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Bad Kissingen
Boxnacht in Bad Kissingen: Firat Arslan ist der Ehrengast
Firat Arslan, ein Champion mit 54 Jahren, betritt die Bühne in Bad Kissingen. Ein exklusives Interview über Kampfgeist und Lebensphilosophie.
Boxnacht in Bad Kissingen mit Weltmeister Firat Arslan       -  Unser Bild vom vergangenen Jahr zeigt Firat Arslan nach seinem WM-Sieg durch Knockout gegen Edin Puhalo, womit sich der damals 53-Jährige zum ältesten Weltmeister in der Box-Geschichte kürte.
Foto: Jan-Philipp Strobel (dpa) | Unser Bild vom vergangenen Jahr zeigt Firat Arslan nach seinem WM-Sieg durch Knockout gegen Edin Puhalo, womit sich der damals 53-Jährige zum ältesten Weltmeister in der Box-Geschichte kürte.
Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 07.11.2024 02:42 Uhr

Theoretisch könnte Firat Arslan bei der Bad Kissinger Boxnacht am Samstag, 2. November, ebenfalls in den Ring steigen. Der 54-Jährige steht schließlich noch voll im Saft, achtet penibel auf seine Ernährung und einen gesunden Schlaf - ist aber schlichtweg zu gut für etwaige Konkurrenten in der Bayernhalle. Im vergangenen Jahr wurde der Baden-Württemberger in der WBA-Gold World Championship Weltmeister im Cruisergewicht.

Mit seinem KO-Sieg in der sechsten Runde über den Bosnier Edin Puhalo kürte sich Arslan zum ältesten Box-Weltmeister . „In den vergangenen zehn Jahren habe ich nur noch aus Leidenschaft geboxt. Auch, um zu beweisen, was möglich ist.“ Sein Karriere-Ende hat der Profi-Boxer noch nicht verkündet: „Es gibt Gespräche. Kommt im Frühjahr 2025 ein gutes Angebot, würde ich ein allerletztes Mal in den Ring steigen. Ich bin jedenfalls topfit und trainiere weiter bei meinem väterlichen Freund Ted Lackner.“

Hallo Herr Arslan, am Samstag sind Sie Ehrengast bei der Bad Kissinger Boxnacht. Ist das Ihr erster Besuch an der Fränkischen Saale?

Firat Arslan: Ich muss zugeben, dass ich Franken eigentlich nur aus meiner Zeit in Nürnberg ein bisschen kenne, weil von dort mein damaliger Trainer Günther Meier kam. Der war seinerzeit der Landestrainer von Baden-Württemberg, sodass wir mal in Nürnberg oder in meiner Heimat trainiert haben. Günther habe ich sehr viel zu verdanken, weil ich bei ihm das Box-ABC gelernt und mit ihm auch meine ersten großen Erfolge gefeiert habe. Was viele vielleicht nicht wissen: Günther war in seiner aktiven Zeit eine echte Größe im deutschen Boxsport, nahm 1972 an den Olympischen Spielen in München teil und hat nach seiner Karriere noch Sport studiert.

Sie folgen einer Einladung von Robert Manhardt. Woher kennen Sie den Hotelier und Unternehmer, der in Bad Kissingen ein großes Projekt umsetzt?

Robert ist ein Unterstützer, aber noch mehr ein Freund, den ich über einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt und dem ich sehr viel zu verdanken habe. Unter anderem hat er das Innendesign meiner Boxschule gestaltet. Was ich an Robert so sehr schätze, ist seine Bodenständigkeit. Einfach ein guter Typ, aber auch ein guter Sportler, mit dem ich schon zusammen trainiert habe.

Was wünschen Sie sich für den Samstagabend?

Ich wünsche mir faire Kämpfe auf hohem Niveau. Der Bessere möge gewinnen, der Unterlegene ehrenvoll verlieren. Auch wenn ich Profi bin, bleibe ich dem Amateursport nicht zuletzt durch meine Boxschule immer verbunden. 92 meiner Kämpfe habe ich ja als Amateur bestritten.

Es sind viele junge Boxer im Ring. Haben Sie für die einen Ratschlag parat?

Für meinen ersten WM-Titel habe ich 19 Jahre Anlauf gebraucht. Ich kam aus einem Dorf und war kein großes Talent. Obwohl mir viele Eigenschaften gefehlt haben, habe ich es mit Fleiß, Wille und Beharrlichkeit in die Weltspitze geschafft. Meine Botschaft ist: Wer fleißig ist, nie aufgibt und hart an sich arbeitet, wird belohnt und Erfolg haben. Unabhängig, ob einer Weltmeister wird oder nicht. Das versuche ich auch bei meinen Motivationsseminaren oder ehrenamtlichen Tätigkeiten an Schulen zu vermitteln. Mich haben früher die Rocky-Filme inspiriert. Da wurde ein Außenseiter zum Star, das wollte ich auch schaffen.

