LKR Bad Kissingen
Brexit-Panik? Nicht bei uns!
Am Mittwoch will Großbritannien den EU-Austritt beantragen. Viele Firmen im Landkreis haben Geschäftsbeziehungen dorthin - und keine Angst vor der Zukunft.
Am Mittwoch, 29. März, beginnt der Ausstieg: Großbritannien befindet sich auf dem Weg aus der EU. Jedoch: Von Brexit-Panik keine Spur. So fürchtet nur eine von zehn Firmen in Deutschland eine starke Auswirkung auf ihr eigenes Geschäft durch den möglichen Ausstieg Großbritanniens aus der EU, sagt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dieses Ergebnis scheint sich auch auf den Landkreis übertragen zu lassen. Unter den Geschäftsführern der Firmen in der Region, die mit England Geschäfte machen, scheint "Abwarten" die ausgegebene Devise zu sein.
Die Firma Mondi in Hammelburg stellt Säcke für die chemische Industrie her. Pro Jahr werden 60 Millionen Säcke allein in Hammelburg ausgeliefert. Auch nach England. Siegfried Holley ist Mondi-Versandleiter, er schätzt, dass pro Monat 150.000 auf die Insel geliefert werden. "Das Problem, das ich sehe, ist die Möglichkeit, dass es wieder einen Zoll geben wird und damit mehr Arbeit und höhere Kosten." Da Mondi rund um die Welt vertreten ist, gehören Zollbarrieren zum Firmenalltag. "In Europa haben wir nur noch zwei Zollschranken. Ich persönlich finde es sehr schade, wenn die Briten es tatsächlich durchziehen."
Mit der Firma Prospega aus Bad Kissingen dürfte jeder schon einmal in Berührung gekommen sein, auch ohne es zu wissen: Die Agentur bringt Werbung wie Flyer oder Werbebeilagen zum Verbraucher und zum Kunden. Pro Jahr sind es 1,4 Milliarden Prospekte. Die Beziehung zu Großbritannien ist eng, sagt Matthias Schmitt, Leiter Mediaeinkauf national und international. "Auf der Insel arbeiteten wir mit der Royal Mail, die mit unserer Post vergleichbar ist, eng zusammen." Aber auch unabhängige Dienstleister sorgen dafür, dass die Werbeprospekte in die Briefkästen verteilt werden. "Großbritannien ist für unsere Kunden schon immer aufgrund der fremden Währung mit den Unwägbarkeiten der Kursschwankungen verbunden", sagt Schmitt.
Matthias Schmitt ist mit dem Euro großgeworden. "Ich bin 32 Jahre alt und kann mich zwar noch an die Mark erinnern, mein Erleben aber ist an den Euro geknüpft." Er ist es gewöhnt, hürdenlos durch Europa zu reisen und hürdenlos Geschäfte zu machen - "bis auf England, da war die Hürde immer da". Und diese sieht er auch bei seinen Kunden. "Das britische Pfund war schon immer ein Hemmnis. Im Kopf vieler Menschen ist England einfach ,die Insel', und ich glaube, durch den Brexit könnte die Hemmschwelle noch anwachsen." Fürchtet Matthias Schmitt durch den möglichen anhaltenden Verfall des Pfunds eine Verteuerung der Produkte? "In unserem Metier werden europaweit die Preise verglichen - und da war England ein relativ günstiger Markt, wenn wir uns alternativer Dienstleister bedienen konnten. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es teurer wird - aber das liegt auch an dem Gefühl der Unsicherheit, das derzeit viele haben."
Nachdem Großbritannien am 23. Juni 2016 über den Brexit abgestimmt hatte, hatte dies direkte Auswirkungen: Das britische Pfunde wurde um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Euro abgewertet. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die erste Welle der Brexit-Wirkung auf verschiedene Wirtschaftszweige in Prozenten sichtbar gemacht. Gemäß dem IW hat beispielsweise die Branche Kraftwagen und Kraftwagenteile im vierten Quartal 2016 bei den Exporten in das Königreich 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebüßt.
