Der Schrecken sitzt Christina Seufert am Montag noch in den Knochen. „Das war sehr aufregend alles“, fasst sie die Nacht zusammen. Gegen 4.30 Uhr sei sie wach geworden, weil die dreijährige Labrador-Hündin Dominica laut bellte. Zunächst habe sie die Hündin einfach beruhigen wollen, dann merkte sie jedoch, dass der Strom weg war. Aus der Suche nach der Ursache wurde am Ende ein Feuerwehreinsatz und schließlich eine größere Baustelle am Montag.
Zunächst erkundete Christina Seufert nachts die Umgebung. Dabei stieß sie zufällig auf einen Bayernwerk-Mitarbeiter, der das Umfeld des Sulzthaler Reitstalls nach der Ursache für einen Stromausfall um 2.55 Uhr absuchte. Vorerst ergebnislos. Als Christina Seufert zurück in die Wohnung wollte, entdeckte sie dann ein Feuer: „Es war ja alles dunkel, weil der Strom weg war, aber hinten auf der Wiese war ein heller Schein“, erzählt die Chefin des Sulzthaler Reitstalls.
Brandstelle südlich der Ställe
Christina Seufert informierte den Bayernwerk-Mitarbeiter und ihren Mann Thorsten. Alle eilten zum brennenden Stromkasten. „Mein Mann hat noch gesehen, wie der Deckel weggeschleudert ist“, berichtet die Pferdewirtin. Laut Bayernwerk-Sprecher Dr. Boris Plüschke handelt es sich um einen Mittelspannungsabzweigschrank an einem Masten südlich der Ställe.
„Wir haben alle unsere Feuerlöscher leer gemacht, aber das hat nicht gereicht“, fasst Christina Seufert die eigenen Bemühungen zusammen, den Brand zu löschen. Der Kasten habe lichterloh gebrannt. Er stand zwar einige Meter von der Holzhalle entfernt, aber die Angst sei groß gewesen, dass der starke Wind das Feuer anfacht und bis zu den Ställen trägt. Auch einige Pferde seien unruhig geworden. „Wir haben mehrere Tiere raus auf die Koppel gelassen, damit sie sich austoben können“, sagt die gelernte Pferdewirtin.
Einsatz der Feuerwehren aus Sulzthal und Wirmsthal
Löschen konnte das Feuer erst die Feuerwehr. Einsatzleiter Marcel Paries hat sich nach eigenen Worten zunächst vergewissert, dass der ganze Bereich stromlos geschaltet war. Gegen 5 Uhr sei die Sulzthaler Feuerwehr ausgerückt, um die Löschwasserversorgung an dem abgelegenen Hof zu gewährleisten, seien die Wehren aus Euerdorf und Wirmsthal nachalarmiert worden. Rund 16 Feuerwehrleute waren gut eineinhalb Stunden im Einsatz.
„Bis zu 1000 Haushalte waren kurzzeitig ohne Strom “, fasst Bayernwerk-Sprecher Plüschke die Auswirkungen des Brandes zusammen. Die Servicemitarbeiter des Bayernwerks hätten dafür gesorgt, dass die meisten Haushalte schnell wieder Strom hatten. Kurze Ausfälle von zum Teil nur Sekunden habe es bis nach Burkardroth, Reiterswiesen, Hausen, Großenbrach oder Aschach gegeben. Einzelne Haushalte in Ramsthal, Euerdorf und Sulzthal waren länger als eine Stunde ohne Strom .
Kurz vor 6 Uhr waren alle wieder am Netz
„Gegen 5.46 Uhr waren auch die letzten Haushalte wieder mit Strom versorgt, nachdem das Bayernwerk ein Aggregat in Betrieb genommen hatte“, berichtet Plüschke. Am Montag ersetzten Mitarbeiter der Firma „Elektrobau Bellinger GmbH“ im Auftrag des Bayernwerks den ausgebrannten Abzweigschrank durch eine so genannte Abzweigmuffe. Das bedeutet: Der Kasten mit der Möglichkeit, die 20-Kilovolt-Leitung an der Stelle zu trennen, wurde abgebaut. Stattdessen legten die Arbeiter die Kabel mit einem Bagger frei und verbanden sie direkt. Die Arbeiten waren laut Bayernwerk am Montagnachmittag abgeschlossen, das Kabel sollte noch am Montag wieder in Betrieb genommen werden.
„Wir sind natürlich froh, dass es alles so glimpflich abgegangen ist“, sagt Reitstall-Chefin Christina Seufert am Montag. Auch die Lösung mit einer Muffe, also einer reinen Verbindung der Kabel, in der Erde begrüßt sie, weil dadurch hoffentlich von dem Knotenpunkt im Netz keine Brandgefahr mehr ausgehe.
Brand durch Schaltversuch ausgelöst
Zur Brandursache teilte Bayernwerk zunächst mit, dass diese ungeklärt sei. Die Hammelburger Polizei vermutete in ihrem Bericht einen „technischen Defekt“. Auf Nachfrage, weshalb rund eineinhalb Stunden zwischen Stromausfall und Brand lagen, hieß es von Bayernwerk am Montagnachmittag: „Der Auslöser der Störung war ein Defekt in der genannten Station. Der Brand ist tatsächlich erst um kurz vor fünf bei einem Schaltversuch aufgetreten.“ Die Ursache des Defekts sei nach wie vor unklar.
Eine grundsätzliche Überlastung des Stromnetzes in der bisher kältesten Nacht des Winters schließt Bayernwerk-Sprecher Plüschke auf Nachfrage aus: „Das war ein singuläres Ereignis, wir hatten sonst in der Nacht ein normales Meldegeschehen.“ In Unterfranken habe es außer dem Brand in Sulzthal überhaupt keine Störungen gegeben. Plüschke versichert, dass es ein Fehler vor Ort gewesen sei. Das Stromnetz sei trotz Energiewende stabil und auch für noch kältere Nächte gut gerüstet.
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