einnahmen relativ große Belastungen stemmen müsse, auch durch die Kur.

Positiver Blick auf Zustand der Stadt

In ihrer Zeit sei auch viel gespart worden, Hauptaufgabe sei das Beiholen von Geldern gewesen. Das war nie einfach; sie habe glücklicherweise auf ein eingeschworene, erfahrene Mannschaft bauen können.

Nach ihrer Amtszeit ging "nicht alles den Bach runter, auch jetzt nicht." Die Stadt werde sich wieder fangen.

Wunsch an Marberg: sich berappeln und einig sein

Von ihrem Nach-Nachfolger Jan Marberg (SPD) und dem Stadtrat erhofft sie sich, "dass sie sich nach schwierigen Zeiten berappeln und vor allem zusammenhalten". Es liege viel am Bürgermeister, den Stadtrat zu einen. Dort müsse man vorurteilsfrei auch die Meinung anderer hören.  

Brigitte Meyerdierks sitzt auf ihrem Balkon, mit herrlichem Blick auf die Kurbauten im Staatsbad und hinüber zum Dreistelz. "Es geht mir gut", sagt sie. Man glaubt es ihr sofort.

Keine besonderen Pläne für die Zukunft

Für die Zukunft plant die 70-Jährige "nichts Besonderes". Im September fährt sie an den Gardasee - wie jedes Jahr. Daheim will sie nach dem Haus schauen, allgemein fit und gesund bleiben. Das Amt als Stellvertretende Landrätin möchte sie weiter ausfüllen - auch als Verbindung zum intensiven politischen Leben früherer Tage.

Ob sie in zwei Jahren nochmal für den Kreistag in Bad Kissingen antritt, weiß sie nicht. "Ich entscheide je nachdem, wie ich beieinander bin." Alles kann, nichts muss. Und das findet Brigitte Meyerdierks gut so.

 

Mehr zu Brigitte Meyerdierks und dem Brückenauer Geschehen lesen Sie hier:

 
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