Zu den großen Automobilzulieferern gehört die Firma GKN Sinter Metals in Bad Brückenau. Die Mutterfirma sitzt in England. Mehr als 56.000 Menschen arbeiten weltweit für GKN, vor allem für die Automobilindustrie, aber auch für die Luftfahrt. Karin Scheiner ist Personalleiterin in Bad Brückenau. Sie hält sich mit Spekulationen zurück: "Ich möchte kein Negativszenario malen. Mehraufwand durch Zölle ist möglich, aber da erst heute der Ausstieg beginnt, können wir noch gar nichts abschätzen."
Doch es sind nicht nur große Firmen, die vom Brexit betroffen sein können. Jürgen Schuhmann aus Burkardroth ist Hochbautechniker und arbeitet mit seiner Firma "Planung Bau Design Ltd." mit Architekten zusammen. Es sind die drei Buchstaben im Firmennamen, die ihn an Großbritannien binden. Ltd steht für "Limited" und bezeichnet eine britische Unternehmensrechtsform. Die Grundlage für deren Anerkennung ist die Niederlassungsfreiheit, wonach Unternehmen in allen EU-Mitgliedsstaaten Vertretungen gründen dürfen. Das sagt Jessica Schmitt, Gesellschaftsrechtlerin aus Bayreuth, gegenüber tagesschau.de. Die Ltd ist meist billiger und mit weniger Haftungsverpflichtungen ausgestattet wie etwa bei einer GmbH. Jürgen Schuhmanns Firma ist im britischen Brighton gelistet. "Sorgen mache ich mir keine, denn selbst wenn Großbritannien tatsächlich aus der EU austritt, brauchen die noch ein paar Jahre, bis sie eine Übergangslösung gefunden haben."
Viele Schulen in Bayern bieten einen Austausch mit Schülern von der Insel an. Hat der drohende Ausstieg Großbritanniens bereits jetzt Folgen für den Schüleraustausch, dass etwa das Angebot zurückgefahren wird? Elena Schedlbauer vom Bayerischen Kultusministerium: "Eine negative Entwicklung im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Austritt aus der EU kann bislang nicht festgestellt werden. Die Anzahl der Schulpartnerschaften mit Großbritannien - etwa 200 - sowie die Zahl der daran beteiligten Schüler in Bayern - mehr als 6100 pro Schuljahr - bewegen sich in den letzten Jahren auf etwa gleichbleibendem Niveau." Vor diesem Hintergrund sei es nicht zu erwarten, dass der Brexit hier Folgen haben werde. "Verbindliche Aussagen können jedoch erst nach Abschluss der Austrittsverhandlungen getroffen werden."
Die Firma Mondi in Hammelburg stellt Säcke für die chemische Industrie her. Pro Jahr werden 60 Millionen Säcke allein in Hammelburg ausgeliefert. Auch nach England. Siegfried Holley ist Mondi-Versandleiter, er schätzt, dass pro Monat 150.000 auf die Insel geliefert werden. "Das Problem, das ich sehe, ist die Möglichkeit, dass es wieder einen Zoll geben wird und damit mehr Arbeit und höhere Kosten." Da Mondi rund um die Welt vertreten ist, gehören Zollbarrieren zum Firmenalltag. "In Europa haben wir nur noch zwei Zollschranken. Ich persönlich finde es sehr schade, wenn die Briten es tatsächlich durchziehen."
Mit der Firma Prospega aus Bad Kissingen dürfte jeder schon einmal in Berührung gekommen sein, auch ohne es zu wissen: Die Agentur bringt Werbung wie Flyer oder Werbebeilagen zum Verbraucher und zum Kunden. Pro Jahr sind es 1,4 Milliarden Prospekte. Die Beziehung zu Großbritannien ist eng, sagt Matthias Schmitt, Leiter Mediaeinkauf national und international. "Auf der Insel arbeiteten wir mit der Royal Mail, die mit unserer Post vergleichbar ist, eng zusammen." Aber auch unabhängige Dienstleister sorgen dafür, dass die Werbeprospekte in die Briefkästen verteilt werden. "Großbritannien ist für unsere Kunden schon immer aufgrund der fremden Währung mit den Unwägbarkeiten der Kursschwankungen verbunden", sagt Schmitt.
