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Ramsthal
Braucht es ein neues Baugebiet?
Der Gemeinderat diskutierte erneut über die Ausweisung des Siedlungsgebietes "Am Wengert".
Roland Herterich befürchtet eine Verödung des Ortskerns, wenn weitere Siedlungsflächen am Ortsrand ausgewiesen werden.  Archivfoto: Nicolas Thoma       -  Roland Herterich befürchtet eine Verödung des Ortskerns, wenn weitere Siedlungsflächen am Ortsrand ausgewiesen werden.  Archivfoto: Nicolas Thoma
| Roland Herterich befürchtet eine Verödung des Ortskerns, wenn weitere Siedlungsflächen am Ortsrand ausgewiesen werden. Archivfoto: Nicolas Thoma
Andreas Lomb
 |  aktualisiert: 19.08.2022 15:55 Uhr
Seit geraumer Zeit beschäftigt sich der Ramsthaler Gemeinderat mit der Ausweisung eines neuen Baugebietes am westlichen Ortsrand. Jetzt wurde dem Gremium der Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes des Baugebietes "Am Wengert" zur Entscheidung vorgelegt. Bis auf Roland Herterich stehen die Gemeinderäte dem Vorhaben positiv gegenüber. Herterich befürchtet eine ausufernde Siedlungsfläche und damit einhergehend eine Verödung des Ortskerns. "Das Baugebiet wird nicht gebraucht", stellte er fest. Er bezieht sich auch auf eine Entscheidung der Allianz "Fränkisches Saaletal", in der sich die Mitgliedsgemeinden, zu denen auch Ramsthal gehört, bereits 2014 für einen Verzicht auf neue Baugebiete ausgesprochen haben. Sie verpflichteten sich nach Herterichs Angaben zumindest zu einer ortsübergreifenden Koordination. Hier spricht er auch die Situation innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Euerdorf an. Bei einer Großgemeinde, die nach seiner Ansicht in einem überschaubaren Zeitraum kommen wird, würde sich die Entscheidung möglicherweise ganz anders darstellen. Er spricht vom Kirchturmdenken im Wettlauf um Einwohnerzahl und Finanzzuweisungen. In einer Bedarfsprognose bis 2021 sehe die Allianz ein deutliches Überangebot an Bauplätzen im Altlandkreis Hammelburg. Dies werde noch durch die wachsende Zahl von Leerständen verstärkt. Die Neubebauung alter Siedlungsfläche müsse Vorrang vor der Schaffung neuer Bauplätze haben. Wenn die ausgewiesenen Baugebiete nicht kostendeckend verkauft werden könnten, würden die Haushalte der Gemeinden über Jahrzehnte belastet. Bei einer möglich sinkenden Einwohnerzahl der Gemeinden werden die Bürger dann mit den zusätzlich entstehenden Kosten für Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur belastet. Er geht davon aus, dass in Ramsthal noch 15 Bauplätze vorhanden sind und die nun neu geplanten 15 Bauplätze nicht erforderlich sind. Die Kommunen haben nach seiner Ansicht mit Gebühren und Steuern Instrumente zur Verfügung, die das Horten von Bauland unattraktiv machen. Er fordert die Gemeinde auf, diese Möglichkeiten zu nutzen. Als letztes Mittel sieht er die Einführung eines Bauzwangs auf den jahrzehntelang unbebauten Bauplätzen. Im Rahmen einer kommunalen Allianz erwägt er auch den Weg durch gerichtliche Instanzen. Als Idee brachte er eine Verzinsung der Bauplätze über einen gewissen Zeitraum ins Gespräch, wenn diese durch die Gemeinde aufgekauft würden.


Schnell verkauft

Gemeinderat Michael Günder meint: "Wir werden uns die Zähne ausbeißen bei den Besitzern der unbebauten Bauplätze". Er gehe davon aus, dass die 15 neuen Bauplätze schnell vergeben sind. Sein Kollege Erich Krebs hält das neue Baugebiet für sinnvoll und machbar. Andere Gemeinden wiesen auch Baugebiete aus, und Ramsthal müsse attraktiv bleiben. Gemeinderat Edwin Metzler spricht sich für eine schrittweise Entwicklung des Gebietes aus. Andreas Günder meint, dass eine Strategie für den Ortskern erforderlich sei, aber eine Ausweisung des Baugebietes Sinn mache, weil die Stadtrandgemeinden von Schweinfurt den Bedarf nicht decken können und Ramsthal eine attraktive Alternative sein könne.


Mit einer Gegenstimme gebilligt

Martin Thürmer betont, dass er für Ramsthal spreche und nicht für eine mögliche zukünftige Einheitsgemeinde. Er spricht sich für das Baugebiet aus. Während früher zwei oder drei Generationen in einem Haus lebten, strebt heute jede Generation nach eigenen vier Wänden. Diesem Bedarf müsse die Gemeinde gerecht werden. Aus eigenen Erfahrungen auf der Suche nach einem Bauplatz kann Gemeinderat Markus Lomb berichten. Es gebe kaum eine Möglichkeit ein Baugrundstück zu erwerben. Er spricht sich für eine zukunftsorientierte Entscheidung aus, um Bürger im Ort zu halten.
Am Ende der Debatte sprach sich Gemeinderat mit der Gegenstimme von Roland Herterich für die Änderung des Flächennutzungsplanes und des damit verbundenen Bebauungsplanes aus.
 
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