Boxnacht in Bad Kissingen mit Weltmeister Firat Arslan       -  Unser Bild zeigt Firat Arslan bei seinem WM-Kampf gegen Edin Puhalo. Am Samstag, 2. November, ist der 54-Jährige der Ehrengast bei der Bad Kissinger Boxnacht.
Foto: Jan-Philipp Strobel (dpa) | Unser Bild zeigt Firat Arslan bei seinem WM-Kampf gegen Edin Puhalo. Am Samstag, 2. November, ist der 54-Jährige der Ehrengast bei der Bad Kissinger Boxnacht.

Ihre Philosophie vermitteln Sie sicher auch in Ihrer Boxschule…

Absolut. Bei mir trainieren bereits Kinder ab fünf Jahren, wobei es da mehr um die Gesundheit als den Wettkampfsport geht. 95 Prozent sind Hobbysportler. Ich will jedenfalls nicht, dass meine Schüler verheizt werden, auch wenn sich diesbezüglich vieles verbessert hat. Durch Social Media kommen Missstände viel schneller ans Tageslicht.

Wer waren Ihre Vorbilder?

Muhammad Ali war für mich sportlich wie menschlich ein Riese. Einer, der aus Überzeugung gehandelt und sich für seine Mitmenschen eingesetzt hat. Aber es gibt viele andere Boxer, die ich bewundere. Einen Mike Tyson zum Beispiel für seine Beweglichkeit. Oder Bernhard Hopkins, der vor mir den Altersrekord für einen Weltmeister hielt.

Sollen Ihre Kinder mal in den Ring steigen?

Mein Sohn und meine Zwillingstöchter trainieren in meiner Boxschule mit. Ich will, dass sie es können. Boxen trainiert den ganzen Körper, aber auch den Geist. Den Wettkampf empfehle ich aber nur den Fleißigen, die den nötigen Biss haben. Wir haben einen Top-Trainer in unserem der Boxschule angegliederten Verein, der da genau hinschaut. Fußballer verlieren nur ein Spiel, beim Boxen riskiert man seine Gesundheit.

Sie leben mit Ihrer Familie in Donzdorf, in der Nähe von Göppingen. Geht man da als Sport-Fan eher zum Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen oder doch ins nahe Stuttgart zum VfB?

Ich bin VfB-Fan, kenne auch Jogi Löw oder Kevin Kuranyi gut. Aber ich schaue mir auch Fußballspiele beim Göppinger SV und selbstverständlich auch Handballspiele an, wenn es die Zeit zulässt. Der ehemalige Frisch Auf-Spieler Mimi Kraus ist ebenfalls ein guter Freund von mir.

Vor wenigen Jahren war der leider verstorbene René Weller zu Gast bei der Bad Kissinger Boxnacht. Gab es Berührungspunkte, denn er war ja wie Sie Baden Württemberger?

Natürlich. Er war bei einigen meiner Kämpfe als VIP-Gast in Göppingen, aber auch ich habe ihn noch live im Ring erleben dürfen. Rene hat viel für den Boxsport getan und verstand es auch, sich zu vermarkten.

Wie beurteilen Sie den Showkampf zwischen Stefan Raab und Regina Halmich? War das für Sie Klamauk oder gute Werbung für den Boxsport?

Ich habe den Kampf sogar live gesehen, weil ich Regina gut kenne. Wir haben beide schon unter Torsten Schmitz trainiert, haben gemeinsam Trainingslager besucht und mit Christoph Schickhardt auch den selben Anwalt. Ich fand es gut, wie dieses Event aufgezogen wurde. Acht Millionen haben zugeschaut, das war definitiv gute Werbung für den Sport, auch fürs Frauenboxen.

Regina hatte nach den vielen Jahren ohne Wettkampf eine Wahnsinnsform und hat das super gemacht, vor allem angesichts des enormen Gewichtsunterschieds. Am nächsten Morgen saß ich mit ihr noch gemeinsam am Frühstückstisch. Aber auch Stefan fand ich super, den ich sowieso mag. Ich habe übrigens schon mal bei der Wok-WM mitgemacht. Hut ab vor den Leistungen beider Sportler.

 
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