Matthias Schmitt ist mit dem Euro großgeworden. "Ich bin 32 Jahre alt und kann mich zwar noch an die Mark erinnern, mein Erleben aber ist an den Euro geknüpft." Er ist es gewöhnt, hürdenlos durch Europa zu reisen und hürdenlos Geschäfte zu machen - "bis auf England, da war die Hürde immer da". Und diese sieht er auch bei seinen Kunden. "Das britische Pfund war schon immer ein Hemmnis. Im Kopf vieler Menschen ist England einfach ,die Insel', und ich glaube, durch den Brexit könnte die Hemmschwelle noch anwachsen." Fürchtet Matthias Schmitt durch den möglichen anhaltenden Verfall des Pfunds eine Verteuerung der Produkte? "In unserem Metier werden europaweit die Preise verglichen - und da war England ein relativ günstiger Markt, wenn wir uns alternativer Dienstleister bedienen konnten. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es teurer wird - aber das liegt auch an dem Gefühl der Unsicherheit, das derzeit viele haben."
Nachdem Großbritannien am 23. Juni 2016 über den Brexit abgestimmt hatte, hatte dies direkte Auswirkungen: Das britische Pfunde wurde um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Euro abgewertet. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die erste Welle der Brexit-Wirkung auf verschiedene Wirtschaftszweige in Prozenten sichtbar gemacht. Gemäß dem IW hat beispielsweise die Branche Kraftwagen und Kraftwagenteile im vierten Quartal 2016 bei den Exporten in das Königreich 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebüßt.
Zu den großen Automobilzulieferern gehört die Firma GKN Sinter Metals in Bad Brückenau. Die Mutterfirma sitzt in England. Mehr als 56.000 Menschen arbeiten weltweit für GKN, vor allem für die Automobilindustrie, aber auch für die Luftfahrt. Karin Scheiner ist Personalleiterin in Bad Brückenau. Sie hält sich mit Spekulationen zurück: "Ich möchte kein Negativszenario malen. Mehraufwand durch Zölle ist möglich, aber da erst heute der Ausstieg beginnt, können wir noch gar nichts abschätzen."
Doch es sind nicht nur große Firmen, die vom Brexit betroffen sein können. Jürgen Schuhmann aus Burkardroth ist Hochbautechniker und arbeitet mit seiner Firma "Planung Bau Design Ltd." mit Architekten zusammen. Es sind die drei Buchstaben im Firmennamen, die ihn an Großbritannien binden. Ltd steht für "Limited" und bezeichnet eine britische Unternehmensrechtsform. Die Grundlage für deren Anerkennung ist die Niederlassungsfreiheit, wonach Unternehmen in allen EU-Mitgliedsstaaten Vertretungen gründen dürfen. Das sagt Jessica Schmitt, Gesellschaftsrechtlerin aus Bayreuth, gegenüber tagesschau.de. Die Ltd ist meist billiger und mit weniger Haftungsverpflichtungen ausgestattet wie etwa bei einer GmbH. Jürgen Schuhmanns Firma ist im britischen Brighton gelistet. "Sorgen mache ich mir keine, denn selbst wenn Großbritannien tatsächlich aus der EU austritt, brauchen die noch ein paar Jahre, bis sie eine Übergangslösung gefunden haben."
Viele Schulen in Bayern bieten einen Austausch mit Schülern von der Insel an. Hat der drohende Ausstieg Großbritanniens bereits jetzt Folgen für den Schüleraustausch, dass etwa das Angebot zurückgefahren wird? Elena Schedlbauer vom Bayerischen Kultusministerium: "Eine negative Entwicklung im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Austritt aus der EU kann bislang nicht festgestellt werden. Die Anzahl der Schulpartnerschaften mit Großbritannien - etwa 200 - sowie die Zahl der daran beteiligten Schüler in Bayern - mehr als 6100 pro Schuljahr - bewegen sich in den letzten Jahren auf etwa gleichbleibendem Niveau." Vor diesem Hintergrund sei es nicht zu erwarten, dass der Brexit hier Folgen haben werde. "Verbindliche Aussagen können jedoch erst nach Abschluss der Austrittsverhandlungen getroffen werden."
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