Die Bundesliga-Premiere für Mohammad Shadab hätte nicht besser laufen können. Als der Ringrichter die Hand des Bad Kissingers nach oben reckte, ging der Blick des 25-Jährigen gen Himmel. „Ich bin ein gläubiger Mensch. Ich habe Gott gedankt für seinen Beistand. Mein erster Bundesliga-Kampf war nicht einfach, aber ich wollte für mein Team alles geben.“ Im Trikot des MBR Hamm gewann der Mittelgewichts-Boxer vom TSV Bad Kissingen gegen Alexander Bukriev. Ein wichtiger Erfolg für den Märkischen Box-Ring zum 11:10-Gesamtsieg über den BSK Hannover/Seelze. Zwei Punkte gibt es für den Sieger, der Verlierer bekommt einen sogenannten Antrittspunkt.
„Mohammad hat einen sehr guten Kampf abgeliefert gegen einen unbequemer Gegner, der einen Kopf größer war. Aber Mohammad hat nach einer schwierigen ersten Runde die Wege clever kurz gemacht und unter der langen Führhand des Gegners seine Schläge besser durchgebracht“, sagt MBR-Vorsitzender und -Trainer Ralf Gerards. Während der Kurstädter einer der wenigen Box-Importe der Westfalen ist, setzen die Niedersachsen, obwohl ein starker Verband fast ausschließlich auf externe Wettkämpfer, darunter ein Quartett aus dem Landesverband Bayern. Mohammad-Gegner Bukriev ist aus dem Landesverband Berlin.
Der Gegner ist kein Unbekannter
Seinen Kontrahenten hatte Shadab bereits bei den Deutschen Meisterschaften in Heidelberg besiegen können. „Das war wohl mit ein Grund, warum Bukriev seinen Kampfstil geändert und sehr unsauber gekämpft, viel geklammert und gehalten hat. Eine Verwarnung wäre für mich die logische Folge gewesen, was zu einem Punktabzug geführt hätte. Der Ringrichter beließ es aber bei Ermahnungen“, sagt Edgar Feuchter, der seinen Schützling gewohnt konzentriert und fokussiert erlebte. Ein Eindruck, den der 25-Jährige bestätigt. „Ich war tatsächlich nicht nervös. Bei der medizinischen Untersuchung einige Stunden vor dem Wettkampf meinte die Ärztin, dass mein Puls und der Blutdruck sehr gut seien. Das hat mich zusätzlich motiviert.“
Nur kurz beeindruckt
Die „neue“ taktische Ausrichtung seines Widersachers hatte Shadab nur kurz beeindruckt, „denn auf diesem Niveau muss man damit rechnen, dass sich der Gegner etwas einfallen lässt.“
Der Trainer des TSV Bad Kissingen hatte seinen Schützling auf die 320 Kilometer lange Fahrt nach Hamm auch deswegen begleitet, um die Verantwortlichen im Märkischen Box-Ring besser kennen zu lernen. „Ralf Gerards und seine Mitstreiter sind sehr nette und sportlich sehr engagierte Menschen. Und die Boxer kennen sich sowieso untereinander. Da ist Mohammad gut aufgehoben, zumal im Team ein weiterer gebürtiger Afghane ist“, so Feuchter.
Über 200 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten die sieben Wertungskämpfe sowie einige Rahmenkämpfe verfolgt – eine Kulisse, mit der Gerards gut leben konnte. „In Hamm sind die Bundesliga-Handballer vom ASV oder die Hammer ’Eisbären’ im Eishockey die Zugnummern. In Bayern kommen auch mal über 1000 Zuschauer in ein Festzelt, das ist so bei uns nicht denkbar.“
Weiter geht es in Chemnitz
Seinen nächsten Bundesliga-Kampf bestreitet Mohammad Shadab, der seinen Premieren-Sieg in der Bundesliga bescheiden mit einem Essen mit Freunden feierte, am 25. Februar beim BC Chemnitz, der im Januar seinen Auftaktkampf in Hannover mit 10:11 verloren hatte. Gegner bei den Sachsen ist der mehrfache Deutsche Meister Silvio Schierle. „Das ist eigentlich ein Halbschwergewichtler, der runter ins Mittelgewicht ging. Wir wollen in die Play-offs, also müssen wir gewinnen, auch wenn es gerade auswärts immer schwer ist“, weiß Ralf Gerards.
In Chemnitz will Edgar Feuchter ebenfalls mit dabei sein, „aber dann schaffe ich es zeitlich wohl nicht mehr zu weiteren Bundesliga-Kämpfen“, so der TSV-Trainer. Denn die Erfolge haben die Boxer aus der Kurstadt begehrt gemacht. Im Deutschlandpokal, im Team des SC Bavaria Landshut, könnte neben Kai Friedensohn demnächst auch Florian Säwert für die Niederbayern antreten, quasi als Shadab-Ersatz im Mittelgewicht. Eine aktuell Einladung zu einem Wettkampf kam vom niedersächsischen BC Münden. Und auf dem Würzburger Kiliani-Fest soll eine verstärkte Bad Kissinger Auswahl in einem internationalen Kampf gegen die Slowakei antreten. „Die Verhandlungen laufen“, so Feuchter.
Für den randvollen Terminkalender sorgen zudem die nordbayerischen Jugendmeisterschaften in Feuchtwangen (18./19. März) sowie die bayerische Jugendmeisterschaft in Würzburg (25./26. März). Bei einem Turnier in Erfurt war der TSV Bad Kissingen unlängst mit zwei Boxern vertreten. Florian Säwert bot, außerhalb einer Wertung, einen starken Kampf gegen den amtierenden deutschen Jugendmeister, während Neuzugang Justin Arnold seinen Kampf nach Punkten verlor, dabei aber durch starkes Nasenbluten gehandicapt war.
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